Plötzlich blond - Superbeauty in Gefahr - Plötzlich blond; 3
meiner Reihe nur ein paar andere Leute saßen.
Ich kroch also auf dem Boden herum und suchte nach dem, was auch immer ich da umgestoßen hatte. Ich fand es fast sofort. Es war eine Art Joystick, wie ich feststellte, als meine Finger sich um das Ding schlossen. Daran war ein Kabel befestigt, das im Boden verschwand, aber der Joystick hatte nur einen einzigen Knopf. Ich achtete tunlichst darauf, nicht draufzudrücken, doch ich behielt ihn auf meinem Schoß, da mir auffiel, dass das alle anderen in meiner Reihe auch taten.
Dann widmete ich meine Aufmerksamkeit der laufenden Präsentation. Die freundliche weibliche Stimme, die ich vom Flur aus gehört hatte, klang nun viel lauter. Sie gehörte einer tadellos gekleideten, ziemlich hübschen Französin, die auf einer Seite der Leinwand stand. Ich merkte, dass sie für die Präsentation verantwortlich war. Auch sie hielt einen Joystick in der Hand, aber ihrer war eher so was wie eine Fernbedienung, wie man sie bei PowerPoint-Präsentationen benutzt. Und genau das war es, was wir da zu sehen bekamen: eine PowerPoint-Präsentation.
Automatisch musste ich ein Gähnen unterdrücken. Also im Ernst! PowerPoint? Jetzt wünschte ich mir fast, jemand würde mich auf der Stelle erschießen.
Doch dann erkannte ich, worum es bei dieser PowerPoint-Präsentation ging. Ich richtete mich in meinem Sessel gerade auf.
Das Dia, das die umwerfend schöne Französin uns gerade zeigte, war ein Foto von einem muskulösen, schmalhüftigen jungen Mann in Cargohosen mit nacktem Oberkörper, der die Arme um einen Collie geschlungen hatte und in die Kamera grinste. Der Collie trug ein Halstuch um den Nacken.
»Das ist Matthew«, erklärte die Französin in unterkühltem, emotionslosem Ton. »Matthew ist ein zwanzigjähriger Collegestudent der Fachrichtung Philosophie und Mitglied im Frisbee-Team seines Wohnheims. Matthew ist fast einsneunzig groß, wiegt fünfundachtzig Kilo und trägt ein winziges Tattoo von einem Fisch am linken Fußknöchel. Matthew ist Vegetarier und nimmt aus Überzeugung keine Drogen und trinkt keinen Alkohol, um seinen Geist und seinen Körper rein zu halten.«
Mit tauben Fingern öffnete ich meine Tasche und zog mein Handy raus. Das war gar nicht so einfach, ohne Aufmerksamkeit zu erregen.
Dann aber fand ich endlich die Aufnahmefunktion. Ich drückte auf die Taste.
»Matthew hatte in seiner Familie bisher keinerlei Herzerkrankungen oder Fälle von Krebs«, fuhr die Französin fort. »Er wird verfügbar sein, sobald er auf eine Reise auf die Honduras aufbricht, wo er diesen April während der Semesterferien ehrenamtlich bei Habitat for Humanity mithelfen will. Das Startgebot für Matthew liegt bei fünfhunderttausend Dollar. Bitte geben Sie jetzt Ihre Gebote ab.«
Um mich herum hörte ich nun das klickende Geräusch der Joysticks. Ich blickte von meinem Handy auf und fragte mich, ob das, was hier meiner Meinung nach vor sich ging, tatsächlich geschah.
Es schien mir irgendwie einfach unmöglich, dass Christopher recht gehabt haben sollte.
»Fünfhundertfünfzig«, sagte die Französin tonlos. Sie starrte auf einen kleinen Computerbildschirm an ihrem Stehpult. »Sechshundert. Sechshunderfünfzig. Wo bleibt die siebenhundert? Siebenfünfzig. Acht. Achtfünfzig. Matthews Stoffwechsel ist von Natur aus ziemlich schnell und er ist in einer Gegend aufgewachsen, in der das Wasser besonders fluoridhaltig ist, daher hat er keinerlei Kariesbefall oder sonstige Probleme mit den Zähnen. Er ist wirklich ein erstklassiges Exemplar. Man könnte sich keinen gesünderen jungen Mann wünschen. Neunhunderttausend. Eine Million. Ich habe ein Gebot über eine Million Dollar vorliegen. Matthew zum Ersten. Zum Zweiten. Die Auktion zu Matthew erkläre ich hiermit bei einer Million Dollar für beendet. Vielen Dank.«
Das Foto von Matthew verschwand vom Bildschirm und das Klicken der Joysticks um mich herum hörte auf. Fast unmittelbar danach – lange bevor ich überhaupt verarbeitet hatte, was ich soeben miterlebt hatte – tauchte ein neues Foto auf der Leinwand auf. Es zeigte eine junge Frau mit langem, glattem schwarzem Haar. Sie lag auf einem Bett und lachte in die Kamera, wobei sie eine grau-schwarz getigerte Katze auf dem Arm hielt. Sie trug eine niedliche kurze Hose und ein Tanktop. An der Wand hinter ihr hing ein Poster, auf dem stand: Rettet Tibet .
»Das hier ist Kim Su«, erklärte die Französin in demselben leicht gelangweilten, aber absolut geschäftsmäßigen Ton. »Sie
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