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Portrat in Sepia

Portrat in Sepia

Titel: Portrat in Sepia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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sein Fuß an dem ihren, seine Hand auf ihrem
Ellbogen oder ihrer Schulter und oft wie zufällig an ihrem Hals,
unverwechselbare Zeichen, die die Fotos mir enthüllt hatten.
Mir fiel ein, wie sehr Diego ihre Kinder liebte, und ich fragte
mich, ob das vielleicht nicht seine Neffen, sondern seine Söhne
waren. Ich stand regungslos, erstarrte langsam zu Eis, während
sie sich schwelgerisch liebten, jede Berührung, jedes Stöhnen
auskostend, ohne Hast, als hätten sie das ganze Leben noch vor
sich. Sie wirkten nicht wie ein Liebespaar in überstürztem
heimlichem Beisammensein, sondern wie Jungverheiratete in
der zweiten Woche, wenn die Leidenschaft noch ungemindert
ist, aber bereits das Vertrauen da ist und die Kenntnis um den
anderen Körper. Ich aber hatte nie solche Vertraulichkeit mit
meinem Mann erlebt, ich wäre auch nie imstande gewesen, sie
herbeizuzwingen, selbst in meinen kühnsten Phantasien nicht.
Diegos Zunge glitt die Innenseite von Susanas Schenkel hinauf,
von den Knöcheln bis oben, hielt zwischen ihren Beinen inne
und glitt wieder hinab, während die Hände ihre Taille
hinaufkletterten und die runden, prallen Brüste kneteten und mit
den wie Beeren aufgerichteten und glänzenden Brustwarzen
spielten. Susanas Körper, weich und geschmeidig, erschauerte
und wand sich, ein Fisch im Strom, der Kopf warf sich von einer
Seite zur anderen in der Verzweiflung der Lust, das Haar
weiterhin im Gesicht, die Lippen öffneten sich zu einem langen
Stöhnen, die Hände suchten nach Diego, um ihn über die schöne
Topographie ihres Körpers zu leiten, bis sie unter seiner Zunge
in Wonne aufflammte. Susana bog den Rücken nach hinten, als
das Entzücken sie durchfuhr wie ein Blitz, und stieß einen
heiseren Schrei aus, den Diego mit seinem Mund auf dem ihren
erstickte. Danach hielt er sie, wiegte sie, streichelte sie wie ein
Kätzchen, flüsterte ihr einen Rosenkranz geheimer Worte ins
Ohr mit einer Zärtlichkeit, die ich nie in ihm vermutet hätte.
Irgendwann setzte sie sich auf dem Stroh auf, warf den Mantel
ab und fing an, ihn zu küssen, erst die Stirn, dann die Lider, die
Schläfen, den Mund, lange, ihre Zunge fuhr in seine Ohren,
hüpfte über seinen Adamsapfel, streifte über seinen Hals, ihre
Zähne knabberten an den männlichen Brustwarzen, ihre Finger
kraulen sein Brusthaar. Nun war es an ihm, sich den
Liebkosungen ganz hinzugeben, er streckte sich bäuchlings auf
der Decke aus, und sie setzte sich rittlings auf seinen Rücken,
biß ihn in den Hals und den Nacken, bedeckte seine Schulter mit
kleinen verspielten Küssen, ihr Mund wanderte hinab zum
Gesäß, erkundend und eine Spur Speichel hinterlassend. Diego
drehte sich herum, und ihr Mund umfaßte sein aufgerichtetes,
pulsierendes Glied in dem innigsten Drang, zu beglücken, zu
geben und zu nehmen, bis er nicht länger widerstehen konnte
und sich über sie warf, sie durchdrang und sie sich wälzten wie
Feinde in einem Gewirr von Armen und Beinen und Küssen und
Keuchen und Seufzen und Liebesworten, die ich noch nie gehört
hatte. Danach schliefen sie in warmer Umarmung unter den
Decken und Susanas Mantel wie zwei unschuldige Kinder. Ich
trat schweigend zurück und machte mich auf den Weg ins Haus,
während die eisige Kälte der Nacht sich meiner Seele
bemächtigte.
    Ein Abgrund hatte sich vor mir aufgetan, ich spürte, wie
Schwindel mich in seine Klüfte hinabzog, spürte die
Versuchung, hineinzuspringen und in der Tiefe des Leidens und
Schreckens zugrunde zu gehen. Diegos Verrat und die Angst vor
der Zukunft nahmen mir jeden Halt, ich hing im Ungewissen,
verloren und ohne Trost; die Wut, die mich zu Anfang
geschüttelt hatte, hielt nicht vor, nun drückte mich ein Gefühl
von Tod, von absolutem Schmerz zu Boden. Ich hatte mein
Leben Diego ausgeliefert, hatte mich seinem Schutz anvertraut,
hatte den Worten des Hochzeitsrituals buchstabengetreu
geglaubt: wir waren vereint, bis daß der Tod uns schied. Es gab
kein Entrinnen. Die Szene im Stall hatte mich vor eine
Wirklichkeit gestellt, die ich schon eine gute Zeit lang geahnt
hatte, ohne den Mut zu haben, ihr ins Gesicht zu sehen. Mein
erster Impuls war, zum großen Haus zu laufen, mich mitten auf
den Hof zu stellen und zu heulen wie eine Wahnsinnige, die
Familie, die Bauern, die Hunde zu wecken, sie zum Zeugen des
Ehebruchs zu machen. Meine Schüchternheit war jedoch stärker
als die Verzweiflung, ich schleppte mich schweigend in unser
Haus, tastete

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