Portugiesische Eröffnung
bunten Licht, Brust und Schultern, der Schwung eines schön geformten Rückens. Die Jugend stellte sich zur Schau.
Plötzlich verstummte die Musik, und die beiden Männer schlenderten zögernd zur Theke. Valsamis umklammerte sein Glas, wobei er den dunkleren der beiden unauffällig musterte. Er war einen halben Kopf größer als er selbst, mit langem, glattem Haar, das ihm lässig ins Gesicht fiel. Sein Körper war zart und zerbrechlich wie der eines jungen Mädchens.
Der Junge begegnete seinem Blick und hielt ihn fest, dann schaute er nervös auf seine leeren Hände. Der ist es, dachte Valsamis und stellte sich vor, wie es laufen würde, spürte die schlanken Hüften des Jungen schon unter sich. Sein Magen zog sich zusammen, das Blut schoss ihm heiß in die Lenden, er empfand Ekel und Begierde zugleich.
Dann fiel ihm ein, was Dick Morrow vor vielen Jahren zu ihm gesagt hatte, bevor er in der Menschenmenge auf dem Flughafen von L.A. verschwand. Du hast die Wahl, John, du kannst stark oder schwach sein, herrschen oder beherrscht werden, mächtig oder machtlos sein.
Valsamis trank einen Schluck Whisky und sah zu, wie der junge Mann zu ihm herüberkam.
Letztlich wird mir die Entscheidung abgenommen. Rahim und ich sind bei einem Freund in Belém zum Abendessen eingeladen. Ein schöner Abend. Unser Gastgeber, ein Franzose, hat echten Coq au vin gekocht und serviert als Nachtisch Creme in winzigen Töpfchen, die mit Zitronenschale und nach Orangen duftendem Muskat gewürzt ist. Sonnenschein, den man essen kann, ein Geschenk mitten im grauen Winter.
Die üblichen Verdächtigen sind da, eine bunte Mischung aus Gaunern und Herumtreibern. Zwei Russen, die ungarische Freundin des Franzosen, ein italienischer Betrüger. Seit dem ersten Angriff auf den Irak sind anderthalb Wochen vergangen, und schon sind die Leute es leid, darüber zu sprechen, haben die unablässige Tüchtigkeit der Amerikaner und ihren eigenen Zorn satt und auch die nächtlichen Filme, die die Präzision des Tötens zeigen. »Einen sauberen Krieg gibt es nicht«, knurrt einer der Russen.
Es tut gut, das alles für ein paar Stunden hinter sich zu lassen, eine überraschende Rückkehr zur Normalität. Auf dem Heimweg im Taxi küsst mich Rahim, und ich schmecke den süßen Muskat in seinem Mund, Orangenblüten, Honig und Lavendel. Zu Hause schaffen wir es kaum die Treppe hinauf. Wir stolpern im Dunkeln übereinander, unsere Finger hantieren mit Knöpfen und Schnallen, der Schlüssel dreht sich schabend im Schloss. Einen Moment lang macht mir diese Leidenschaft Angst, so intensiv sind seine körperliche Kraft, seine Überlegenheit und die heftigen Gefühle, die uns zusammengeführt haben.
Drinnen lieben wir uns noch im Mantel auf dem Boden des Wohnzimmers. Zum ersten Mal bin ich mir sicher, dass er von dem Baby weiß, obwohl ich ihm nichts gesagt habe. Obwohl wir so gierig sind, verhalten wir uns zaghaft, bedächtig, unsere Körper bewegen sich langsam und vorsichtig. Danach bleiben wir lange still liegen und lassen unsere Herzen gegeneinanderhämmern.
Erst als ich mich von ihm löse und spüre, wie Rahim aus mir hinausgleitet, begreife ich, was geschehen ist. Auf seinem Bauch und meinen Oberschenkeln sind dunkle Flecken zu sehen, mein eigenes Blut, ein moschusartiger, durchdringender Geruch.
Rahim sieht es auch, und ein Anflug von Ekel huscht über sein Gesicht. Das ist das große Tabu zwischen uns. Ein Verbot, das zu seinem Glauben gehört, für mich aber jeden Monat aufs Neue demütigend ist. Als er verstanden hat und seine Fassung wiedergewinnt, ist es zu spät.
Einen Augenblick lang bin ich vor allem erleichtert, dann aber trifft mich der Verlust wie ein Schlag. Eine Trauer, mit der ich nicht gerechnet hatte. Plötzlich weiß ich mit absoluter Gewissheit, dass ich nicht hierbleiben kann.
Sergejs zwölf Stunden waren fast vorüber, als Graça und ich das Internetcafé in der Rua Diário de Notícias betraten. Es war gedrängt voll, lauter blasse Gesichter unter schwarzem Haar, und der ganze Raum pulsierte in den zornigen Rhythmen des Gothic Rock. Ich versuchte, die dezibelträchtigen Schreie zu überhören, die von den gemauerten Wänden widerhallten, platzierte Graça an der Theke, suchte mir einen freien Computer und loggte mich in meinen Account ein. Nichts außer einigen Spams, die für Brust- und Penisvergrößerung warben, der übliche Datenmüll aus dem Internet. Die Frist lief erst in einer guten halben Stunde ab. Ich war bereit,
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