Plötzlich Fee Bd. 3 Herbstnacht
mürrisch.
Die Klavierklänge erfüllten den Raum, wild und chaotisch. Ash stand in einer Ecke und rührte sich nicht – er hätte genauso gut aus Stein sein können.
Dann erhob sich Puck vom Sofa, musterte uns alle mit einem abfälligen Blick und grinste höhnisch. »Wisst ihr, ich denke, ich werde verschwinden«, sagte er lässig. »Irgendwie ist es hier ziemlich voll geworden und ich dachte gerade, ich könnte mal wieder Urlaub vertragen.« Immer noch grinsend sah er zu Ash und schüttelte den Kopf. »In dieser Hütte ist nicht genug Platz für uns beide, Eisbubi. Falls du dich immer noch mit mir duellieren willst, findest du mich im Wald, jederzeit. Und falls irgendeiner von euch tatsächlich einen Plan entwickeln sollte, tut mir einen Gefallen und lasst mich aus der Sache raus. Ich bin weg.« Mit einem letzten fiesen Grinsen durchquerte Puck den Raum und verschwand durch die Tür, ohne sich noch einmal umzusehen.
Schuldgefühle und Wut loderten in mir, doch ich wandte mich wieder meinem Dad zu, dessen wildes Gehämmer sich etwas beruhigt hatte. Ich hatte noch andere Sorgen außer Puck.
»Dad«, sagte ich leise und schob mich neben ihn auf die Bank. »Du musst jetzt aufhören. Nur für eine Weile, okay? Wirst du aufhören?«
Ich zog seine Finger mit sanfter Gewalt von den Tasten, und diesmal ließ er es geschehen und legte die Hände in den Schoß. Er war also nicht völlig unerreichbar, das war gut. Allerdings sah er mich immer noch nicht an, und als ich sein schmales, ausgezehrtes Gesicht betrachtete, die Falten, die sich um Augen und Mund zogen, obwohl er noch ein ziemlich junger Mann war, wäre ich fast verzweifelt.
Ash erschien dicht neben mir, aber ohne mich zu berühren. »Das große Schlafzimmer ist am Ende des Flurs«, sagte er leise. »Ich denke, dein Vater wird sich dort wohlfühlen, wenn du ihn dazu bringen kannst, dir zu folgen.«
Benommen nickte ich. Irgendwie schafften wir es, meinen Dad auf die Füße zu stellen und ihn durch den Flur zu dem großen Schlafzimmer zu führen. Leanansidhes Schlafzimmer fehlte es nicht an Luxus, von dem riesigen Himmelbett bis zu einer heißen Quelle im Badezimmer. Trotzdem fühlte es sich an wie eine Gefängniszelle, als ich meinen Dad hineinschob und die Tür hinter ihm schloss.
Dann lehnte ich mich gegen die Tür und begann zu zittern. Tränen der Erschöpfung schüttelten mich und ich hatte das Gefühl, ich würde gleichzeitig in verschiedene Richtungen gezerrt. Ash blieb immer in meiner Nähe, aber er beobachtete mich nur. Er wirkte unglücklich, als würde er mich am liebsten in den Arm nehmen. Doch zwischen uns gab es eine unsichtbare Barriere, die Sache mit Puck hing wie Stacheldraht in der Luft.
»Komm«, murmelte Ash und strich schließlich kurz über meinen Arm. »Du kannst im Moment nichts für ihn tun. Du bist völlig erschöpft und in diesem Zustand wirst du niemandem eine Hilfe sein. Ruh dich etwas aus.«
Völlig betäubt ließ ich mich von ihm durch den Gang und eine Treppe hinauf zu einem großen Raum führen, der eine offene Galerie über dem Hauptraum bildete. Eine rustikale Holzbrüstung zog sich an der Kante entlang, von der aus man in das Wohnzimmer hinunterschauen konnte, und unter den Dachbalken stand ein großes Doppelbett, komplett ausgestattet mit einem Bärenfell, an dem sogar noch Kopf und Klauen hingen.
Ash zog den grauenhaften Bärenteppich vom Bett und signalisierte mir, mich hinzulegen. Benommen legte ich mich auf das Bett. Ohne die Klaviermusik schien es in der Hütte unnatürlich ruhig zu sein und die Stille dröhnte mir in den Ohren.
Ash ragte über mir auf, ungewöhnlich förmlich und unsicher. »Ich bin dann unten«, murmelte er. »Versuch etwas zu schlafen.« Er wollte sich zurückziehen, aber ich hob den Arm, nahm seine Hand und hielt sie fest.
»Ash, warte«, bat ich und er erstarrte. Vielleicht war es ja noch zu früh, um mich ihm wieder zu nähern, aber ich ertrank fast in der Flut der Gefühle, die in mir tobten: Wut auf Puck, Sorge um meinen Dad, Angst, dass ich gerade meine Beziehung zu Ash sabotiert haben könnte. »Ich kann jetzt nicht allein sein«, flüsterte ich und klammerte mich an seine Hand. »Bitte bleib noch ein bisschen bei mir. Du musst gar nichts sagen, wir müssen nicht reden. Sei einfach … da. Bitte.«
Er zögerte. Ich konnte die Unentschlossenheit in seinem Blick sehen, den stillen Kampf, bevor er schließlich nickte. Er glitt aufs Bett und lehnte sich gegen das Kopfteil, während ich mich
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