Pole Position: Sebastian Vettel - sein Weg an die Spitze (German Edition)
das World Motor Sport Council des Automobilweltverbandes FIA . Dieses tagt am Mittwoch, den 8. September, in Paris. Vier Tage später findet in Monza der Große Preis von Italien statt, Saisonrennen Nummer 14. Von dem Spruch des Gremiums hängt viel ab: Verhängt es keinen Punktabzug gegen Ferrari, ist die Stallorder de facto erlaubt. Dann können sie alle Teams bedenkenlos praktizieren – wenn sie wollen. Wie die Entscheidung ausging, sickert am Nachmittag durch. Noch bevor es offiziell verkündet wird, lässt der Präsident des italienischen Motorsport-Verbandes Medien wissen: Die FIA -Granden sind einstimmig der Meinung, gegen Ferrari sei keine weitere Strafe nötig. Mehr noch: Das Stallorder-Verbot solle generell »überprüft« – also abgeschafft – werden. Die FIA müht sich nach Kräften, den Eindruck zu vermeiden, bei dem Urteil könnte es sich um ein sportpolitisch motiviertes handeln. Mehr Platz als der Freispruch an sich nimmt in ihrer Mitteilung die Erklärung ein, wie er zustande gekommen ist: ohne das direkte Mitwirken des im Oktober 2009 zum FIA -Präsidenten aufgerückten Jean Todt, der in seiner Zeit als Ferrari-Teamchef selbst etliche Platztausch-Anweisungen an seine Fahrer geschickt hatte.
Die Reaktionen auf die neue Interpretation einer an sich klaren Regel mitten in der Saison fallen unterschiedlich aus. Die italienische Presse jubelt. La Gazzetta dello Sport schreibt: »Ein Mannschaftssieg.« Tuttosport findet: »Die Teamorder-Heuchelei hat ein Ende.« Die brasilianische Presse dagegen schäumt. O Globo meint: »Es ist eine Schande, dass eine Gruppe, die von Amts wegen für Gerechtigkeit sorgen muss, es akzeptiert, dass ein Team die Regeln umgeht, als würden sie nicht existieren.« Auch die Daily Mail aus England kritisiert die Kehrtwende: »Die Formel 1 hat ihr Regelwerk in drei Stunden zerrissen.« Das Thema bleibt ein sensibles. So, wie sich der Titelkampf entwickelt, läuft es in den letzten Rennen darauf hinaus, wie Red Bull agiert. Ob das Team seinen beiden Fahrern alle Freiheiten lässt. Oder ob einer in die Helferrolle schlüpfen muss. Wer das wäre, ist klar: Sebastian Vettel. So talentiert er auch ist – in der WM -Wertung liegt er hinter Webber. In Monza startet Sebastian Vettel nach einem Fahrfehler in der Qualifikation lediglich als Sechster. Im Rennen wirft ihn ein Feuer im Luftansaugschacht für den Motor zurück, mit der cleveren Strategie, die Reifen nur einmal zu wechseln, und das auch noch in der letzten Runde, rettet er zumindest Rang vier. Beim nächsten Rennen in Singapur erwischt Sebastian Vettel in der Qualifikation keine ideale Runde, im Rennen kommt er an Fernando Alonso nicht vorbei: Rang zwei. Schon kurz hinter der Ziellinie beruhigt er sein Team am Funk: »Macht euch keine Sorgen, wir kriegen die noch!« In Suzuka glückt ein Schritt in die Richtung. Endlich wieder ein makelloser Sieg von der Pole Position aus. 1. Mark Webber/220 Punkte, 2. Fernando Alonso/206, 3. Sebastian Vettel/206, 4. Lewis Hamilton/192, 5. Jenson Button/189 – mit dieser Reihenfolge in der WM -Wertung geht es Ende Oktober zum ersten Großen Preis von Südkorea nach Yeongam.
Neuland
Seit 1999 befindet sich die Formel 1 auf Expansionskurs. In einem Jahrzehnt fanden sieben neue Strecken Aufnahme in den Rennkalender: 1999 Sepang in Malaysia, 2004 Manama in Bahrain und Shanghai in China, 2005 Istanbul, 2008 Singapur und Valencia, 2009 gab es die Premiere im Emirat Abu Dhabi. Für die Teammitglieder, die an die Strecke reisen, sind die Ausflüge ins Unbekannte nicht immer lustig. 90 Tage bevor sie zum ersten Mal befahren wird, soll eine neue Strecke von den Experten des Automobilweltverbandes FIA abgenommen werden – so sehen es die Paragraphen vor. In Südkorea wird daraus nichts. Weil das Land, auf dem sie gebaut wurde, sumpfiger war als angenommen. Weil es länger dauerte als gedacht, den Untergrund zu verdichten. Weil die Regenzeit nicht enden wollte. Erst zwei Wochen, bevor die Formel-1-Karawane kommt, wird der Asphalt aufgetragen. An den Stahlrohrtribünen wird in der Nacht vor der Ankunft der Fahrer noch geschraubt. Und von der Stadt, die rund um den Korea International Circuit entstehen soll, ist bei der Premiere auch noch nichts zu sehen. Das Rennen startet wie geplant. Aber für alle Beteiligten ist es kein Ausflug in eine Glamourwelt. Es ist ziemlich genau das Gegenteil, und natürlich drückt das auf die Stimmung. Die Hotels sind mäßig. Am Renntag regnet es so heftig, dass der
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