Plantage der Lust: Erotischer Roman (German Edition)
die Entfernung konnte sie sehen, wie erschöpft und ausgemergelt viele von ihnen waren. Ein Aufseher auf einem Pferd stand drohend dabei, in der Hand hielt er eine Peitsche. Mit der Spitze der Peitsche bohrte er in die Hüfte eines Mannes, der auf den Knien lag und sich wie unter Schmerzen krümmte. Er erteilte einen scharfen Befehl. Zwei weitere Sklaven eilten heran, einer von ihnen humpelte. Sie packten den sich Windenden an Armen und Beinen und schleppten ihn fort.
Was wollte sie noch erwarten von einem Mann wie Dupont? Nein, sie durfte ihre Gefühle für ihn nicht groß werden lassen. Schlimm genug, dass es sie bereits derart zu ihm zog. Glück in der Liebe war ihr offensichtlich nicht vergönnt. Trotzdem musste sie zurück. Ob sie an der Innenseite des Waldrandes entlang nach Beaupay fand? Sie hatte keinerlei Orientierung mehr. Sollte sie lieber nach links oder nach rechts gehen? Rechts kam sie über kurz oder lang sehr nahe an die Felder und damit in die Reichweite des Aufsehers. Links musste sie an den Hütten vorbei. Sie entschied sich für die Seite der Hütten und lief los.
Nach ein paar hundert Metern meinte sie, zwischen den Bäumen einen Pfad zu erkennen. Vielleicht führte er sie irgendwohin, wo sie sich wieder zurechtfand? Ihr taten die Füße weh, ihr war heiß, und sie hatte Durst. Plötzlich stockte sie. Vor ihr, in etlicher Entfernung, bewegte sich etwas. Lief dort jemand? Ein Mann? Ein Spaziergänger? Spielten ihre Sinne verrückt? Sie kniff die Augen zusammen und beeilte sich, vorwärtszukommen. Wenn ja, vielleicht konnte er ihr Auskunft geben, wie sie zurückfand? Rasch verringerte sich der Abstand zwischen der Person vor ihr und ihr selbst. Diese Bewegungen, geschmeidig und aufrecht – das war Rodrique! Bestürzt schwankte Madeleine hin und her zwischen dem Wunsch, erneut davonzulaufen oder sich bemerkbar zu machen. So zielstrebig wie er sich bewegte, kannte er sich hier aus. Blitzartig entschied sie sich, ihm unauffällig zu folgen. Gleich, was er hier wollte, über kurz oder lang würde er zurück nach Beaupay müssen.
Der Weg wurde breiter und fester, es ging sacht bergab. Madeleine achtete sorgsam auf genug Abstand zu Rodrique, verbarg sich gelegentlich hinter Baumstämmen oder Sträuchern und verhielt sich so leise es ging. Durch die Stämme glitzerte es. Wasser? Sie erkannte einen kleinen See mitten im Wald. Über einen stattlichen Felsen plätscherte ein schmales Rinnsal hinein. Bei längerem Regen mochte ein Wasserfall daraus werden. An dem Felsen rankte sich Hibiskus empor, unzählige große rote Blüten neigten sich schwer nach unten. Madeleine schnupperte den süßen Duft und sah sehnsüchtig zu dem glasklaren Wasser, auf welchem die Sonne schimmerte. Wie gern hätte sie sich in dem sicher wunderbar kühlen Nass erfrischt.
„Du hast mich warten lassen“, hörte sie eine wohlklingende, aber vorwurfsvolle Frauenstimme. Erschrocken duckte sie sich hinter das verwachsene Holz eines ausladenden Baumes. Wer sprach hier? Und wo war Rodrique? Vor lauter Träumerei hatte sie ihn aus den Augen verloren. Zwischen zwei mannshohen Felssteinen, die am Ufer lagen, trat eine Frau hervor und ging Rodrique entgegen. Madeleine wagte kaum zu atmen. Die Frau und Rodrique waren gefährlich nahe. Nur wenige Meter trennten sie von ihrem Versteck.
„Tut mir leid, meine Liebe. Margaret kämpft wieder mit ihren Unpässlichkeiten. Um nicht endgültig als liebloser Gatte abgestempelt zu werden, musste ich ihr ein wenig Zeit widmen.“
„Das kommt davon, wenn man Geld heiratet.“
„Es ließ sich nicht vermeiden“, erwiderte Rodrique und strich sich über die Haare. Unvermittelt durchzuckte irritierende Sehnsucht Madeleine. Sie wollte seine Haare berühren, seine Wangen, seine Lippen, seinen Körper. Dieser Schuft! Wieso hatte sie noch immer Verlangen nach ihm, so niederträchtig er sich auch verhalten hatte? Und wer war diese Frau? Ihre Haut hatte die Farbe von Milchkaffee, schwarze Locken umrahmten ein ebenmäßiges Gesicht.
„Erzähl mir das, was mich interessiert.“
„Gehen wir ins Haus“, entgegnete Rodrique.
„Nein. Heute nicht.“
Madeleine runzelte die Stirn. Von welchem Haus war die Rede? Sie konnte nirgends ein Dach, einen Mauervorsprung oder dergleichen sehen.
„Dann setzen wir uns“, entschied er und zeigte zu den Felsen. Während er seine Jacke ausbreitete, um darauf Platz zu nehmen, lehnte sich die Frau mit angewinkelten Beinen an den Stein. Sie trug ein buntes Kleid mit
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