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Ploetzlich Mensch

Ploetzlich Mensch

Titel: Ploetzlich Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary-Anne Raven
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Schließlich gab sie sich einen Ruck, zog den Korken heraus und kippte den gesamten Inhalt in ihren Mund.
    „ Bäh“, machte sie und schüttelte sich. „Ist das bitter. Und ich dachte immer, Saphiras Tränke wären übel.“
    „ Wirkt aber schon.“ Aus dem Augenwinkel konnte Dean sehen, wie sich Claras blondes Haar langsam dunkler färbte, bis die Verwandlung bei einem angenehm nussbraunen Farbton stoppte.
    „ Wow!“ Sie betrachtete sich prüfend im Rückspiegel. „Ich sehe ganz anders aus.“
    „ Na, das war doch unser Ziel. So wird dich so schnell keiner wiede r erkennen und wir haben erst mal unsere Ruhe.“
    „ Wollen wir’s hoffen“, lautete die mäßig optimistisch klingende E r widerung.

11
    Eine Weile lang herrschte Schweigen zwischen ihnen, während der schwarze Sportwagen in gleichmäßigem Tempo über die Autobahn rauschte.
    „ Wohin fahren wir jetzt?“, fragte Clara schließlich beiläufig.
    „ Da du keine Wünsche diesbezüglich hattest, dachte ich mir, wir fa h ren gen Süden, der Sonne entgegen.“
    „ Hm …“, machte sie und spielte gedankenverloren mit der leeren Tr a nkflasche, die sie noch immer in ihren Händen hielt. „Es gibt vie l leicht doch einen Ort, den ich gern noch einmal sehen würde.“
    „ Nur raus damit. Ich bin für alles offen.“
    „ Mein Heimatdorf. Ich hab es seit meiner Kindheit nicht mehr ges e hen.“
    Dean zögerte einen Moment, bevor er zu einer Antwort ansetzte. Es freute ihn, dass Clara ein Stück ihres Lebensmutes zurückgewonnen hatte, und er wollte sie nur ungern darin bremsen.
    „ Ich bin mir nicht sicher, ob das eine gute Idee wäre. Dein Heim a tort ist vermutlich der erste Platz, an dem sie nach dir suchen werden, Clara.“
    An der Art , wie sie zurück in ihren Sitz sackte, konnte er sehen , wie enttäuscht sie war.
    „ War ja nur so eine Idee. Es ist so lange her, seit ich von dort wegg e gangen bin und es gibt vermutlich sowieso niemanden mehr, der sich überhaupt noch an mich erinnern würde“, murmelte sie mehr zu sich selbst, als an ihn gewandt. Er griff in das Seitenfach der Fahrertür, zog einen Straßenatlas hervor und reichte ihn ihr.
    „ Hier, such den Ort einfach mal raus. Wenn er nicht völlig abseits unserer Route liegt, können wir ja vielleicht einen kurzen Abstecher dorthin machen.“ Er bemerkte den feinen Hoffnungsschimmer, der in ihre Augen trat , und erneut spürte er dieses seltsam warme Gefühl in seiner Brust, das ihm, ohne dass er es beeinflussen konnte, ein Lächeln aufs Gesicht zauberte.
    Als sie eine Stunde später auf einem wenig besuchten Rastplatz eine Pause einlegten, um den Kuchen zu essen, den er im Einkaufszentrum gekauft hatte, sichtete Dean den Kartenabschnitt, den Clara herausg e sucht hatte. Der Ort lag nur unweit der Strecke, die er sowieso g e plant hatte. Sie würden ihn in einem halben Tag erreichen können, wenn sie es denn wollten. Er war immer noch nicht sicher, ob es eine gute Idee war, dieses Risiko einzugehen, aber er hatte das Gefühl, dass es Clara sehr viel bedeuten würde, und seltsamerweise schien ihm das ein sin n voller Grund zu sein. Herrje! Dieses Menschsein war wirklich ganz und gar irrational. Aber egal. Er würde sie bringen, wo immer sie hin wol l te, solange es sie nur wieder lächeln ließ. Es war verrückt, aber irgen d wie war er fast süchtig nach diesem Lächeln und nach dem wunderb a ren Gefühl, das es in ihm erzeugte. Er konnte sich nicht erinnern, wann er sich das letzte Mal so wohl in der Gegenwart eines anderen Menschen gefühlt hatte. Er gab die Koordinaten des Ortes in das N a vigationssystem ein.
    „ So, von mir aus können wir weiter“, verkündete er, erhielt aber ke i ne Antwort. Verwundert blickte er sich um. Clara war nicht mehr im Auto. Sie hatte sich ein Stück Kuchen genommen und war ausgesti e gen. Er verließ ebenfalls den Wagen, um sie zu suchen, doch sie war nirgends zu sehen.
    Ein paar Meter weiter endete die Straße und ging in eine Rasenfläche über, auf der Holzbänke und Tische aufgestellt worden waren. Auf e i ner dieser Bänke saß sie, den Kopf leicht nach hinten geneigt und die Augen geschlossen, in den warmen Strahlen der Nachmittagssonne.
    Ein zentnerschwerer Stein, von dem er gar nicht gewusst hatte, dass er da war, fiel von seinen Schultern. Sie war nicht davongelaufen. Sie war immer noch da. Bei ihm.
    Er versuchte, die irritierenden und offenbar immer öfter aufko m menden Emotionen zu vertreiben, schloss das Auto ab und schlende r te

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