Plötzlich Fee - Sommernacht - Kagawa, J: Plötzlich Fee - Sommernacht - The Iron Fey, Book 1: The Iron King
Oberon, wobei er die drei Worte betonte, die mich daran erinnern sollten, dass dieser Mann nicht mein Vater war. »Vielleicht sehnte sich deine Mutter deswegen nach mehr. Ich habe es ihr gegeben: eine Nacht voll Magie, voll der Leidenschaft, die sie vermisste. Nur diese eine, bevor ich nach Arkadia zurückkehrte und die Erinnerung an unser Beisammensein in ihr langsam verblasste.«
»Sie kann sich nicht an dich erinnern?« Überrascht sah ich zu ihm auf. »Hat sie es mir deshalb nie erzählt?«
Oberon nickte. »Sterbliche neigen dazu, ihre Begegnungen mit uns zu vergessen«, erklärte er sanft. »Im besten Fall erscheinen sie ihnen wie ein lebhafter Traum. Doch meistens verschwinden wir vollkommen aus ihrer Erinnerung. Das ist dir sicher schon aufgefallen. Selbst Menschen, die mit dir zusammenleben und dich jeden Tag sehen, fällt es schwer, sich an dich zu erinnern. Allerdings hatte ich immer den Verdacht, dass deine Mutter mehr wusste und sich an mehr erinnern konnte, als sie
zugab. Insbesondere, nachdem du geboren warst.« Ein finsterer Unterton stahl sich in seine Stimme, und seine schräg stehenden Augen wurden so dunkel, dass keine Pupille mehr zu sehen war.
Ich begann zu zittern, als sein Schatten über den Boden wanderte und mit spitzen Fingern nach mir griff.
»Sie hat versucht, dich wegzubringen«, fuhr er mit unheilvoller Stimme fort. »Sie wollte dich vor uns verstecken. Vor mir verstecken.« Oberon schwieg. Er sah plötzlich absolut unmenschlich aus, obwohl er sich nicht gerührt hatte. Das Feuer im Kamin züngelte hoch auf und flackerte wild in den Augen des Erlkönigs. »Und trotzdem bist du jetzt hier.« Oberon blinzelte, seine Stimme wurde sanfter, und das Feuer beruhigte sich wieder. »Und während du vor mir stehst, verblasst dein menschliches Gebaren endlich. Nachdem du einen Fuß ins Nimmernie gesetzt hattest, war es nur noch eine Frage der Zeit, bis sich deine Herkunft zeigen würde. Doch jetzt muss ich extrem umsichtig sein.« Er richtete sich auf und zog sein Gewand zurecht, als wollte er gehen. »Ich kann gar nicht wachsam genug sein, Meghan Chase. Es gibt viele, die dich gern gegen mich einsetzen würden. Einige halten sich sogar hier an diesem Hof auf. Sei vorsichtig, Tochter. Selbst ich kann dich nicht vor allem schützen«, warnte er mich.
Ich sank auf dem Bett zusammen. Mir brummte der Schädel. Oberon sah mich einen Moment lang an, die Lippen grimmig zusammengepresst, dann durchquerte er, ohne sich noch einmal umzudrehen, den Raum. Als ich aufschaute, war der Erlkönig verschwunden. Ich hatte nicht einmal gehört, wie die Tür zugefallen war.
Ein Klopfen an der Tür ließ mich hochfahren. Ich hatte keine Ahnung, wie viel Zeit seit Oberons Besuch vergangen war. Ich lag immer noch auf dem Bett. Die bunten Flammen im Kamin brannten nicht mehr so hoch, flackerten aber wild. Alles kam mir surreal und nebelhaft vor wie ein Traum, so als hätte ich mir die ganze Begegnung nur eingebildet.
Als es erneut klopfte, richtete ich mich auf. »Herein!«
Die Tür öffnete sich quietschend, und Tansy trat lächelnd ein. »Guten Abend, Meghan Chase. Wie geht es dir heute?«
Als ich die Füße auf den Boden stellte, wurde mir bewusst, dass ich immer noch das Nachthemd trug.
»Ich schätze, gut«, murmelte ich und sah mich um. »Wo sind meine Klamotten?«
»König Oberon hat dir ein Kleid geschenkt.« Immer noch lächelnd deutete Tansy auf die Robe auf dem Bett. »Er hat es extra für dich anfertigen lassen.«
Ich runzelte die Stirn. »Nein. Auf keinen Fall. Ich will meine eigenen Sachen.«
Das kleine Satyrmädchen blinzelte verschreckt. Dann kam sie mit klappernden Hufen zu mir herüber, nahm den Saum des Kleides und ließ ihn durch die Finger gleiten. »Aber … mein Herr Oberon wünscht, dass du das hier trägst.« Sie schien völlig fassungslos zu sein, dass ich mich Oberons Wünschen widersetzen wollte. »Gefällt es dir denn nicht?«
»Tansy, ich werde das nicht anziehen.«
»Warum nicht?«
Ich schreckte vor dem Gedanken zurück, in diesem
Zirkuszelt herumzulaufen. Mein ganzes Leben hatte ich schäbige Jeans und T-Shirts getragen. Meine Familie war arm und konnte sich keine Designerklamotten oder Markenmode leisten. Und anstatt mich darüber zu beschweren, dass ich nie irgendwelche schicken Sachen bekam, trug ich meinen abgerissenen Look mit einem gewissen Stolz und verachtete die hohlköpfigen reichen Mädchen, die stundenlang auf der Toilette verbrachten, um ihr Make-up zu
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