Plasma City
verbirgt.
Aiahs Herz schlägt in der Brust, als wäre es ein Gummihammer. Im Vorbeigehen schaut sie in Schaufenster, bis sie in einem reichlich mit Fliegendreck verzierten Fenster einer Imbissbude den Aufkleber des Wire entdeckt. Sie geht ins Lokal, steckt Münzen in die Maschine und wartet zwei Minuten mit schwit zenden Handflächen, bis der Zentralcomputer des Wi re die Story auf ihren Bildschirm überspielt hat.
Constantine, so liest sie, der umstrittene frühere Metropolit von Cheloki und der Held, dessen Leben dem Chromoplay Die Herren der Neuen Stadt als Vorlage gedient habe, soll sich dem Vernehmen nach von seiner langjährigen Gefährtin, der ebenfalls prominenten Sorya, getrennt haben. Er habe eigens die Premierenvorstellung des Chromos verlassen, um mit einer Unbekannten einige Stunden im Landmark Hotel zu verbringen. Angeblich soll er sich in der letzten Zeit schon mehrere Male mit der Dame getroffen haben, deren Identität die Neugierde von Millionen erregt. Soryas Reaktion auf die Enthüllungen sei nicht bekannt, und weder sie noch Constantine seien derzeit zu sprechen.
Ob sie den Artikel ausdrucken wolle? Aiah drückt energisch auf »Nein«. Wenn sie eine große Story wittern, setzen Reporter manchmal auch Plasmahunde ein, denkt sie, aber andererseits hat Constantine ihr erklärt, dass er von einem Magier alle Spuren im Hotelzimmer hat beseitigen lassen.
Nun gut, denkt sie, morgen wird es noch eine bessere Geschichte über Constantine geben. Vielleicht vergessen sie dann diese hier.
Sie denkt über Sorya nach, die prominente Dame aus der feinen Gesellschaft. Und sie denkt lächelnd an Soryas Reaktion.
Aiah verlässt den Imbiss und sucht sich zwischen den zahlreichen Passanten, die zum Essen unterwegs sind, ihren Weg. Zufällig kommt sie noch einmal an dem Gebäude vorbei, in dem Kremag und Partner untergebracht waren. Die Gegend riecht immer noch leicht nach Pfefferspray. Sie blickt zu der schmiedeeisernen Krone hinauf, die das Gebäude ziert. Fußgänger laufen vorbei, ohne dem Gebäude auch nur einen Blick zu schenken. Die Verhaftungen sind die Nachrichten von gestern.
Aiah geht zur Fabrik weiter. Sie muss helfen, neue Schlagzeilen zu produzieren.
■ ■ ■
In der dunklen Fabrik herrscht erwartungsvolle Stil le. Aiah ist seit fünf Stunden an ihrem Platz und kommt sich ausgesprochen nutzlos vor. Vielleicht hätte sie sich ein Buch oder eine Zeitschrift mitbringen sollen. Vielleicht hätte sie überhaupt nicht herkommen sollen. Sogar die Tauben scheinen zu wissen, dass es die Schicht ist, in der man normalerweise schläft. Sie dösen auf den Deckenbalken.
Zwei junge Jaspeeri-Magier tauchen in die Plasmaquelle. Teenager, denkt Aiah. Fast noch Kinder. Aber sie sollen nicht am Angriff teilnehmen; sie sind hier, um die Fabrik zu schützen. Ein weiterer Magier soll später kommen, um den eigentlichen Angriff zu koordinieren.
Ein halbes Dutzend Wachleute sind da, die jedoch zur zweiten Garnitur gehören. Sie bewegen sich nicht mit der gleichen unaufdringlichen und dennoch aufmerksamen Gewandtheit wie Constantines Leibwächter. Einige Kommunikationsspezialisten sind um ihre Apparate versammelt und überprüfen Funkgeräte und Leitungen. Sie tragen Zivilkleidung, aber ihr Gebaren wirkt militärisch, genau wie die makellos gewienerten Schuhe. Aiah ist die einzige Frau in der Fabrikhalle.
Abgesehen von den beiden Jungen hat Aiah noch keinen der Anwesenden vorher gesehen. Alle kennen sich nur mit Tarnnamen, was dem ganzen Ablauf die alberne Atmosphäre eines billigen Chromos verleiht. Aiah ist die Heldin, das scheint wenigstens logisch. Die Jungs sind die Magier Zwei und Drei. Magier Zwei ist der mit der dicken Brille. Magier Eins ist der ältere Magier, der noch kommen soll. Die anderen, die an den Kommunikationsapparaten sitzen oder die Funkgeräte bedienen, haben Namen wie Red oder Trucker oder Slim.
»Es geht los«, sagt Red zu niemand im Besonderen. Die Kopfhörer über die Ohren geklemmt, hört er den Funkverkehr ab. Die Ankündigung war überflüssig, weil ein ruckeliges Videobild aus Geymards Hubschrauber den Flug der Soldaten aus ihren Stützpunkten in der Timokratie nach Caraqui zeigt. Schildlicht blitzt auf den Rotoren, während die schwer bewaffneten grauen Maschinen durch den Himmel rasen. Die Raketen warten in stromlinienförmigen Hüllen auf ihren Einsatz. Schnelle Luftwagen, ebenfalls mit Munition voll gepackt, folgen mit einem gewissen Sicherheitsabstand. Geymard ist noch
Weitere Kostenlose Bücher