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Power and Terror

Power and Terror

Titel: Power and Terror Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noam Chomsky
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privatisiert wie kaum ein anderes Land und ist damit zur Goldgrube für ausländische Investoren geworden.
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    Das war für die USA die Gelegenheit, ihren Beitrag zum internationalen Terrorismus ebenfalls zu privatisieren, so daß es mittlerweile viele amerikanische Offiziere in Kolumbien gibt, die offiziell Angehörige von privaten Gesellschaften wie DynCorp oder MPRI (Military Professional Ressources Inc.) sind. Auch dadurch läßt sich »plausibel bestreiten«, daß die USA direkte Militärhilfe leisten. Die Privatisierung des internationalen Terrorismus bedeutet, daß die Entsendung von Beratern und die Lieferung von Waffen nicht den vom US-Kongreß gesetzlich verfügten Einschränkungen, d. h. der Berücksichtigung der Menschenrechtssituation, unterliegen.
    Bis hin zu Clinton konnte die Regierung diese
    Einschränkungen einfach unbeachtet lassen, was nicht mehr möglich war, als die Bestimmungen verschärft wurden. Mithin erklärte Außenminister Colin Powell Anfang Mai 2002, Kolumbien entspreche mittlerweile den Maßstäben, die Washington an die Verwirklichung der Menschenrechte anlege.
    Das ist leider wahr. Human Rights Watch und Amnesty
    International haben dazu einen detaillierten Bericht vorgelegt, der die Lage erhellt.
    Wie ist die Lage? In Südkolumbien hatte ich die Gelegenheit, dieser Frage nachzugehen. Ich hielt mich einige Tage in Cauca auf, einer Provinz, in der es im letzten Jahr um die Menschenrechte besonders schlimm bestellt war. Dort leben zumeist Eingeborene, Campesinos und Afro-Kolumbianer. Es gelang ihnen, ein »soziales Bündnis« herzustellen, um das Bildungs- und Gesundheitswesen reformieren zu können.
    Sie konnten bei den Wahlen, zu jedermanns Erstaunen, sogar ihren eigenen Gouverneur durchsetzen, der aus der
    eingeborenen Bevölkerung stammt. Nur selten werden in der westlichen Hemisphäre Eingeborene in so hohe Positionen gewählt. Es folgte das übliche: Paramilitärische Verbände wurden in die Region entsandt und begingen die gewohnten Greueltaten. Viele Menschen bezweifeln, daß der Gouverneur 53
    die Wahlperiode überleben wird.
    Ich habe einige Stunden damit zugebracht, Bauern zuzuhören, die vom Terror berichteten. Am schlimmsten seien die (von den USA lancierten) Ausräucherungsaktionen, die ihre
    Lebensgrundlagen zerstörten. Sie vernichteten die Feldfrüchte und töteten die Nutztiere. Auch die Kinder sind davon betroffen, haben am ganzen Körper Schorf und Ausschlag und gehen zugrunde.
    Die Bauern leben zumeist vom Kaffeeanbau, der meist nicht viel einbringt, weil die Preise auf dem Weltmarkt zu niedrig sind. Aber sie konnten sich durch den ökologischen Anbau von Kaffee hoher Qualität auf dem internationalen Markt eine Nische sichern. Damit ist es vorbei. Die Ausräucherung vernichtet die Kaffeesträucher und vergiftet den Boden.
    Damit wird zugleich die biologische Vielfalt und, schlimmer noch, die Tradition des bäuerlichen Landbaus vernichtet und die damit verbundenen Fertigkeiten, die hohe Erträge ermöglichten.
    Offiziell wird die Ausräucherung als »Kampf gegen Drogen«
    gerechtfertigt. Aber das ist nicht mehr als ein Alibi für den Plan, Aufstände zu verhindern und die Bauern zum Nutzen reicher Eliten und ausländischer Investoren, die an Bodenschätzen interessiert sind, gefügig zu machen.9
    Sollte in diesem Gebiet jemals wieder Landwirtschaft betrieben werden, dann wahrscheinlich als Monokultur für den Export mit im Labor gezüchteten Samen der Firma Monsanto.
    Eine andere Alternative gibt es vermutlich nicht. Bedeutsamer noch dürfte jedoch sein, daß man die Region, wenn die Bevölkerung erst einmal durch die chemische Kriegführung seitens der USA vertrieben worden ist, für den Tagebau nutzen kann – offensichtlich gibt es dort reiche Kohlevorkommen –, oder man baut Dämme und Wasserkraftwerke, wovon in jedem Fall internationale Konzerne profitieren. Auch das ist eine Erfolgsgeschichte.
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    Die Menschen und ihre Kultur sind dabei eine zu
    vernachlässigende Größe, sind, um den Philosophen Hegel zu zitieren, »bloße Dinge, deren Leben wertlos ist«. Er meinte damit die Afrikaner.10 Aber das ist unsere Einstellung. Die Menschen dort in Kolumbien sind Dinge, deren Leben wertlos ist, deswegen können wir gleichmütig und ungestraft unsere Vorhaben betreiben und uns dessen rühmen. Die Kolumbianer haben für uns einen ähnlichen Status wie die Kurden in Ost-Anatolien oder die Palästinenser. Über letztere schrieb der Herausgeber der Zeitschrift The

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