Planet im Aufbruch
tot.«
»Ganz und gar nicht.«
»Und der andere, Stark, auch.«
»Stimmt nicht, ich lebe noch.«
»Vor etwa einer Stunde hat man es uns mitgeteilt.«
Stark warf einen Blick auf Gelmar, dessen Gesicht unbewegt blieb. »Ferdias hat Ihnen das gesagt. Der Schutzherr.«
»Ja. Man verbot uns, zu landen, und da wir wissen, wie gespannt die Lage auf Skaith ist … nun, da Sie beide tot sein sollten, sahen wir keinen Grund. Wir waren eben dabei, die Umlaufbahn zu ändern, bereiteten uns auf den Sprung vor. In zwanzig Minuten wären wir fort gewesen.«
»Bleiben Sie über Ged Darod auf der Umlaufbahn«, sagte Ashton, und Schweiß rann ihm über das Gesicht. Er wischte ihn weg. »Wir räumen hier auf. Wir teilen Ihnen mit, wenn sicher gelandet werden kann. Halten Sie den Kanal offen.«
»Verstanden«, sagte die Stimme.
Ashton sah seinen angenommenen Sohn an. Beide sagten kein Wort. Worte hätten nicht ausdrücken können, was sie fühlten.
Die Staubwolke über der Straße der Stabträger blieb stehen. Sie zog sich zusammen und bewegte sich nicht weiter, während der Staub niedersank und die Anführer zu erkennen versuchten, was sich in Ged Darod abspielte.
Nach einiger Zeit konnten Alderyks scharfe Falkenaugen die verschieden gefärbten Gruppen erkennen, mattes Purpur, Rot, Weiß, Grün, Gelb und Braun, das ausgebleichte Leder der Vermummten, und hinter ihnen eine größere Menge grün-goldener Wesen, in ihrer Mitte dunkle Geschöpfe auf hohen Wüstentieren, die wie Vögel aussahen, die gleich auffliegen würden.
Und die Flügel des Fallarin schickten einen wilden Wirbelwind über die Ebene von Ged Darod, der ein staubiges Willkommenszeichen setzte.
Die sechs alten Männer in Weiß – Gorrel war gestorben – saßen in einer hochgelegenen Kammer, von der die herrlichen Tempel zu sehen und die sanften Glocken zu hören waren. Das Licht der alten Sonne war jedoch von Rauchschwaden verdunkelt.
Neben den Schutzherren standen fünf rote Stabträger, der Rest der Zwölf; die anderen waren bei der Verteidigung ihrer Herren gefallen oder hatten Verwundungen davongetragen. Der Raum und sein Vorzimmer waren von Leichen übersät. Die Inselmenschen stießen sie beiseite, um Platz zu schaffen. Sie starrten aus wilden, kleinen Augen auf die Männer und die Hunde, die ihnen ein weiteres Töten verwehrten.
Die Hunde knurrten und winselten und ließen ihre mächtigen Schädel sinken. Sie dachten an die Nebel, an den Schnee des Herzens der Welt, wo sie den sechs alten Männern gedient hatten.
Pedrallon fragte: »Wo ist Llandric?«
»Wir mußten unbedingt deinen Sender-Empfänger finden«, sagte Ferdias. »Er hat die Befragung nicht überlebt.«
Der Rücken des Schutzherren war so aufrecht wie immer. Die Inselmenschen sah er mit einem verächtlichen Blick an. Er zeigte weder Schwäche noch Furcht.
Pedrallon war sehr zornig. »Ihr habt ihn ermordet. Ihr habt zugelassen, daß Hunderte von Menschen starben. Und als eure letzte Zitadelle von euren hungernden Kindern belagert wurde, habt ihr das Schiff fortgeschickt, daß ihnen hätte Hilfe bringen können.«
»Es ist eine Zeit der Veränderungen«, sagte Ferdias. »Eine zweite Wanderung. Wären wir nicht verraten worden, hätten wir sie überlebt. Ohne Verräter wäre diese letzte Zitadelle nicht gefallen. Wir hätten der Welt Frieden und Ordnung gebracht, wie schon einmal. Die Welt wäre kleiner geworden, das ist wahr. Aber es wäre unsere Welt gewesen, die Mutter Skaith, unberührt von fremder Art.«
Er wandte sich an Stark. »Wir haben anscheinend die Gunst der Mutter verloren. Warum, ist mir nicht klar. Dabei haben wir sie nur schützen wollen.« Er schwieg und sagte dann noch: »Wir sind bereit, zu sterben.«
»Ich wollte euch töten«, sagte Stark, »aber Ashton ist weiser als ich.«
Ferdias wandte sich mit eisiger Höflichkeit Ashton zu, der in der Zitadelle hoch im Norden monatelang sein Gefangener gewesen war.
»Die Schutzherren werden mit uns in dem Schiff fliegen«, sagte Ashton. »Nichts kann den Menschen deutlicher zeigen, daß auf Skaith eine neue Zeit angebrochen ist.«
»Man wird wissen, daß man uns gezwungen hat. Man wird die Außerirdischen nur um so mehr hassen.«
»Der Haß wird sich legen, wenn Nahrung und Arzneimittel eintreffen. Ihr könnt euren Fall vor dem Rat in Pax zu Gehör bringen. Ich glaube kaum, daß man euren Vorschlag, die Hälfte der Bevölkerung lieber verhungern als auswandern zu lassen, um euch an der Macht zu halten, gut finden
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