Plötzlich Fee - Das Geheimnis von Nimmernie: Band 5 - (German Edition)
die Beute schon vor der Nase gehabt und nun wurde sie seinen Klauen entrissen. Nur für den Fall, dass der Wolf seine Meinung änderte, stellte ich mich zwischen ihn und Ash und half dem Prinzen, aufzustehen. Ashs Schwertarm blutete stark, den anderen hatte er um die Rippen gelegt, als wären sie durch das Gewicht des Wolfes gebrochen worden. Er schob das Schwert in die Scheide, wandte sich unserem Verfolger zu und verbeugte sich leicht.
Der Wolf nickte. »Du hast großes Glück gehabt«, sagte er zu Ash. »Diesmal.« Er wich ein paar Schritte zurück, schüttelte sich noch einmal und musterte uns dann mit widerwilligem Respekt. »Es war eine gute Jagd. Betet darum, dass wir uns nicht noch einmal begegnen, denn ihr werdet mich nicht einmal kommen sehen.«
Dann legte der Wolf den Kopf zurück und stieß ein wildes, markerschütterndes Heulen aus, bei dem sich mir die Nackenhaare aufstellten. Er verschwand mit ein paar Sprüngen zwischen den Bäumen, sein riesiger, schwarzer Körper wurde sofort vom Schnee und den Schatten verschluckt. Wir waren wieder allein.
Besorgt schaute ich zu Ash. »Bist du okay? Kannst du laufen?«
Er machte einen Schritt und sank mit schmerzverzerrtem Gesicht auf die Knie. »Gib mir noch einen Moment.«
»Komm.« Ich schob ihm einen Arm unter die Schulter und half ihm vorsichtig hoch. Die Lichtung sah aus, als hätte hier eine Schlacht getobt: zertrampelter Schnee, zerdrückte Pflanzen und überall Blut. Das konnte jagende Dunkle anziehen, und auch wenn ich mir sicher war, dass keiner von ihnen so unheimlich sein würde wie der Große Böse Wolf, war Ash momentan nicht in der Verfassung, gegen sie zu kämpfen. »Wir gehen zurück in die Höhle.«
Er protestierte nicht, und so humpelten wir über die Lichtung zurück zu der Eishöhle und krochen hinein. Der Boden war so mit zerbrochenen Eiszapfen übersät, dass es nicht ganz einfach war, sich einen Weg zu bahnen, aber ganz hinten fanden wir eine freie Stelle. Ash setzte sich und lehnte sich gegen die Wand, während ich einen Streifen von meinem Mantel abriss.
Er sagte nichts, als ich den behelfsmäßigen Verband um seinen Arm wickelte, aber ich spürte seinen Blick auf mir. Ich ließ seinen Arm los und schaute direkt in seine silbrigen Augen. Ash blinzelte langsam und musterte mich auf eine Art, die erkennen ließ, dass er versuchte, mich zu verstehen.
»Warum bist du nicht weggelaufen?«, fragte er schließlich leise. »Wenn du den Wolf nicht aufgehalten hättest, hättest du nicht mit nach Tir Na Nog kommen müssen. Du wärst frei gewesen.«
Ich schaute ihn böse an.
»Ich habe unserem Vertrag genauso zugestimmt wie du«, murmelte ich und machte mit einem heftigen Ruck einen letzten Knoten in den Verband. Ash gab nicht einmal ein Ächzen von sich. Zornig funkelte ich ihn an. »Was denn, hast du gedacht, nur weil ich menschlich bin, würde ich mich drücken? Ich wusste, worauf ich mich einlasse, und ich werde meinen Teil unserer Vereinbarung erfüllen, egal was passiert. Und wenn du glaubst, ich würde dich diesem Monster überlassen, nur damit ich nicht Mab gegenübertreten muss, dann kennst du mich kein bisschen.«
»Gerade weil du menschlich bist«, fuhr Ash mit derselben, leisen Stimme fort, ohne meinem Blick auszuweichen, »hast du diese taktisch günstige Gelegenheit verschenkt. Eine Winterfee hätte mich an deiner Stelle nicht gerettet. Sie lassen nicht zu, dass ihnen ihre Gefühle in die Quere kommen. Und wenn du am Winterhof überleben willst, musst du anfangen, so zu denken wie sie.«
»Tja, ich bin aber nicht wie sie.« Ich stand auf, trat einen Schritt zurück und versuchte zu ignorieren, wie verletzt und verraten ich mich fühlte, aber mir stiegen dennoch bescheuerte Tränen in die Augen. »Ich bin keine Winterfee – ich bin menschlich, mit menschlichen Gefühlen. Und wenn du denkst, dass ich mich dafür entschuldige, kannst du das vergessen. Ich kann meine Gefühle nicht so einfach abschalten wie du. Allerdings werde ich mir beim nächsten Mal auch nicht mehr die Mühe machen, dich zu retten, wenn du gefressen oder getötet wirst.«
Ich wirbelte herum, um beleidigt davonzustiefeln, aber Ash stand blitzartig auf und packte mich an den Oberarmen. Ich versteifte mich, drückte die Knie durch und hielt mich kerzengerade, da es keinen Sinn gehabt hätte, gegen seinen Griff anzukämpfen. Selbst so verwundet und blutend war er noch viel stärker als ich.
»Ich wollte nicht undankbar sein«, flüsterte er mir ins Ohr, und
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