Planetenkrieg - Lebende Festung: Roman (German Edition)

wir in einem unwichtigen System sechzehn Aggressors verloren haben. Wir sind doch nicht dumm.«
    »Was treiben diese Menschen für ein Spiel? Das gibt doch keinen Sinn! Es besteht ja schließlich die Möglichkeit, dass unsere Leute diese Nachrichten dazu benutzen, um Informationen herauszuschmuggeln! Und die Mühe, so viele Gefangene unterzubringen? Ich wünschte , ich könnte die verstehen.«
    »Ich auch«, erklärte Beor. »Versuchen Sie es eben.«
    »Schicken wir die Lebensmittel?«, wollte To’Jopeviq wissen.
    »Ja. Spricht wenig dagegen. Der Kostenaufwand dafür ist trivial. Was sie damit anfangen werden, ist natürlich die Frage. Sie können unsere Lebensmittel ja schließlich nicht essen.«
    Danas Finger zuckten einen Augenblick vor der Luke, schlossen sich zu einer Faust, öffneten sich wieder. Sie schickte sich schon an, wieder wegzugehen, klopfte dann aber zweimal kräftig.
    »Herein!«
    Dana öffnete die Luke, trat ein, schloss sie und nahm Haltung an. »Coxswain’s Mate Drei Dana Parker bittet den Chief Petty Officer sprechen zu dürfen, Chief«, sagte Dana. »Gemäß Weisung offene Türen.«
    »Ja, bitte?« Chief Barnett lehnte sich zurück. »Hoffentlich keine Beschwerde von wegen Gleichstellung.«
    »Nein, Chief«, sagte Dana. »Ich … ich möchte gerne mit Ihnen sprechen. Sonst muss ich zu den Gehirnklempnern.«
    »Die Gefangenen?«, fragte Barnett und atmete aus. »Setzen Sie sich, Dana.«
    »Ja, Chief.« Dana nahm Platz.
    »Hat mich gefreut, dass Sie den Mate Drei geschafft haben.« Barnett verschränkte die Hände hinter dem Kopf. »Und als ich erfuhr, worin der Einsatz bestehen sollte, habe ich mir beinahe überlegt, wie ich Ihr Boot da raushalten kann.«
    »Ganz gleich, in welcher Stadt man die abgeladen hat«, sagte Dana, »es gibt dort ganz bestimmt jemand, der Angehörige verloren hat. Ich bin nicht die Einzige in meiner Rotte, die ihre Familien im Los-Angeles-Becken verloren hat.«
    »Ja, ich weiß, da sind nicht viele als Dreijährige davongekommen.« Barnett lehnte sich wieder vor. »Also, wie sieht’s in Ihnen aus, Komet?«
    »Es schwankt.« Dana atmete tief durch. »Ich habe immer wieder große Wut. Es ist so, als hätte alles wieder von vorne angefangen, die Trauer, das Leid und alles das. Ich merke, dass ich anfange, Leute anzufahren. Neulich hätte ich Thermo gegenüber fast durchgedreht. Nichts Besonderes, bloß so ein dummer Witz, den er gemacht hat. Er hat mich ganz normal behandelt, so wie er jeden behandelt. Nicht einmal … Nein, er ist wirklich nicht zu weit gegangen. Etwas, worüber wir normalerweise bloß lachen. Und ich wäre beinahe auf ihn losgegangen.«
    »Vorgesetzte tätlich anzugreifen, wird nicht besonders gern gesehen.«
    »Aye, aye, Chief.« Dana nickte. »Das war ja auch einer der Gründe, weshalb ich’s nicht getan habe. Aber der eigentliche Punkt ist, dass es gar nichts war, weswegen man durchdrehen muss. Ich war nur einfach aufgeputscht.«
    »Bei all den Wundern der modernen Medizin, die uns zur Verfügung stehen«, sagte Barnett, »bei all der Glatun-Technologie, die wir inzwischen übernommen haben, gibt es immer noch keine echte Heilung für einen posttraumatischen Schock. Die Hirnklempner können auch bloß die Symptome kurieren, Depressionen, Schlafstörungen …«
    »Verstanden, Chief.«
    »Und wenn ich Sie zu den Hirnklempnern schicke, werden Sie beurlaubt«, sagte Barnett. »Und deshalb würde ich das lieber nicht tun. Andererseits will ich auch niemand am Steuer eines Boots haben, der durchdrehen könnte.«
    »Und deshalb bin ich hier«, sagte Dana.
    »Sie wollen also Ihr Steuerrad abgeben?«
    Wenn man qualifizierter Coxswain war, bekam man als Symbol einen goldenen Anstecker mit dem Steuerrad eines altmodischen Segelschiffs.
    »Ich brauche Hilfe, um meine Entscheidung zu treffen«, sagte Dana.
    »Sie wollen mit jemanden darüber reden«, korrigierte sie Barnett. »Und das werden wir nicht hier und nicht jetzt tun. Sie sind heute nicht zum Dienst eingeteilt, versuchen Sie also, Ihr Temperament während Ihrer restlichen Wache zu zügeln. Im zivilen Sektor gibt es eine ›inoffizielle‹ Bar. Murphy’s. Kennen Sie die?«
    »Ich werde sie finden«, sagte Dana.
    »Wir treffen uns dort um neunzehnhundert«, sagte Barnett. »Besprechung beendet.«
    »Aye, aye, Chief.« Dana stand auf.
    »Und, Dana?«
    »Chief?«
    »Ganz im Ernst, halten Sie durch, wir brauchen jeden guten Spacer, den wir finden können.«
    »Aye, aye, Chief.«
    »Wir brauchen so etwas