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Polar Star

Polar Star

Titel: Polar Star Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz Smith
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engem Raum. Nein, das ist nicht fair. Eure sowjetischen Autoren müssen fast alle in Gemeinschaftswohnungen schreiben, nicht wahr? Ich habe doch immerhin diese Kabine für mich allein. Mir ist, als hätte ich zwar endlich die Chance, in meine ureigene Seemuschel hineinzuhorchen, aber sie gibt keinen Ton von sich.«
    »Ich stelle es mir auch sehr schwer vor, auf der Polar Star eine Seemuschel zu hören.«
    »Das stimmt allerdings. Wissen Sie, Renko, Sie sind ein komischer Kerl. Erinnern Sie sich noch an das Gedicht, das .«
    »Sprich, wie küssen Männer dich, wie küßt du, Mädchen, sprich.«
    »Ja, das meine ich. Erinnern Sie sich auch noch an die letzte Strophe?« fragte Susan und trug sie auch schon vor: »Oh, jetzt merk’ ich, er will es wissen, Darum kämpft er voll Inbrunst, mit Leidenschaft.
    Von mir, da will er im Grunde nichts, Was also könnte ich ihm verwehren.
     
    Das genau sind Sie. Von allen Männern auf diesem Schiff sind Sie der einzige, der rein gar keine Wünsche hat.«
    »Das stimmt nicht«, sagte Arkadi. Ich möchte am Leben bleiben, dachte er. Ich will diese Nacht überstehen.
    »Ach, und was wünschen Sie sich?« fragte sie.
    »Ich möchte herausfinden, was wirklich mit Sina passiert ist.«
    »Und was kann ich dabei tun?«
    »Sie waren doch die letzte, die Sina lebend gesehen hat. Ich wüßte gern, worüber Sie gesprochen haben?«
    »Verstehen Sie jetzt, was ich eben meinte?« Susan lachte leise in sich hinein. »Okay, Sie wollen also wissen, worüber wir gesprochen haben? Ganz ehrlich?«
    »Versuchen Sie’s.«
    Susan nahm einen wohlüberlegten Schluck. »Ich weiß nicht, dieses Spiel wird allmählich gefährlich.«
    »Ich werde Ihnen sagen, was Sina meiner Meinung nach in jener Nacht zu Ihnen gesagt hat. Ich glaube, sie hat Ihnen erzählt, sie wisse, was die Polar Star durchs Wasser schleppt, wenn gerade kein Fisch angeliefert wird, und daß sie Ihnen Informationen über die Station geben könne, in der das Kabel kontrolliert wird.«
    Susan zuckte die Achseln. »Was denn für ein Kabel? Wovon in aller Welt reden Sie bloß?«
    »Darum ist Morgan da draußen, hinter uns, und darum sind auch Sie entgegen Ihrer Absicht hiergeblieben.«
    »Das klingt ganz wie Wolowoi.«
    »Es ist kein leichtes Spiel«, sagte Arkadi. Es war guter Scotch, er machte sogar die Papirossi süß wie Bonbons.
    »Vielleicht sind Sie ein Spion«, sagte Susan.
    »Nein, dazu fehlt mir die rechte Weltanschauung. Ich fühle mich wohler auf einem eher schlichten, menschlicheren Niveau. Und auch Sie würde ich eher für einen Amateur halten als für einen Profi. Aber Sie sind nun mal auf diesem Schiff gewesen, und wenn Morgan sagt, Sie bleiben drauf, dann bleiben Sie drauf.«
    »Nun, ich habe eben eine Weltanschauung. Und im übrigen glaube ich nicht, daß Sina verzweifelt genug war, sich auf ein amerikanisches Schiff abzusetzen.«
    »Sie .«
    Er stockte und wandte lauschend den Kopf. Es waren keine Schritte, die über den Korridor kamen, sondern schwere Stiefel, die plötzlich vor der Tür stillstanden. Auf diesem Flur lagen sechs Kabinen, an jedem Ende führte eine Treppe hinauf zur Brücke, beziehungsweise hinunter aufs Hauptdeck. Jetzt rannten knarrende Stiefel die Treppe hinunter und blieben dann ebenfalls stehen. Die Tür zur Nachbarkabine öffnete und schloß sich. Dann wurde die Tür gegenüber aufgestoßen, und gleich darauf klopfte es an Susans Tür. »Suusan?« Es war Karps Stimme.
    Sie beobachtete, wie Arkadi seine Zigarette ausdrückte. Steht Panik in meinen Augen? fragte er sich. In den ihren las er eher Faszination.
    Das zweite Klopfen klang schon nachdrücklicher. »Sind Sie allein?« fragte Karp durch die Tür.
    »Gehen Sie weg, Korobets«, rief Susan, die Augen immer noch starr auf Arkadi gerichtet.
    Der Türknauf drehte sich, hielt aber dem Druck von außenstand. Wenigstens ist es eine Metalltür, dachte Arkadi. Die Türen in russischen Häusern ließen sich so leicht eintreten, daß die Schlösser nur als Dekoration gelten konnten. Susan stand auf, nahm eine Kassette und ein Abspielgerät von der oberen Koje, und gleich darauf erklang leise die Stimme von James Taylor.
    »Suusan?« rief Karp wieder.
    »Gehen Sie weg, oder ich mache dem Kapitän Meldung«, sagte sie.
    »Machen Sie auf!« befahl Karp. Vermutlich rammte er bloß mit der Schulter gegen die Türfüllung, und doch wäre das Schloß um ein Haar aufgesprungen.
    »Moment«, sagte Susan und schaltete das Nachtlicht aus.
    Während Arkadi mit seinem

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