Plattenbaugefühle: Jugendroman
Institutszentrum, die alle die EKS gelobt hatten, »weil die Schule einen guten Rektor hat!« ergänzt er.
»Schön, dass du neben der Schule Zeit findest fürs Theater!« Meine Mutter lächelt dabei breit und glücklich.
»Citizen Kane!« sagt Danny anerkennend, »ich habe gelesen, dass dieser Film ein Meilenstein in der Geschichte des Kinos ist!« Die DVD liegt schon seit Wochen neben dem Fernseher. Danny und ich sehen uns den Schwarz-Weiß-Streifen an, den mir meine Mama schon tausendmal als Kult-Film für Cineasten empfohlen hat. Wir sind beide fasziniert – er erinnert uns an Berlusconi – genial die Bilder, die Schnitte, die Musik.
»Bist du glücklich?« fragt Danny, als der Film zu Ende ist.
Die Antwort bleibt mir wie ein Kloß im Hals stecken.
»Ich finde es gerade schön!« sagt er, »der Stecher meiner Mutter ist endlich weg und sie ist entspannter«, seine Miene hellt sich auf, »mit Giovanna läuft es gut!«, er schaut mich an »ich habe einen Bruder, schaue coole Filme, die Schule kriege ich auch ohne größeren Schaden hin! Alles bestens! Erzähl du!« fordert er mich auf.
»Ja, bei mir auch … irgendwie.« Meine Worte fühlen sich traurig an. »Manchmal denke ich, dass es schöner wäre, wenn Afyon ein bisschen mehr wie du wäre«, sage ich ganz leise.
Er scheint mehr von mir zu erwarten. Ich gebe mir einen Ruck und erzähle ihm von meinem ersten Mal.
»So mit allem drum und dran?«, fragt er neugierig und laut.
»Was meinst du denn mit allem Drum und Dran?«
»Na, das eben ... Du weißt doch, was ich meine. Soll ich es aussprechen?« sagt er lachend.
»Nein, nein«, beeile ich mich zu sagen, »wir hatten Spaß! Es war unser erstes Mal und wir haben eben gemacht, was Jungs so machen!«
Bestimmt bin ich ganz rot angelaufen. Es ist mir unerklärlich komisch dabei zumute. Ich kann keine Einzelheiten erzählen, obwohl alle Bilder vor meinen Augen tanzen.
Danny schläft bei mir, ich finde es toll, doch am liebsten hätte ich Afyon an meiner Seite.
Am nächsten Tag rufe ich die Theaterfrau des ›Romeo und Julia Projekts‹ an. Sie ist sehr erfreut, weil gerade einer der wenigen teilnehmenden Jungen ausgefallen ist. Sie nennt mir den nächsten Termin, ich verspreche vorbei zu kommen und renne gutgelaunt zum Sportunterricht.
Es ist die dritte Woche, in der wir Badminton spielen. Bis jetzt war ich der einzige Junge im Kurs, die anderen haben sich natürlich in Fußball, Basketball, Leichtathletik und Schwimmen eingewählt. Doch heute kommt Ismet dazu, der Fußball-Gott. Er ist aus seinem Kurs geflogen, weil er sich ständig mit Mohammed, der nicht Mohammed heißt, angelegt hatte. Er macht die zwei Schulstunden über auf Macker, um den Mädchen zu imponieren, die angenervt von ihm sind.
»Halt endlich dein Maul!« schreit ihn Dilara an, »nimm dir ein Beispiel an Jonas!« sagt sie und zeigt auf mich. Ismet schnaubt.
Im Umkleideraum nimmt er seine Sachen und setzt sich ganz dicht neben mich, dabei haben wir die ganze Kabine für uns. Er zieht sich genüsslich neben mir aus, bis auf seinen Slip. Ich versuche immer auszuweichen, rutsche weiter nach rechts, obwohl mir der Anblick natürlich gefällt. Er kommt mir immer wieder näher. Bis er genau vor mir steht, nur in diesem weißen Slip. Ich sehe, dass er einen steifen Schwanz hat.
»Was willst du?« brülle ich wütend.
»Ich habe gehört, dass du eine Schwuchtel bist!«
»Verpiss dich!«
»Na … willst du ihn blasen?«
Er kommt mir noch näher, sein Schwanz ist in der Höhe meines Gesichtes.
»Na, mach doch. Du bläst doch auch Afyons Schwanz!«
Ich schubse ihn weg, an den Armen – er soll ja nicht sagen können, dass ich ihn an einer intimen Stelle berührt habe.
»Vielleicht bist du ja schwul!« Entschieden und laut ist meine Stimme, »Afyon sicher nicht!« schreie ich ihn an, »und ich auch nicht!«
Ich richte meine Fäuste auf – bin zum Kampf bereit. Er lacht mich einfach aus. Er zieht sich genüsslich an, immer mit dem Po in meine Richtung. Er kommt sich sehr toll vor. Ich bin aggro drauf, und bevor er es bemerkt, liege ich schon auf ihm drauf. Gewaltig haue ich meine Fäuste in seinen Körper hinein. Er ringt nach Luft, ich drücke seinen Hals. Er am Boden, ich auf ihm drauf. Sein Blick ist verängstigt, meiner voller Wut. Ich habe ihn besiegt. Das reicht mir für diesen Moment.
»Verschwinde!« schrei ich ihn an und er sammelt schnell seine Sachen zusammen.
Danny und Fabi am Telefon sind genauso perplex wie ich, über
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