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Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht

Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht

Titel: Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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anderen Art von Wahnsinn verfallen.«
    Durchgeknallt? Mir kamen wieder die spöttischen, unheilvollen Worte des Anführers in den Sinn. Du bist dem Eisernen Reich verfallen, genau wie wir. Eigentlich sind wir gar nicht so verschieden.
    War die Dornengarde denn wirklich so wahnsinnig gewesen? Sie hatten dasselbe angestrebt wie ich: eine Möglichkeit, den Auswirkungen des Eisens zu entgehen. Sie hatten ihr Leben verspielt, Qualen erlitten, die keine normale Fee ertragen hätte, und das alles in der Hoffnung, unsere ewige Schwäche zu überwinden. In der Hoffnung, im Eisernen Reich leben zu können.
    Tat ich nun nicht genau dasselbe, sehnte nicht auch ich mich nach dem Unmöglichen?
    »Das ist wieder das Grübelgesicht, Eisbubi.« Puck musterte mich streng. »Ich kann richtig sehen, wie dein Hirn Überstunden macht. Woran denkst du gerade?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nichts Wichtiges.« Schnell wandte ich mich um und ging zurück Richtung Wald. Puck wollte protestieren, aber ich lief einfach weiter. Ich wollte nicht länger über diese Dinge nachdenken. »Wir haben hier schon genug Zeit verplempert, das bringt uns keinen Schritt näher zu der Seherin. Gehen wir.«
    Eilig lief er hinter mir her. Ich hoffte, er würde still sein und mich in Ruhe lassen, aber natürlich waren mir nur ein paar Augenblicke des Schweigens vergönnt, bevor er wieder den Mund aufmachte: »Hey, du hast meine Frage nie beantwortet, Prinz.« Er trat nach einem Kiesel und sah zu, wie er über die Steine sprang. »Wonach haben wir in dieser unterirdischen Stadt eigentlich gesucht? Nach einem Schmuckstück? Oder einem Spiegel?«
    »Nach einem Dolch«, murmelte ich.
    »Aha! Du erinnerst dich also doch noch daran!«
    Ich warf ihm einen finsteren Blick zu, den er mit einem frechen Grinsen quittierte. »Nur ein kleiner Test, Eisbubi. Wäre doch schade, wenn du vergisst, wie viel Spaß wir zusammen hatten. Sag mal, was ist eigentlich aus dem Ding geworden? Wenn ich mich richtig erinnere, war es ein wirklich schönes Stück.«
    In meiner Brust breitete sich Taubheit aus und ich antwortete gefährlich leise: »Ich habe ihn Ariella geschenkt.«
    »… oh«, murmelte Puck.
    Dann schwieg er.
    Grimalkin erwartete uns auf einem abgerissenen Ast am Waldrand und putzte sich mit übertriebener Seelenruhe die Pfoten. »Das hat länger gedauert als gedacht.« Gähnend wartete er, bis wir vor ihm standen. »Ich hatte bereits überlegt, ob ich die Wartezeit mit einem Schläfchen überbrücken soll.« Nachdem er noch einmal über seine Pfoten geleckt hatte, musterte er uns aus schmalen, goldenen Augen. »Wie dem auch sei, wenn die Herrschaften dann fertig sind, können wir ja weitergehen.«
    »Hast du von den Dornenrittern gewusst?«, fragte ich ihn. »Und von ihrem Angriff auf das Eiserne Reich?«
    Grimalkin schnaubte nur. Mit zuckendem Schwanz erhob sich der Kater und balancierte ohne eine Erklärung über den geborstenen Ast. Dann katapultierte er sich mit einem eleganten Sprung auf einen höher gelegenen Zweig, verschwand ohne einen Blick zurück zwischen den Blättern und überließ es Puck und mir, ihn einzuholen.

Ariella Tularyn
    Der Wilde Wald erstreckte sich schier endlos vor uns: düster, dicht und undurchdringlich. Ich hörte irgendwann auf zu zählen, wie oft es hell und wieder dunkel wurde, denn je weiter wir in die ungezähmte Wildnis vordrangen, umso unberechenbarer wurde dieser Rhythmus. Grimalkin führte uns durch eine Schlucht, in der uns die Bäume langsam folgten, außer wenn wir uns umdrehten und unsere Blicke sie erstarren ließen. Doch sobald wir ihnen den Rücken zukehrten, krochen sie wieder voran. Wir erklommen einen enormen, mit Moos bewachsenen Hügel und fanden erst heraus, dass dieser »Hügel« der Körper eines schlafenden Riesen war, als dieser eine Hand hob, um sich an der juckenden Wange zu kratzen. Auf einer weiten, windigen Ebene maßen uns die Wildpferdherden mit intelligenten, kalten Blicken, während ihre verstohlenen Kommentare vom Wind davongetragen wurden.
    Die ganze Zeit über redeten Puck und ich nicht miteinander, abgesehen von vereinzelten, banalen Hänseleien, Drohungen, Beleidigungen und Ähnlichem. Seite an Seite mit Robin Goodfellow gegen die Dornengarde zu kämpfen hatte Erinnerungen geweckt, mit denen ich mich jetzt nicht auseinandersetzen wollte; Erinnerungen, die eigentlich tief in mir eingefroren bleiben sollten, da sie mir sonst nur Schmerzen bereiteten. Ich wollte nicht an die Jagden denken, an die

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