Plötzlich Fee - Sommernacht - Kagawa, J: Plötzlich Fee - Sommernacht - The Iron Fey, Book 1: The Iron King
umpeitschte und mit Eis und Schnee überzog. Grauer Reif verkrustete seinen Metallkörper mit einer dicken Schicht, und seine Bewegungen wurden immer schwerfälliger, während das Eis ihn niederdrückte.
Ash keuchte schwer. Er wandte sich taumelnd von dem gefrorenen Drachen ab, lehnte sich gegen einen Pfeiler und schloss die Augen.
Halb rennend, halb schlitternd rutschte ich über das Eis zu ihm.
»Bist du okay?«
»Nie wieder«, murmelte er vor sich hin. Seine Augen hielt er immer noch geschlossen, und ich war nicht sicher, ob er überhaupt wusste, dass ich neben ihm stand. »Ich werde das nicht noch einmal mitansehen. Ich werde … nicht noch einmal … jemanden so verlieren. Das kann ich nicht …«
»Ash?«, flüsterte ich und berührte ihn leicht am Arm.
Seine Augen öffneten sich langsam, und er sah mich an. »Meghan«, murmelte er, anscheinend verblüfft, dass ich noch da war. Dann blinzelte er und schüttelte den Kopf. »Warum bist du nicht weitergelaufen? Ich habe versucht, dir Zeit zu verschaffen. Du hättest vorgehen sollen. «
»Bist du irre? Ich konnte dich doch nicht mit diesem Ding allein lassen. Und jetzt komm.« Ich nahm seine Hand und zog ihn von dem Pfeiler weg, während ich gleichzeitig nervös den gefrorenen Drachen im Auge behielt.
»Verschwinden wir von hier. Ich glaube, dieses Ding hat gerade geblinzelt.«
Seine Finger schlossen sich um meine und er zog mich zu sich heran. Ich verlor das Gleichgewicht, sah überrascht zu ihm hoch, und da küsste er mich.
Einen Moment lang war ich starr vor Schreck. Dann legte ich ihm die Arme um den Hals, stellte mich auf die Zehenspitzen, um ihm entgegenzukommen, und erwiderte seinen Kuss mit einer Leidenschaft, die uns beide überraschte. Er zog mich noch enger an sich, und ich ließ meine Finger durch seine seidigen Haare gleiten. Seine Lippen waren kühl, und mein Mund kribbelte leicht. Einen Moment lang gab es keinen Ethan, keinen Puck, keinen Eisernen König. Nur das hier.
Schließlich zog er sich etwas außer Atem zurück. Mein Herz raste. Ich lehnte den Kopf an seine Schulter und spürte seine harten Rückenmuskeln unter meinen Fingern. Er bebte.
»Das ist nicht gut«, murmelte er mit seltsam bewegter Stimme. Aber er ließ mich trotzdem nicht los. Ich schloss die Augen und lauschte auf seinen schnellen Herzschlag.
»Ich weiß«, flüsterte ich.
»Beide Höfe würden uns umbringen, wenn sie es herausfinden. «
»Ja.«
»Mab würde mich des Hochverrats beschuldigen. Oberon würde glauben, dass ich dich gegen ihn aufbringen will. Beide würden darin ausreichende Gründe für eine Verbannung sehen, vielleicht sogar für eine Exekution. «
»Tut mir leid.«
Er seufzte und drückte sein Gesicht in meine Haare. Sein kühler Atem strich über meinen Nacken, und ich zitterte. Eine halbe Ewigkeit sagte keiner von uns etwas.
»Uns wird schon etwas einfallen«, meinte ich.
Er nickte stumm und löste sich von mir. Als er einen Schritt zurück machte, stolperte er. Ich fasste schnell nach seinem Arm.
»Bist du okay? «
»Das wird wieder.« Er ließ meinen Arm los. »Zu viel Eisen. Der Zauber hat mir eine Menge abverlangt.«
»Ash…«
Ein durchdringendes Knacken unterbrach uns. Der Drache hatte eine Vorderpfote freibekommen und schlug sie krachend auf den Boden. Während er sich abmühte, sich zu erheben, bildeten sich immer mehr Risse in seinem Panzer und Eisstücke lösten sich. Ash packte meine Hand, und wir rannten los.
Mit einem wütenden Schrei sprengte der Drache sein eisiges Gefängnis. Eissplitter flogen in alle Richtungen. Wir stürmten durch die Halle und konnten hören, wie der Drache die Verfolgung aufnahm, als seine Krallen sich in den vereisten Boden gruben. Das Loch mit dem fehlenden Gitter lag jetzt direkt vor uns, und wir warfen uns hinein, sprangen durch den Dampf und stürzten ins Ungewisse. Das frustrierte Brüllen des Drachen ertönte über uns, Dampfwolken hüllten uns ein und alles wurde weiß.
Ich konnte mich nicht an eine Landung erinnern, doch mir war bewusst, dass Ash meine Hand hielt, als sich der Dampf um uns herum lichtete. Mit entsetzt aufgerissenen Augen sahen wir uns um.
Vor uns erstreckte sich eine verseuchte Landschaft, öde und düster. Der Himmel darüber leuchtete in einem kränklichen gelbgrauen Schein. Das gesamte Land wurde von Schrottbergen beherrscht: Veraltete Computer, rostige Autos, Fernseher, Telefone und Radios waren zu riesigen Bergen aufgetürmt, die alles überschatteten. Einige der
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