Plötzlich Fee - Winternacht - Kagawa, J: Plötzlich Fee - Winternacht - The Iron Fey, Book 2: The Iron Daughter
»Ich habe keine Ahnung, warum er nicht gestorben ist, aber er ist offensichtlich sehr stark, wenn er so lange überlebt hat. Er muss grauenhafte Schmerzen gehabt haben.« Sie kehrte an seine Seite zurück und kniete sich kopfschüttelnd neben ihn. »Seine oberflächlichen Wunden kann ich heilen, aber ich weiß nicht, ob ich etwas gegen die Eisenvergiftung tun kann. Davon muss er sich allein erholen. Es wäre besser, wenn er nach der Behandlung nach Tir Na Nog zurückkehrt. Sein Körper wird die Vergiftung schneller überwinden, wenn er sich in seinem eigenen Reich befindet.«
»Das ist nicht wirklich eine Option«, merkte ich an.
Die Schwester schnaubte. »Ich fürchte, dann wird er für sehr lange Zeit ziemlich geschwächt bleiben.« Sie richtete sich auf, drehte sich um und sah uns mit in die Hüfte gestemmten Händen durchdringend an. »Und jetzt muss ich arbeiten. Raus hier, alle beide. Falls ihr müde seid, könnt ihr das freie Bett nebenan benutzen, aber stört auf keinen Fall meinen anderen Patienten. Der Prinz wird schon wieder, aber ich kann es nicht brauchen, dass ich ständig über euch stolpere. Los jetzt. Ab.«
Sie machte scheuchende Bewegungen mit den Händen und trieb uns aus dem Zimmer, bevor sie geräuschvoll die Tür hinter uns zuwarf.
Obwohl ich völlig erschöpft war, machte ich mir viel zu große Sorgen, um zu schlafen. Ich streifte wie eine rastlose Katze durch die Hütte der Heilerin und warf alle zehn Sekunden einen Blick zu der Tür, weil ich hoffte, sie würde sich öffnen. Ash war da drin und ich wusste nicht, was ihm bevorstand. Mit meiner Wanderung von einem Raum zum nächsten machte ich Puck und den Satyr mit dem gebrochenen Bein ganz verrückt, bis Puck nur halb scherzhaft drohte, mich mit einem Schlafzauber zu belegen, wenn ich mich nicht endlich etwas entspannte. Was ich mit der nur halb scherzhaften Drohung quittierte, ihn umzubringen, falls er das versuchte.
Endlich öffnete sich quietschend die Tür und die Schwester kam blutverschmiert, mit müden Augen und wirren Haaren aus dem Behandlungszimmer.
»Es geht ihm gut«, versicherte sie mir, als ich mit der entsprechenden Frage auf der Zunge auf sie zustürzte. »Wie ich bereits sagte, ist er durch die Eisenvergiftung noch geschwächt, aber er schwebt nicht mehr in Lebensgefahr. Obwohl ich sagen muss, dass der Junge mir fast das Handgelenk gebrochen hätte, als ich versucht habe, seine Wunden zu nähen.« Sie warf mir einen mörderischen Blick zu. »Verdammte Dunkle, die kennen nichts außer Gewalt!«
»Kann ich ihn sehen?«
Sie musterte mich über ihre goldene Brille hinweg und seufzte dann. »Eigentlich sollte ich Nein sagen, da er Ruhe braucht, aber Sie würden ja sowieso nicht auf mich hören. Also, ja, Sie können ihn sehen, aber nur kurz. Oh, und Robin«, sie winkte Puck mit gekrümmtem Finger zu sich, »auf ein Wort.«
Puck verzog in gespieltem Schrecken das Gesicht und folgte der Schwester aus dem Raum. Ich sah ihnen nach, bis sie weg waren, schlich dann leise in das dunkle Behandlungszimmer und zog die Tür hinter mir zu.
Ich trat an das Bett, setzte mich neben Ash und musterte sein Gesicht. Die Schnittwunden waren noch da, aber sie waren verblasst und weniger schlimm. Er trug kein Hemd mehr und sein ganzer Oberkörper war mit sauberen Verbänden umwickelt. Seine Atmung ging langsam und tief, sein Brustkorb hob und senkte sich bei jedem Atemzug. Ganz sanft legte ich ihm eine Hand aufs Herz, weil ich ihn berühren und seinen Herzschlag unter meinen Fingern spüren wollte. Sein Gesicht wirkte friedlich, ohne scharfe Linien und Sorgenfalten, aber selbst im Schlaf sah er ein wenig traurig aus.
Da ich so darauf konzentriert war, sein Gesicht zu betrachten, bemerkte ich nicht, wie sich sein Arm bewegte, bis seine starken Finger sich sanft um meine schlossen. Als ich hinunterschaute und sah, wie meine Hand von seiner gehalten wurde, machte mein Herz einen kleinen Hüpfer. Dann schaute ich ihm wieder ins Gesicht. Jetzt waren seine silbernen Augen geöffnet und er starrte mich durchdringend an, aber in der Dunkelheit konnte ich seine Miene nicht deuten. Mir stockte der Atem.
»Hi«, flüsterte ich, da ich keine Ahnung hatte, was ich sonst sagen sollte. Er musterte mich weiterhin stumm, also plapperte ich drauflos: »Äh, die Krankenschwester sagt, du bist jetzt über den Berg. Du bist noch etwas schwach von dem Eisen, aber das sollte sich mit der Zeit geben.« Er schwieg nach wie vor und starrte mich immer weiter an, bis
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