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Plattenbaugefühle: Jugendroman

Plattenbaugefühle: Jugendroman

Titel: Plattenbaugefühle: Jugendroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jannis Plastargias
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schauen beide weg. Danny scheint über etwas nachzudenken.
    »Nur einmal sage ich dir das«, sagt Danny mit ernster Miene. »Ich mag dich. Möchte meine Zeit mit dir verbringen. Fühle mich wohl bei dir. Wir sind wie Brüder«, betont er. Er habe immer so einen Bruder haben wollen wie mich. Mit Aaron sei es nie so gewesen, auch mit anderen Freunden nicht. Er werde weiterhin oft bei mir sein, wenn er das dürfe. Mit Giovanna – das sei etwas anderes. Er sei hetero, er wolle mit ihr knutschen und Sex haben. So sei das! Er nimmt mich in den Arm und flüstert: »Bruder, ich hab dich sehr gerne.«
    Das tut gut, so gut. Es beruhigt mich. Danny räuspert sich.
    »Darf ich dich etwas fragen, Jonas?«
    »Was denn?«
    »Ich habe dich die letzten paar Tage doch immer mit dem Schwulsein aufgezogen. Ich meine, ich wollte dich nicht ärgern, ich wollte ...«, er kratzt sich am Hinterkopf, wirkt unsicher, »ich wollte dir helfen ... ich mag dich so sehr und wollte dir einfach zeigen, dass es okay ist, wenn du ... schwul bist. Bist du es denn?« Sein Blick ist ernst.
    »Ich weiß es doch nicht!«
    »Denkst du beim Wichsen an Mädels oder an Jungs?«
    »Mh. Ich weiß nicht. Also, bisher ... ich habe diese Träume, verdammt!«
    »Welche Träume?«
    »Von Jungs eben, von diesem einen Jungen!«
    »Was machst du mit diesem Jungen?«
    »Mh ...«
    »Okayyy.«
    »Na, vielleicht bin ich ja schwul.«
    »Jonas! Es ist in Ordnung, Mensch!« sagt er verständnisvoll.
    »Ja?«
    »Ja!«
    »Nimmst du mich noch einmal in die Arme?« schaue ich ihn fragend an.
    »Klar, mein Bruder.« Er umarmt mich wieder, ganz lange, ich fühle mich wohl, ich bin glücklich. Dann löst er sich von mir, schaut mich an.
    »Wann wirst du Giovanna wiedersehen?«
    »Morgen, im Kino«, sagt er.

    Obwohl sich in der Schule nichts verändert hat, habe ich das Gefühl, dass mich die Mitschüler mit anderen Augen anschauen. Vor allem schaue ich sie anders an. Mohammed zum Beispiel, der gar nicht Mohammed heißt: Ich finde ihn hübsch, deswegen mag ich ihn. Das hätte ich noch vor kurzer Zeit nicht für möglich gehalten – einen Jungen einfach hübsch zu finden – es zu bemerken, als wäre es das Normalste auf der Welt – noch dazu jemanden, der so anders als ich ist, der einer völlig anderen Kultur angehört.
    Nach der Schule kommt Danny mit mir nach Hause, so wie in der Vorwoche; doch es ist irgendwie angespannt zwischen uns. Abends kriege ich einen Stich im Herzen, wie ein Dolch, der durchgestoßen wird, keine Ahnung, ich finde das Gefühl einfach nur schlimm. Als er zu Giovanna geht, ist es wie ein Abschied, obwohl wir uns am nächsten Tag wiedersehen werden. Alleine weine ich so lange, bis keine Tränen mehr aus mir herauskommen möchten, und dann geht es mir merkwürdigerweise gut. So gut, dass ich lesen kann. Nach einer Weile jedoch fühle ich mich einsam, rufe Fabi an, der mir ganz aufgeregt erzählt, dass er am Wochenende das erste Mal bei Sabrina übernachten werde: Sie habe sturmfrei, und ich könne mir ja vorstellen, was da passierte. Wieder dieser Dolchstoß durch mein Herz. Dabei sollte ich mich freuen für Fabi. Kann ich aber nicht! Scheiße!
    Ich schaue auf mein Handy. Meine Mama: ›Jonas, alles ist wieder gut. Gehen zusammen essen, dein Vater und ich. Kommen um zehn Uhr.‹ Meine crazy Mum, die immer wieder erwähnt, dass sie quasi das Mobiltelefon erfunden habe, dass sie so ziemlich als erste in Deutschland eines hatte, ihre Geschäfte damit abgewickelt habe und auch deswegen immer einen Schritt voraus gewesen sei.
    Kurz nach zehn stehen meine Eltern bei mir vor der Tür. Vermutlich ist es meine Mama, die klopft, denn mein Vater hätte mehr Power eingesetzt, wie ich ihn kenne. Er schaut mich mit so viel Zärtlichkeit im Blick an, wie ich es noch nie wahrgenommen habe, und denke, dass es vielleicht doch er war, der geklopft hat.
    »Manchmal weiß ich nicht, wie ich mit euch beiden umgehen soll, wirklich.« Er ist unsicher, ihm fehlen die richtigen Worte, so etwas hatte es früher nie gegeben. »Da macht deine Mutter so viel Wind. Dann du …« Er blinzelt mehrmals. Schaut mich an. Unruhig, unsicher. »Ich möchte dich und deine Mutter um eine Art Waffenstillstand bitten. Deine Mama hat eingewilligt. Du auch?«
    »Was meinst du denn mit Waffenstillstand?«, ich weiß gerade gar nicht, was er von mir will, »sind wir denn im Krieg?« frage ich ihn entsetzt.
    »Nein! Es ist einfach schwer für mich. Vielleicht wird es ja irgendwann normal.«
    »Mh ...«

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