Plötzlich Fee - Winternacht - Kagawa, J: Plötzlich Fee - Winternacht - The Iron Fey, Book 2: The Iron Daughter
Leute.« Mit erstaunlich viel Kraft für jemanden von ihrer Größe zog sie ihn in eine Ecke. Dort drückten sie sich an eine Wand, flüsterten wütend miteinander und warfen dabei immer wieder misstrauische Blicke auf Eisenpferd.
»Was sollen wir tun?«, fragte ich laut. »Sollen wir warten, bis der Drache verschwindet, und uns dann einen Weg durch das Gestrüpp suchen? Oder sollen wir rausfinden, was Leanansidhe will?«
» NEIN «, donnerte Eisenpferd so laut, dass seine Stimme von den Wänden widerhallte. » ICH TRAUE DIESER LEANANSIDHE NICHT. DAS IST ZU GEFÄHRLICH .«
»Puck?«
Er zuckte mit den Schultern. »Unter normalen Umständen würde ich dem Toaster Recht geben«, sagte er, was ihm einen bösen Blick von Eisenpferd einbrachte. »Leanansidhe war schon immer unberechenbar, und sie verfügt über so viel Macht, dass dieser Drache dagegen wie eine schrullige Gila-Echse aussieht. Aber … ich sage auch immer, dass ein bekannter Feind besser ist als ein Feind, den du nicht siehst.«
Ich nickte. »Das denke ich auch. Wenn Leanansidhe nach uns sucht, sollten wir ihr besser zu unseren Bedingungen gegenübertreten. Sonst würde ich mir nur ständig Sorgen machen, was sie uns wohl auf den Hals hetzen könnte.«
»Außerdem …«, Puck rollte mit den Augen, »… glaube ich, wir haben da noch ein anderes Problem.«
»Und das wäre?«
»Unser vertrauenswürdiger Führer hat sich unerlaubt von der Truppe entfernt.«
Ich sah mich um, aber Grimalkin war verschwunden und reagierte auch nicht auf meine leisen Rufe, er solle sich zeigen. Die Straßenkids beobachteten uns jetzt teils hoffend, teils zögerlich. Ich seufzte. Es war unmöglich, zu sagen, wo Grimalkin gerade steckte oder wann er zurückkommen würde. Eigentlich blieb uns nur eine Möglichkeit.
»Also.« Ich schenkte den dreien ein hoffnungsvolles Lächeln. »Wie weit ist es denn bis zu Leanansidhe?«
Wie sich herausstellte, befanden wir uns im Keller ihrer Villa.
»Und Leanansidhe lässt euch also Drachen bestehlen?«, fragte ich das Mädchen, während wir durch die schwach beleuchteten Gänge wanderten, in denen Fackellicht zuckend über die feuchten Steinwände flackerte. Wie auch immer dieses Haus aussehen mochte, der Keller war jedenfalls riesig. Er erinnerte mich an einen mittelalterlichen Kerker, inklusive schwerer Türen, hölzerner Fallgitter und grinsender Gargoyles an den Wänden. Mäuse huschten über den Boden und knapp außerhalb unseres Gesichtsfeldes regten sich auch noch andere Dinge in den Schatten.
Das Mädchen, das Kimi hieß, grinste mich an. »Leanansidhe hat eine Menge Kunden mit sehr außergewöhnlichen Vorlieben«, erklärte sie. »Die meisten von ihnen sind Exilanten so wie sie selbst, die aus irgendeinem Grund nicht mehr ins Nimmernie zurückkehren können. Sie benutzt uns …«, mit einer Geste deutete sie auf sich selbst und Nelson, »… um die Dinge zu holen, die sie selbst nicht beschaffen kann, so wie bei dem Drachen. Anscheinend zahlt eine verbannte Winterfee in New York ein Vermögen für echte Dracheneier.«
»Ihr habt seine Eier gestohlen?«
»Nur eins.« Kimi kicherte, als sie mein verdutztes Gesicht sah. »Dann ist die dämliche Echse aufgewacht und wir mussten die Beine in die Hand nehmen.« Sie kicherte noch einmal und strich sich die Ohren glatt. »Keine Sorge, wir dezimieren dadurch nicht die Drachenpopulation. Leanansidhe hat uns ausdrücklich befohlen, ein paar zurückzulassen.«
Puck gab ein Geräusch von sich, das entfernt anerkennend klang. »Und was springt für euch dabei raus?«
»Freie Kost und Logis. Und der Ruf, der da mit dranhängt. Wir würden sonst auf der Straße leben.« Kimi und Nelson tauschten einen verschwörerischen Blick, doch Warren starrte nur mich an. Damit hatte er schon angefangen, als wir aufgebrochen waren, um Leanansidhe zu treffen, und ich fühlte mich deswegen zunehmend unwohl.
»Die Bezahlung ist auch nicht übel«, fuhr Kimi fort, ohne sich um Warrens prüfenden Blick zu kümmern. »Und auf jeden Fall besser als die Alternative – gejagt zu werden, nur weil wir so sind, wie wir sind, und von den Exilanten und den Feen, denen es in der Welt der Sterblichen einfach besser gefällt, herumgeschubst zu werden. Leanansidhe hat dafür gesorgt, dass es uns besser geht. Mit den Lieblingen der Königin legt sich keiner an! Sogar die Dunkerwichtelgangs wissen, dass man uns besser in Ruhe lässt. Zumindest meistens.«
»Warum?«, fragte ich. »Ihr seid doch auch Exilanten, oder?
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