Plötzlich Fee - Winternacht - Kagawa, J: Plötzlich Fee - Winternacht - The Iron Fey, Book 2: The Iron Daughter
Ich muss das tun.«
»Nein, musst du nicht! Nicht in diesem Zustand.« Die Verzweiflung stieg wieder in mir auf wie eine schwarze Welle, doch ich drängte die Tränen zurück. »Wie stellst du dir das vor? Du kannst ihnen nicht allein entgegentreten. Die werden dich umbringen.« Er rührte sich nicht, weder um mir zu widersprechen noch um mich abzuschütteln, was mich nur noch mehr fertigmachte. »Warum tust du das?«, flüsterte ich. »Warum lässt du dir nicht von uns helfen?«
»Meghan, bitte.« Ash klang, als würde er sich krampfhaft an die letzten Reste seiner Selbstbeherrschung klammern. »Lass mich gehen. Ich kann nicht hierbleiben. Nicht nach …« Er schauderte und holte mühsam Luft. »Nicht nach dem, was ich getan habe.«
»Das warst nicht du.« Ich ließ seinen Arm los und stellte mich ihm stattdessen in den Weg. Er konnte mir nicht in die Augen sehen. Ich zögerte kurz, dann trat ich noch einen Schritt vor, nahm meinen ganzen Mut zusammen und drehte sein Gesicht sanft zu mir. »Das warst nicht du, Ash. Mach dir deswegen keine Vorwürfe – du hattest keine Kontrolle darüber. Ganz allein sie hat daran Schuld.«
Seine silbernen Augen wirkten gehetzt. »Das ist keine Entschuldigung für das, was ich getan habe.«
»Stimmt.« Er zuckte zusammen und wollte sich von mir zurückziehen, doch ich hielt ihn fest. »Aber das bedeutet nicht, dass du dein Leben einfach wegwerfen sollst, nur weil du dich schuldig fühlst. Was würde das bringen?« Er sah mich mit ernster, undurchdringlicher Miene an und mir schnürte es vor Sehnsucht die Kehle zu. Alles in mir schrie danach, die Arme um ihn zu schlingen und ihn an mich zu ziehen, aber ich wusste, dass er das nicht zulassen würde. »Virus ist immer noch da draußen«, fuhr ich fort und hielt seinem Blick stand. »Und wir haben jetzt eine reelle Chance, das Zepter zurückzuholen. Aber diesmal müssen wir es zusammen angehen. Abgemacht?«
Er sah mich ernst an. »Soll das ein neuer Vertrag sein?«
»Nein«, flüsterte ich entsetzt. »Das würde ich dir niemals wieder antun.« Schweigend starrte er mich an und ich ließ ihn widerwillig los, während sich die nackte Verzweiflung durch meine Brust fraß. »Wenn du wirklich gehen willst, kann ich dich nicht aufhalten, Ash. Aber …«
»Ich akzeptiere.«
Verwirrt blinzelte ich ihn an. »Akzeptieren? Was …«
»Die Bedingungen deines Vertrages.« Er neigte den Kopf und fuhr mit finsterer Stimme fort: »Ich werde dich unterstützen, bis wir das Zepter wiedererlangt und es an den Winterhof zurückgebracht haben. Ich werde bei dir bleiben, bis diese Bedingungen erfüllt sind, das verspreche ich.«
»Mehr ist es nicht für dich? Nur ein Handel?«
»Meghan.« Flehend sah er mich an. »Lass mich das tun. Es ist das Einzige, was mir einfällt, um Wiedergutmachung an dir zu leisten.«
»Aber …«
»Also, sind wir dann hier fertig?« Puck schlenderte heran, stellte sich neben mich und legte mir einen Arm um die Schultern, bevor ich ihn daran hindern konnte. Ash versteifte sich und zog sich zurück. Sein Blick wurde eisig. Puck sah an ihm vorbei zu dem Kelpiefohlen, das immer noch unter den Bäumen stand, und zog eine Augenbraue hoch. »Das wäre dann wohl unser Transportmittel.«
Das schwarze Pferdchen legte die Ohren an und fletschte mit einem nicht sehr pferdeartigen Fauchen seine breiten gelben Zähne.
Puck kicherte. »Oh, oh, ich glaube, dein Freund mag mich nicht besonders, Hoheit. Sieht ganz so aus, als müsstest du allein zu der Heilerin reiten.«
»Ich reite mit ihm«, sagte ich schnell und löste mich aus Pucks lockerer Umarmung. Er blinzelte irritiert und sah mürrisch drein, als ich ihn beiseite zog. »Ash kann sich kaum auf den Beinen halten«, flüsterte ich und erwiderte seinen finsteren Blick. »Einer muss bei ihm bleiben. Ich will nur sichergehen, dass er nicht allein loszieht.«
Er schenkte mir dieses nervtötende Grinsen. »Klar, Prinzessin. Was auch immer du sagst.«
Ich widerstand dem Drang, ihm eine reinzuhauen. »Bring uns einfach zu dieser Heilerin, Puck.«
Er verdrehte die Augen und stapfte davon. Ash warf er einen wütenden Blick zu, als er an ihm vorbeikam. Der verfolgte kommentarlos, wie er davonging. Sein Gesicht war beunruhigend reglos, fast wie tot.
Dann drehte Ash sich um und wankte unsicher zu dem Kelpiefohlen hinüber, das brav mit den Vorderbeinen einknickte und sich für ihn hinkniete, damit er sich mit einer kaum merklichen, schmerzerfüllten Grimasse auf seinen Rücken
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