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Polt.

Polt.

Titel: Polt. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Komarek
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ausschließen. So etwas ist einfach nicht seine Art. Ich müsste mich schon sehr täuschen. Was hast du jetzt vor?«
    »Für den Moment gar nichts. Ob ich den Rudi einfach fragen soll?«
    »Weiß nicht, ob das eine gute Idee ist. Du mischst dich damit in Primls Ermittlungen massiv ein und unterschlägst so nebenbei ein wichtiges Beweisstück.«
    »Stimmt schon. Aber angenommen, es war eine der b’soffenen Geschichten, die der Rudi ja immer wieder liefert, und es hat zwar mit diesem Menschen irgendwas zu tun, aber nichts mit seinem Tod - dann könnte der Brief dem Primi egal sein und der Rudi war aus dem Schneider. Ich glaub übrigens ziemlich sicher, dass er mit dem Bild in der Zeitung was anfangen kann. Gestern hat er durchgedreht, als er im Wirtshaus ins Illustrierte Heimatblatt geschaut hat.«
    »Der schaut ja nur, ohne zu lesen.«
    ,Aher ein Foto, Norbert?«
    »Jadas könnte natürlich was ausgelöst haben in ihm.«
    »Ich war mit dem Rudi nachher noch bei ihm zu Hause, das Presshaus, ziemlich in eurer Nähe, du weißt. Und ich hab vorsichtig nachgefragt. Der Blitz hätt ihn getroffen, hat er gesagt, und das hat ihm weh, aber auch gut getan.«
    »Versteh einer diesen Menschen! Dabei kenn ich ihn ganz gut und wir haben noch immer Kontakt miteinander. Als Polizist müsste ich dich jetzt in aller Freundschaft darum bitten, mir den Brief zu geben oder mit mir gemeinsam morgen damit zum Kollegen Primi zu gehen. Schau ich aus wie ein Polizist?«
    »Derzeit nicht ganz so.«
    »Was hältst du davon: Wir stecken eine Kopie von dem Brief ohne Hinweis auf den Rudi in ein Kuvert ohne Absender, und ich geb’s in Breitenfeld zur Post.«
    »Das könnt für den Rudi eine Hinrichtung auf Raten sein, Norbert.«
    »Gilt für jede Ermittlung.«
    »Ich möchte aber nicht ermitteln, schon gar nicht gegen den Rudi.«
    »Versteh ich. Denkst du denn, mir ist wohl dabei? Aber wenn der Rudi irgendwas mit dem Fall zu tun hat - in aller Unschuld womöglich -, dann wird er sich sehr bald selbst verraten. Und dann erzählt er möglicherweise dem Primi, oder sonst irgendwem auch noch, dass er dir den Brief anvertraut hat.«
    »Mir ziemlich egal.«
    »Dann andersherum: Ich kann zwar nicht dran glauben, aber der Rudi könnte ja auch der Täter sein - wenn’s überhaupt einen gibt. Willst du einen Mörder decken?«
    »Nein.«
     
    Licht ins Dunkel
     
    Polt verließ Norbert Sailer, ohne das liebevoll vorbereitete Frühstück auch nur angerührt zu haben. Warum, zum Teufel, hatte ihm dieser Rudi Weinwurm gestern über den Weg laufen müssen und warum dann auch noch dieser idiotische Besuch! Simon Polt, der Gendarm, der es nicht lassen konnte… »Geheime Kommandosache«, hatte der Rudi gesagt, und schon war das Beweisstück unterwegs zur Polizei.
    An diesem Vormittag war Polt mit sich uneins, verwirrt und bedrückt. Gut möglich, dass er alles falsch machte. Noch mehr missfiel ihm aber der Gedanke, er könnte in allem recht behalten, was ihm so durch den Kopf ging. Er begab sich nach Hause, versorgte mürrisch seinen Kater, aß im Stehen ein Käsebrot und sperrte schon gegen neun den Kirchenwirt auf. Besser, er war unter Leuten, als allein mit den Gespenstern und grausigen Bildern, die in ihm ihr Unwesen trieben. An der Schänk goss er sich einen Schnaps ein, dachte an Karin Walter und schüttete ihn weg. Aber ein Bier trank er dann doch und noch eins. Rasch stellte Polt das Glas weg, als er Norbert Sailer in der Tür stehen sah. Der Polizist kam zur Schänk und hielt ihm ein Kuvert entgegen. »Darin ist dieser Brief vom Weinwurm. Gib ihn dem Rudi zurück und vergiss ihn.«
    »Ich versteh nichtjetzt auf einmal?«
    »Ja. Er kann es nicht gewesen sein, das musst du mir einfach glauben. Kaum warst du aus dem Haus, hab ich alles noch einmal durchgedacht. Und es gibt in diesem Fall Einzelheiten, die du nicht kennst, weil ich nichts erzählen darf. Offiziell weiß auch ich nichts davon, aber unter Kollegen wird ja doch geredet. Mein Gott, und morgen hätt ich den Rudi ans Messer geliefert, schön anonym auch noch. Hast einen Schnaps für mich?«
    Polt füllte das schon einmal gefüllte Glas neuerlich. »Danke jedenfalls, Norbert. Damit machst du auch mir das Leben leichter. Du weißt gar nicht, wie sehr.«
    »Na also!« Sailer hob die Hand und ging.
    Polts Gemüt hatte sich merklich erhellt, und als sich meuchlings ein neuer Schatten in ihm breitmachte, wischte er ihn zur Seite und war nur noch Wirt.
    Gegen elf sah er Peter Rohringer zur Tür

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