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Ploetzlich Mensch

Ploetzlich Mensch

Titel: Ploetzlich Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary-Anne Raven
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ging nicht in Erfüllung. Als er aus der Eingangspforte des Hotels stürzte, sah er nur noch eine schlanke Gestalt mit langem braunem Haar in e i niger Entfernung davonlaufen. Fluchend nahm er die Verfolgung auf.
    Er musste dringend dafür sorgen, dass Clara sich wieder beruhigte, sonst würde sein Körper schneller wieder tot sein, als ihm lieb war, und dieses Mal auf unangenehm endgültige Weise. Sie rannte, als wäre der Leibhaftige hinter ihr her. Ohne nach links und rechts zu blicken immer weiter geradeaus. Für jemanden, der sein halbes Leben in e i nem Tempel zugebracht hatte, schien sie eine erstaunlich gute Kond i tion zu besitzen. Dean merkte schon nach wenigen Metern, dass sein mensc h licher Körper aufgrund der Belastung protestierte, doch er zwang sich weiterzulaufen. Wenn er Clara jetzt aus den Augen verlor, würde es eine Katastrophe geben.
    Immer wieder rief er ihren Namen, doch sie schien ihn überhaupt nicht zu hören. Den Blick starr geradeaus gerichtet, setzte sie wie in Trance immer weiter einen Fuß vor den anderen. Aus dem Dorf hi n aus, hinein in den Wald und weiter den Berg hinauf. Ihre Schritte wu r den langsamer, doch sie wollte und wollte einfach nicht stehen bleiben. Immer größer wurde der Abstand zwischen ihnen und Dean verlor sie auf dem schmalen Fußweg durch das Unterholz immer hä u figer aus den Augen. Als er schließlich das Gefühl hatte, sie endgültig verloren zu haben und jeden Moment vor Erschöpfung zusammenz u brechen, teilten sich die Bäume vor ihm und gaben den Blick frei auf einen kle i nen Felsvorsprung, von dem aus man einen wunderschönen Ausblick hinab ins Tal hatte.
    Clara stand unmittelbar am Rand dieser natürlichen Aussichtsplat t form, von der aus der Fels senkrecht hinab in die Tiefe führte.
    O Gott, sie hatte doch nicht vor , zu springen!
    „ Clara! Nicht“, wollte er schreien, brachte aber kaum genug Atem für ein Flüstern zusammen.
    Doch dieses Mal schien sie ihn gehört zu haben. Sie fuhr herum, w o bei ihre Füße sich bedenklich nahe am Abgrund bewegten. Noch i m mer lag der gehetzte Ausdruck in ihren Augen und die leuchtende A u ra, die sie umgab, wirkte mehr als bedrohlich.
    Dean wagte nicht , sich zu bewegen. Jede unbedachte Regung konnte sie veranlassen, sich in die Tiefe zu stürzen und dann wäre alles aus.
    Er musste mehrmals tief Luft holen, bevor er wieder genug Atem zum Sprechen hatte. „Clara, bitte! Komm zu dir. Du darfst dir nichts antun.“
    „ Warum nicht? Es ist niemand mehr da, den es kümmern würde, was mit mir passiert.“
    „ Das ist Unsinn! Mich interessiert sehr wohl, was mit dir passiert, und ich bin mir sicher, dass es dort unten im Dorf noch viele weitere Menschen gibt, die an deinem Schicksal Anteil nehmen.“
    Vor allem, weil dein Tod auch den ihren nach sich ziehen würde. Aber das behielt er besser für sich.
    „ Ich weiß nicht, was dieser Kerl dir angetan hat, aber er ist es nicht wert, das s du dir wegen ihm das Leben nimmst.“
    Sie schnaufte verächtlich und er konnte ihre Bitterkeit und Frustrat i on förmlich schmecken.
    „ Er hat nichts getan. Rein gar nichts. Er war mein bester Freund, als wir noch Kinder waren. Es gab niemanden, der mir vertrauter war als er, abgesehen von meinen Eltern. Aber weißt du, was er ist? Ein ve r dammter Tempeldiener. Ein Kind des Lichts, verdammte Scheiße! Der einzige noch lebende Mensch aus meiner Vergangenheit, der mir etwas bedeutet, ist ein verfluchtes Kind des Lichts! Und weißt du auch w a rum? Weil ihm mein Tod damals so nahegegangen ist. Weil ihm der Glaube Stärke gegeben hat in der Zeit der Trauer. Nur wegen mir ist er zum Gläubigen geworden! Verflucht noch mal. Ich sollte nicht weite r leben. Ich bringe den Menschen in meiner Umgebung nur Unglück.“ Ihre Knie gaben plötzlich nach und sie sackte nach vorn auf den ha r ten Felsboden. Dean machte zwei Schritte auf sie zu und fing sie auf.
    Als er sie fest in die Arme schloss, brachen alle Schleusen und sie b e gann , hemmungslos zu weinen. Er presste ihren bebenden Körper an sich und ließ es einfach geschehen.
    „ Hey, ist ja gut. Ist ja gut“, flüsterte er und strich ihr sanft über den Rücken.
    „ Weißt du, was das Schlimmste ist?“, brachte Clara schluchzend he r vor. „Ich kann nicht mal wütend auf ihn sein, weil es nicht seine Schuld ist, dass er zum Gläubigen wurde. Er ist es doch nur wegen mir geworden und jetzt habe ich ihn deswegen wahrscheinlich getötet.“ Ihre Stimme versagte und sie

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