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PR 2652 – Traum der wahren Gedanken

PR 2652 – Traum der wahren Gedanken

Titel: PR 2652 – Traum der wahren Gedanken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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der Familie und des Konzerns äußerst unwahrscheinlich war. Nur wenige erwählte Arkoniden erhielten eine Audienz. Aber zumindest versuchen würde er es. Dreihundertsechzigtausend Unither auf ganz Travnor vertrauten auf ihn.
    Zu Kormphs Überraschung musste er nicht lange warten. Er war wenige Minuten vor dem Termin eingetroffen, und nun wurde er punktgenau aufgerufen und in das Büro geführt.
    Es war groß und weitläufig, schon ein Grund, Kormph ein Frösteln den Rücken hinunterlaufen zu lassen. Eine Behausung, die so geräumig war ... scheußlich. Vor allem fragte er sich, welchen Sinn ein so großer Raum hatte, wenn sich so gut wie nichts darin befand. Eine Sitzgruppe, ein großer Arbeitstisch mit Sessel, in dem Anelag da Akkat thronte, ein für einen Unither viel zu schmaler Stuhl davor, eine Fensterfront, und damit war das Hauptsächliche schon aufgezählt. Jede Fabrikhalle war gemütlicher.
    Anelag erhob sich nicht, als sein Besucher auf ihn zuging. Kormph störte das kaum, diesen Mann hätte er sowieso nicht mit dem Rüssel berührt. Kalte dunkelrote Augen, eine strenge Miene – er passte in diesen nüchternen Raum. Sein Onkel Mapoc wirkte da in Medienberichten und auf Holobildern ganz anders.
    Kormph fühlte, wie sein Selbstbewusstsein schwand. Unither waren stets auf Harmonie bedacht, und solche kalte Abweisung schmerzte seine sensiblen Sinne. Kein Wunder, dass die Arkoniden ausgesprochene Individualisten waren. Das hielt ja sonst keiner aus.
    »Nimm Platz«, sagte Anelag anstatt einer Begrüßung und wies auf den Stuhl vor dem Arbeitstisch. »Du bist der Vorsitzende Kormph?«
    »Der Sprecher Kormph«, verbesserte er. Nach dem, wie die Besprechung am Vortag verlaufen war, wollte er diese Bezeichnung unter keinen Umständen mehr führen. »Ich vermittle den Willen aller und bin kein Vorgesetzter mit Entscheidungsbefugnis.«
    Anelag musterte ihn misstrauisch. Für einen Arkoniden musste das schwer, wenn nicht unmöglich nachvollziehbar sein.
    Kormph schaffte es irgendwie, sich auf dem Stuhl niederzulassen und im Gleichgewicht zu bleiben. »Ich habe die Ehre, mit ...«
    »Ich bin Anelag da Akkat«, schnarrte der Arkonide. »Halten wir uns nicht mit Floskeln auf, die du nicht in der Lage bist, richtig vorzutragen.«
    Kormphs Rüsselmuskeln spannten sich an, doch er behielt ihn in neutraler Haltung.
    »Ich habe dich hierher rufen lassen«, fuhr Anelag ohne Umschweife fort, »weil ich eine wichtige Mitteilung zu machen habe. Ich hielt es für besser, es auf diese Weise zu regeln, anstatt von den Managern ein nüchternes Anschreiben an alle Mitarbeiter austeilen zu lassen.«
    Oh weh, dachte Kormph. Oh weh, oh weh.
    Das nahm ja gleich zu Beginn eine unangenehme Wendung, und es hörte sich ganz und gar nicht gut an.
    Anelag lehnte sich zurück und spielte mit einem Metallstift zwischen den Fingern. »Die beste Entscheidung war es, als der Akkat-Konzern die Unither nach Travnor brachte. Sie haben sich all die Jahrzehnte als unschätzbar wertvolle Mitarbeiter verdient gemacht, und ich glaube sagen zu dürfen, dass sie dafür auch entsprechend honoriert wurden.« Er hob die Hand, als Kormph einhaken wollte.
    »Ich weiß, was du vorbringen willst – die Entlassungen und die Kürzungen. Darum geht es bei unserem Gespräch, und ich werde es dir erklären. All das ist Teil der Umstrukturierung, die bereits in vollem Gange ist. Wir sind dabei, den Konzern völlig neu aufzustellen, und das erfordert natürlich auch einschneidende Maßnahmen. In erster Linie betrifft das die Produktion der Hyperkristall-Veredelung. Wir werden einige wenige Werke für die Gewinnung und Vorbereitung auf Travnor belassen, die weiterführenden Prozesse aber werden ausgelagert.«
    »A... ausgelagert«, stammelte Kormph. Er fühlte sich völlig blutleer, sein Rüssel hatte nicht einmal mehr die Kraft, sich einzurollen. Das war die schrecklichste Nachricht, mit der zu rechnen gewesen war – und mit der niemand gerechnet hatte. Anelag verkündete sie ohne lange Vorrede, nüchtern und gleichgültig, als würde er sich etwas zum Mittagessen bestellen. Reine Routine.
    »Ja, wir werden neunzig Prozent aller Fabriken auf Travnor schließen.«
    »Auf ... Tecknoth?« Kormph konnte es immer noch nicht glauben. Er musste sich verhört haben!
    »Auf Travnor«, wiederholte Anelag langsam und laut, als hätte Kormph einen Hörschaden. Seine Miene zeigte Ungeduld und Verärgerung. »Das betrifft natürlich alle Kontinente.«
    »Aber was ... aber was

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