Plötzlich Fee - Winternacht - Kagawa, J: Plötzlich Fee - Winternacht - The Iron Fey, Book 2: The Iron Daughter
Dreiviertelstunde«, stellte ich fest, »und ich habe keinen Führerschein. Wie sollen wir hinkommen?«
»Ich habe einen Steig, der direkt in mein Büro in der Schule führt«, erwiderte die Schwester und zerstörte damit auch diese Hoffnung. »Wir können innerhalb weniger Sekunden dort sein und Ihnen wird garantiert nichts entgehen.«
Verdammt. Mir gingen die Ausreden aus, und das ziemlich schnell. Verzweifelt spielte ich meine letzte Karte aus. »Und was ist mit Ash? Sollten wir ihn wirklich so schnell schon wieder bewegen? Was, wenn er gar nicht gehen will?«
»Ich werde gehen.«
Wir alle wirbelten herum. Ash stand in der Tür und lehnte am Rahmen. Er wirkte erschöpft, sah aber schon etwas besser aus als vorhin. Seine Haut hatte diesen Graustich verloren und die Wunden an Gesicht und Armen hoben sich nicht mehr so deutlich ab. Er sah bei Weitem noch nicht gut aus, aber wenigstens stand er nicht mehr an der Schwelle des Todes.
Ash hob eine Hand vors Gesicht und ballte sie zur Faust, dann ließ er sie sinken. »Ich kann in diesem Zustand nicht kämpfen«, sagte er. »Ich wäre nur eine Belastung und unsere Chancen, das Zepter zurückzuholen, würden sich verringern. Wenn es eine Möglichkeit gibt, wie ich das loswerden kann, werde ich sie nutzen.«
»Bist du sicher?«
Er sah mich an und dieses feine, vertraute Lächeln huschte über sein Gesicht. »Ich muss doch in Hochform sein, wenn ich alles Mögliche für dich töten soll, oder?«
»Ihr müsst nur eines«, entgegnete die Schwester und stapfte mit einem unnachgiebigen Funkeln in den Augen auf ihn zu, »und zwar zurück ins Bett. Ich habe bestimmt nicht die letzten Stunden damit verbracht, Euch zusammenzuflicken, damit Ihr gleich wieder auseinanderfallt, nur weil Ihr Euch weigert, stillzuliegen. Ab jetzt, zurück ins Bett!«
Er wirkte leicht amüsiert, ließ sich aber zurück in sein Zimmer treiben, woraufhin die Schwester mit einem Ruck die Tür hinter ihm schloss. »Sturköpfige Jugend«, seufzte sie. »Denken immer, sie wären unverwundbar.«
Puck kicherte, was wohl das Schlimmste war, was er tun konnte.
Sie wirbelte herum. »Oh, du findest das also lustig, Goodfellow, wie?«, fauchte sie und Puck zuckte zusammen. »Zufällig ist mir aufgefallen, dass deine Schulter auch nicht besonders gut aussieht. Genauer gesagt blutet sie mir meinen frisch gewischten Boden voll. Ich denke, das muss genäht werden. Folge mir bitte.«
»Es ist nur eine Fleischwunde«, sagte Puck, woraufhin sich der Blick der Schwester verfinsterte. Sie stapfte zu ihm, packte ihn an einem seiner spitzen Ohren und zog ihn daran von seinem Stuhl hoch. »Au! Hey! Aua! Okay, okay, ich komme ja mit! Mann.«
»Miss Chase«, fauchte die Schwester und ich fuhr alarmiert hoch. »Ich möchte, dass Sie ein wenig schlafen, während ich diesen Idioten hier behandele. Sie wirken ziemlich erschöpft. Nehmen Sie das leere Bett im Patientenzimmer und sagen Sie Amano, dass er Sie nicht belästigen soll, sonst breche ich ihm auch noch das andere Bein. Wenn ich mit Robin fertig bin, komme ich mit etwas für Ihren Hals.«
Obwohl ich immer noch gewisse Zweifel hatte, nickte ich brav und machte mich auf zu dem leeren Bett. Ich legte mich hin, wobei ich den Satyr, der mich einlud, sein »viel weicheres Bett« mit ihm zu teilen, einfach ignorierte. Ich werde mich nur eine Minute hinlegen, dachte ich und drehte Amano den Rücken zu. Nur eine Minute, dann sehe ich wieder nach Ash.
»Hoch mit dir, Dornröschen. Auf uns wartet ein Ball.«
Ich setzte mich auf und sah mich verlegen, verwirrt und mit verquollenen Augen um. Im Zimmer war es ziemlich dunkel, nur ein paar Kerzen flackerten und die Pilze an den Wänden glühten in einem sanften Gelb. Puck stand – wie immer grinsend – vor mir und das flackernde Licht warf seltsame tanzende Schatten auf sein Gesicht.
»Na los, Prinzessin. Du hast den ganzen Tag geschlafen und den Spaß verpasst. Unsere allerliebste Schwester hat ein paar Freunde zusammengetrommelt, damit sie dir ein Kleid machen. Natürlich weigern sie sich, es mir zu zeigen, deshalb musst du jetzt da reinmarschieren und in dem Ding wieder rauskommen.«
»Wovon redest du?«, murmelte ich, bevor es mir wieder einfiel. Der Winterball! Ich sollte nach meiner langen Abwesenheit wieder an meiner alten Schule antanzen und mich all meinen ehemaligen Klassenkameraden stellen. Sie würden auf mich zeigen und tratschen und hinter meinem Rücken über mich lästern – allein bei dem Gedanken wurde
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