Plötzlich geküsst - Magische Zeiten ; 3
mit seiner Schwester Kontakt hat. Ich jedenfalls würde das um jeden Preis versuchen, wenn es um dich oder Luna ginge.«
»Mannmannmann«, stöhnte Suse. »Wenn doch nur schon morgen wäre!«
19. Kapitel
I ch hatte ja noch immer nichts gepackt, um bei Suse und Luna übernachten zu können, und ging daher schnell nach Hause. Tante Emmi war noch im Atelier. Mir kam es so vor, als würde ich die Wohnung zum allerersten Mal in meinem Leben betreten. Wenn alles, was man denkt, auf den Kopf gestellt wird, dann sieht man die Welt mit neuen Augen. Ein bisschen heller kam sie mir vor und bunter.
Aber auch mysteriöser. Das Rätsel, das Luna vor ein paar Tagen offiziell abgeschafft hatte, war nun noch gröÃer geworden.
Ich streifte durch die Zimmer, setzte mich auf die Couch, an den Küchentisch, hockte mich sogar im Flur auf den Boden und betrachtete alles ganz genau. Am liebsten hätte ich gleich meinem Vater von dieser unglaublichen Geschichte erzählt, aber erst brauchte ich noch ein paar Informationen und vielleicht konnten Tante Emmi und ich dann gemeinsam mit ihm sprechen, wenn er nächste Woche hier war. Oder wusste er womöglich sogar, wer Tante Emmi wirklich war?!
Und: Konnte ich sie jetzt überhaupt noch Tante Emmi nennen, wo sie doch meine Ururoma war? Egal, sie würde auf jeden Fall für immer bei uns bleiben, so viel stand fest. Jetzt gehörte sie ordnungsgemäà zu mir, sozusagen. Verwandt bleibt man schlieÃlich für immer. Selbst dann noch, wenn mit den Zeiten und den Ringen etwas schiefging. Oh Mann, wir müssten künftig echt vorsichtig sein! Nie mehr »einfach so« durch 3-D-Fotos spazieren, schwor ich mir höchst feierlich.
Und dann, dort im Flur auf dem Boden, kapierte ich auch, warum aus meinem Dad und Tante Emmi niemals ein Paar geworden war. Ich meine, wer wollte schon mit dem Mann seiner eigenen Urenkelin zusammen sein? Bei der Vorstellung begann ich, leise vor mich hin zu seehunden.
In meinem Zimmer fuhr ich meinen Laptop hoch, spielte meinen Lieblingsmusikmix ab und begann zu packen. Die Tasche war zum Schluss ziemlich voll, aber es ist nun mal wichtig, das gelbe Kleid ausschlieÃlich mit einer grauen Jacke zu kombinieren, alles andere sieht uncool aus, und zu der weiten Jeans muss auf jeden Fall eine schmale weiÃe Bluse her. Und so weiter â es kam jedenfalls eine Menge zusammen.
Das Gute ist, dass ich wirklich schnell bin. So wichtig ich das alles finde, habe ich trotzdem nie Probleme, mich zu entscheiden. Ich kann es nicht leiden, wenn Leute stundenlang überlegen müssen. Mein Vater sagt immer, die Rosenfelds sind Organisations-Genies, und das hatte ich jetzt mit meiner Packaktion mal wieder bewiesen.
Was andererseits bedeutete, dass ich noch zwei Stunden Zeit hatte, bevor ich wieder mit Suse und Luna verabredet war.
Also legte ich mich aufs Bett, zog den Laptop auf meinen Bauch und schaute, ob mein Vater online war. War er nicht. Ich ging alle Skype-Profile durch. Phil in Hellâs Kitchen, offline. Lizzy und April und Mary-Ann ebenfalls, wahrscheinlich schliefen die alle noch. Und dann war ich fast schon so weit, Skype wieder auszuschalten, als ich ganz kurz noch mal bei Greg nachschaute. Auch nix.
In dem Moment fiel mir ein, dass es ein Foto von meinem Vater, Tante Emmi und mir gab, das an meinem dritten Geburtstag entstanden war. Da sitzen wir im Wohnzimmer und lassen Luftschlangen fliegen. Das wollte ich mir schnell angucken. Wo genau hatte ich es noch mal abgespeichert?
Als ich es gefunden und angeklickt hatte, sah ich mir Tante Emmi genau an. Sie sah auf dem Foto wie eine ganz normale Frau aus, und das, obwohl sie nur ein paar Wochen zuvor aus Versehen aus dem Jahr 1923 bei uns aufgeschlagen war. Irre.
Da ich schon mal in dem Fotoalbum gelandet war, klickte ich mich durch alle möglichen Fotos durch: Tante Emmi, mein Vater und ich an meinem ersten Schultag. Ich, als ich im Schultheater einen Holunderstrauch gespielt hatte (da musste ich fünf gewesen sein). Dann, Jahre später: Ferien auf Hawaii, ich in Cheerleader-Uniform vor der Schule und so weiter.
Und es waren auch ein paar Fotos von meiner Mutter darunter. Auf einem hielt sie mich als Baby im Arm, die Wange an meinen Kopf geschmiegt schaute sie in die Kamera. Wenn man genau hinguckte, konnte man tatsächlich eine gewisse Ãhnlichkeit mit Tante Emmi entdecken. Mamas Augen waren auch bernsteinfarben gewesen, allerdings hatte sie
Weitere Kostenlose Bücher