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Ploetzlich Mensch

Ploetzlich Mensch

Titel: Ploetzlich Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary-Anne Raven
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wieder eingefangen zu werden gleich null. Zu fremd war ihr diese Welt außerhalb der Te m pelmauern geworden. Zu lange war sie nicht mehr als freier Mensch unterwegs gewesen.
    Er hatte recht, hier draußen zu bleiben war nicht gut, außerdem war sie hungrig und die Aussicht auf etwas zu essen hellte die Düsterkeit ihrer Situation etwas auf.
    Sie folgte ihm zu einem kleinen Restaurant, das nur einige Straßen weit entfernt lag, ohne ihn auch nur einen Moment aus den Augen zu lassen. Der Laden, der den Namen „Eds Pferdestall“ trug, wirkte sa u ber und die Anwesenheit einiger weiterer Gäste beruhigte ihre Paranoia tatsächlich ein wenig. An diesem Ort würde er es nicht wagen über sie herzufallen.
    Sie suchten sich einen Tisch in der hintersten Ecke des Lokals, von dem aus man alles gut im Auge behalten konnte, selbst aber nicht g e sehen wurde, wenn man nicht wollte.
    Nur zögernd nahm sie die Speisekarte entgegen, die ihr von der Ze n tauren-Kellnerin, die sogleich an ihren Tisch getrabt kam, gereicht wurde. Sie hatte kein Geld, um sich hier etwas zu kaufen. Doch ihr B e gleiter schien erneut ihre Gedanken zu erraten.
    „ Was möchtest du essen? Ich lad dich ein“, sagte er mit einem L ä cheln, das sie nicht ganz zu deuten vermochte. Sie hatte seit gestern Abend nichts mehr gegessen und ihr Magen knurrte so laut, dass es ihm wohl nicht entgangen war. Sie konnte auf diese Einladung nicht verzichten. Also gut, sie würde ihm gestatten , ihr dieses Essen zu spendieren. Aber das bedeutete nicht, dass er sie kaufen konnte.
    Sie deutete ein schwaches Lächeln an und ließ ihren Kopf schnell hinter der Speisekarte verschwinden.
    „ Was möchten Sie trinken?“, fragte die Kellnerin und zog einen N o tizblock aus einer Art Satteltasche, die über ihrem breiten Rücken lag. Claras Begleiter bestellte eine Cola, woraufhin sich die Kellnerin zu ihr umwandte.
    „ Ich … ähm …“ Verzweifelt versuchte sie , sich daran zu erinnern, was man in solch einem Restaurant zu trinken bestellte. „Das Gleiche, bitte“, brachte sie nervös hervor, zusammen mit einem Lächeln, das wohl eher panisch als herzlich wirken musste. Was zur Hölle war noch mal eine Cola? Sie erinnerte sich dunkel daran, dass sie dieses Getränk als Kind geliebt hatte. Also war es wohl nichts Alkoholisches. Nun ja, sie würde es sehen. Im Moment war ihr jede Flüssigkeit recht, die nur irgendwie ihren Durst stillte.
    Nachdem die Kellnerin wieder verschwunden war, vertiefte Clara sich erneut in das Studium der Speisekarte. Leider sagte ihr der Gro ß teil der hier aufgeführten Speisen überhaupt nichts. Es war wirklich sehr lange her, seit sie das letzte Mal in einem Restaurant gewesen war.
    „ Hast du dich schon entschieden? Die machen hier einen wirklich guten Hamburger, hab ich mir sagen lassen.“
    Sie sah ihn an, unschlüssig, ob sie die Frage, die ihr auf der Zunge brannte, stellen sollte. „Was genau ist ein Hamburger?“
    Er starrte verblüfft zurück. „Na, ein Hamburger halt. Ein Brötchen mit einer Frikadelle, Salat, Soße … Soll das heißen, du hast noch nie einen Hamburger gegessen?“
    „ Nicht , soweit ich mich erinnern kann. Ist das so ungewöhnlich?“, gab sie pampig zurück. Seine Verblüffung über ihr Unwissen ärgerte sie.
    „ Irgendwie schon.“
    „ Ich habe den Tempel seit meinem sechsten Geburtstag nicht mehr verlassen und dort gab es nie so etwas wie Haamburger oder Poomes Fritz. Dort gab es reine, unbelastete Kost, die nur für mich zubereitet wurde.“
    „ Gott o Gott, das klingt ja nach einer furchtbaren Kindheit. Kein Wunder, dass du so verbittert geworden bist.“ Mit einem amüsierten Lächeln ließ er sich in seinen Stuhl zurücksinken. „Eine Kindheit ohne Fast Food ! Das muss ja grausame Folter gewesen sein. Weißt du was? Wir bestellen einfach ein bisschen von allem, was auf der Ka r te steht. Dann kannst du all die leckeren Dinge probieren.“ Sie wollte etwas e r widern, doch ihr fiel nicht ein was, und er schien von seiner Idee so begeistert zu sein, dass er schon die Kellnerin herbeiwinkte und eine umfangreiche Bestellung aufgab.
    Als die Zentaurin wieder verschwunden war, saßen sie sich eine We i le schweigend gegenüber. Clara hob immer wieder den Blick, um ihn zu mustern, konnte seinen ebenso neugierig schauenden Augen aber nur kurze Zeit standhalten.
    „ Wie heißt du eigentlich?“, fragte sie schließlich, nur um das Schwe i gen zu beenden.
    Er wirkte ehrlich erstaunt über diese Frage.

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