PR Action 05 Lazarus Tod
vermeintlichen Toten gewickelt hatte. Er löste die letzte Lage vor Lazarus Gesicht und erschrak.
Sein toter Gefährte blickte ihm aus bernsteinfarbenen Augen entgegen.
*
Der Schrecken hielt einen Sekundenbruchteil an. Dann erkannte Rhodan, dass Lazarus Augen jeglicher Glanz fehlte. Er fühlte an der Halsschlagader nach einem Puls. Vergeblich, Lazarus Haut war kühl und starr.
Zweifellos waren Muskelkontraktionen für die geöffneten Augen und die Zuckungen verantwortlich, auch wenn die medizinischen Geräte keinerlei Nervenimpulse mehr angezeigt hatten. Rhodan legte seine Hand auf Lazarus Stirn und drückte ihm die Augenlider wieder herunter.
In diesem Moment bäumte sich der Tote auf. Ein hoher, unmenschlicher Schrei drang aus seiner Kehle.
Erschrocken prallte Rhodan zurück und fiel rückwärts auf den Pilotensessel.
Lazaru warf sich wild hin und her, als wolle er sich aus den verbliebenen Tücherlagen befreien. Und er schrie! Grell, anhaltend, panisch.
Der Terraner wollte sich aufrichten, als Lazarus Arme aus den Tüchern hervorschnellten und nach ihm griffen. Die rechte Hand mit der Schlangentätowierung krampfte sich in den Brustbereich von Rhodans Kombination, die andere umfasste sein Gesicht. Rhodan wollte ihn wegdrücken, doch der Tote hatte sich an Rhodan festgekrallt. Unglaubliche Kräfte schienen plötzlich in ihm zu wohnen.
Rhodans rechter Arm war von Lazarus Körper eingeklemmt, nur mit dem linken hatte er noch etwas Bewegungsfreiheit. Er ballte die Hand zur Faust und schlug so stark er konnte in die Leberregion des Halbarkoniden. Zwei, drei Schläge verpufften ohne Wirkung, während der Druck der Finger in Rhodans Gesicht zunahm.
Plötzlich verstummte Lazarus Schrei wie abgeschnitten. Der
Griff lockerte sich, sein Körper erschlaffte. Rhodan stellte die Schläge ein, hielt die Faust aber geballt, um sofort wieder zuschlagen zu können.
Er keuchte und versuchte, den - toten? - Körper von sich zu schieben, als ein Stöhnen ihm erneut das Blut gefrieren ließ.
»Juri?«, hörte er Lazarus erschöpfte Stimme.
*
Wenige Minuten später ging es dem Halbarkoniden wieder so gut, dass er Rhodan erklären konnte, was mit ihm geschehen war.
In einem hohlen Zahn trug er - aus bestimmten Gründen, wie er sich ausdrückte - eine Kapsel, die zerbissen einen toxischen Stoff freisetzte, der ihn binnen weniger Minuten für eine Stunde in einen medizinischen Todeszustand versetzte. Dabei luden sich die Körperzellen - insbesondere diejenigen im Hirn - mit Sauerstoff auf und froren ihn ein. Auf diese Weise wurde der Stoffwechsel gestoppt, ohne dass mehr Hirnzellen in Mitleidenschaft gezogen wurden, als bei einem schweren Niesen.
Rhodan war erleichtert darüber, dass Lazaru noch lebte. Doch schien sein bemerkenswerter Weggefährte größere Geheimnisse zu verbergen, als er vermutet hatte.
»Was sind das für bestimmte Gründe, die dich zu einer so exotischen Absicherung gebracht haben?«, fragte Rhodan. Seine Stimme ließ keinen Zweifel daran offen, dass er von Lazaru eine umfassende Antwort erwartete.
Lazaru grinste. Mit jeder Minute, die verstrich, glich er mehr und mehr dem tatkräftigen Mann, den er im Lager der Grall kennen gelernt hatte.
»In Pessima bin ich eine angesehene Person, Juri. Ich bekleide eine Position, von der aus ich große Teile der Stadt kontrol-
liere. Ich stehe auf der Seite derjenigen, die zwar das Herz am richtigen Fleck haben, in ihrem Leben aber nicht mit Glück gesegnet waren. Ihnen gebe ich die Chance, doch noch etwas aus sich zu machen, etwas zu erreichen, sich Wünsche zu erfüllen.«
Er hatte engagiert gesprochen, doch Rhodan war der Schalk aufgefallen, der sich zwischen seinen Worten versteckt hatte. Der Terraner schmunzelte. »Du bist also Kopf einer Verbrecherbande, Jeremon Lazaru.«
»Zu Diensten«, kam es sarkastisch zurück. »Aber ich mag diesen Begriff >Verbrecherbande< nicht. Wer macht denn die Gesetze auf Sepzim? Die Springer? Die haben doch richtig Dreck am Stecken, wie ihr Terraner zu sagen pflegt. Dagegen ist meine Organisation direkt harmlos.«
»Es liegt mir fern, auf einer Welt, die ich nicht kenne, den Moralapostel zu spielen«, sagte Rhodan. »Ich freue mich aufrichtig, dass du noch - wieder! - lebst, Jeremon.«
Rhodan gab Lazaru die Kleider, die er für ihn aus dem Fundus des Gefangenenlagers mitgenommen hatte. Dann startete er den Gleiter und setzte den Weg nach Pessima fort. Es wurde dunkler, schon bald sahen die beiden Männer
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