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Plötzlich Fee - Winternacht - Kagawa, J: Plötzlich Fee - Winternacht - The Iron Fey, Book 2: The Iron Daughter

Plötzlich Fee - Winternacht - Kagawa, J: Plötzlich Fee - Winternacht - The Iron Fey, Book 2: The Iron Daughter

Titel: Plötzlich Fee - Winternacht - Kagawa, J: Plötzlich Fee - Winternacht - The Iron Fey, Book 2: The Iron Daughter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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Warum sollten sie euch jagen?« Ich musterte Kimis pelzige, büschelige Ohren, Nelsons sumpfwasserfarbene Haut und Warrens Hörner. Sie waren ganz sicher keine Menschen. Doch dann fiel mir wieder ein, wie Warren uns das Eisenkreuz entgegengestreckt hatte, seine angsterfüllte Beschimpfung aller Feen und wie sie durch diese Tür gegangen waren, die für Grimalkin blockiert gewesen war. Und da wusste ich, was sie waren, noch bevor Kimi es aussprach.
    »Weil wir Halbfeen sind«, erklärte sie mit einem fröhlichen Ohrenzucken. »Ich bin halb Púca, Nelson ist halb Troll und Warren ist teilweise Satyr. Und wenn es eines gibt, was Exilanten noch mehr hassen als die Feen, von denen sie verbannt wurden, dann sind das Missgeburten wie wir.«
    Der Gedanke war mir noch nie gekommen, obwohl es eigentlich logisch war. Ich nahm an, dass Halbblute wie Kimi, Nelson und Warren es nicht gerade leicht hatten. Ohne Oberons Schutz waren sie den Launen der echten Feen ausgeliefert, die ihnen das Leben wohl ziemlich schwermachten. Da war es nicht überraschend, dass sie sich auf einen Handel mit dieser Königin der Exilanten einließen, um einen gewissen Schutz zu genießen. Selbst wenn das hieß, dass sie einem Drachen seine Eier unter dem Hintern wegklauen mussten.
    »Ach, und übrigens«, fuhr Kimi mit einem schnellen Blick auf Eisenpferd fort, der klappernd hinter mir herstapfte. »Leanansidhe weiß über … ähm … seinesgleichen Bescheid. Die haben in letzter Zeit einen Haufen Exilanten getötet und das treibt sie zur Weißglut. Dein ›Freund‹ sollte in ihrer Gegenwart also verdammt vorsichtig sein. Ich habe keine Ahnung, wie sie reagiert, wenn plötzlich eine Eiserne Fee in ihrem Wohnzimmer steht. Ich habe schon erlebt, dass sie aus wesentlich geringeren Gründen ausgerastet ist.«
    »Halt die Klappe, Kimi«, sagte Warren auf einmal. Wir hatten das Ende des Flurs erreicht, wo uns am oberen Ende einer Treppe eine leuchtend rote Tür erwartete. »Ich sagte doch schon, dass das kein Problem ist.«
    Ich sah stirnrunzelnd zu ihm rüber, wurde dann aber abgelenkt. Leise Musik drang von oben zu uns herunter, der zittrige Klang eines Klaviers oder einer Orgel. Sie war düster und drängend und erinnerte mich an ein Musical, das ich vor langer Zeit gesehen hatte: Das Phantom der Oper . Ich erinnerte mich daran, wie Mom mich ins Theater geschleift hatte, als sie mit dem Stück in unserer Kleinstadt gastierten. Das war kurz vor Ethans Geburt gewesen. Und daran, wie ich gedacht hatte, dass ich nun drei Stunden tödliche Langeweile und Folter ertragen müsste. Doch dann war ich von den ersten, dröhnenden Akkorden an völlig gefesselt gewesen. Außerdem wusste ich noch, wie Mom bei einigen Szenen geweint hatte, was sie sonst nie tat, nicht einmal bei den traurigsten Filmen. Damals hatte ich mir nichts dabei gedacht, doch jetzt kam es mir irgendwie seltsam vor.
    Wir stiegen hoch und traten durch die Tür in eine prachtvolle Empfangshalle. Zu beiden Seiten erhoben sich breite, geschwungene Treppenaufgänge in Richtung der gewölbten Decke und in ihrem großen Kamin, um den einige exklusive schwarze Sofas arrangiert waren, flackerte ein Feuer. Der Massivholzboden schimmerte rötlich, die Wände waren rot-schwarz gemustert und zarte schwarze Vorhänge verhüllten die geschwungenen Fenster am anderen Ende des Raumes. Fast jeder freie Fleck an den Wänden war mit Bildern bedeckt – Ölbilder, Aquarelle, Schwarz-Weiß-Zeichnungen. An der gegenüberliegenden Wand schenkte uns Mona Lisa ihr geheimnisvolles schmales Lächeln, direkt neben einem seltsam verzerrten Gemälde, das wahrscheinlich ein Picasso war.
    Musik schallte durch den Raum, dunkle, drängende Klavierakkorde, die mit einer solchen Wucht gespielt wurden, dass die Luft zitterte und meine Zähne vibrierten. In der Nähe des Kamins stand ein riesiger Konzertflügel, auf dessen polierter Holzoberfläche sich die Flammen spiegelten. Eine zusammengesunkene Gestalt in einem verknitterten weißen Hemd hämmerte mit fliegenden Fingern auf die Elfenbeintasten ein.
    »Wer …?«
    »Schhh!« Kimi schlug mir leicht auf den Arm, um mich zum Schweigen zu bringen. »Nicht reden. Das mag sie nicht, wenn gerade jemand spielt.«
    Also schwieg ich und sah mir den Pianisten genauer an. Seine braunen Haare hingen ihm strähnig auf die Schultern und sahen aus, als wären sie seit Tagen nicht gewaschen worden. Er hatte breite Schultern, doch das Hemd hing schlabberig an seinem schmalen, knochigen Körper,

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