PR Action 21 Die Puppe Tanisha
Geflohenen zu suchen. Er entschied, dass er damit einen Fehler begangen hätte, jedenfalls nach dem derzeitigen Stand der Dinge. Rettkal war kampferprobt. Es bestand die Gefahr, dass er Aurazin aus dem Hinterhalt angriff oder, schlimmer noch, sich hinter dessen Rücken in die Zentrale schlich und Perry Rhodan mit einem Peilsignal auf den Standort des Gleiters aufmerksam machte.
Ich werde dich jagen!, dachte er und zog sich zurück. Ich finde dich und bringe dich zur Strecke.
Doch zuvor musste er ein paar Vorbereitungen treffen. Ewig konnte Rettkal sich nicht verstecken, und eine Flucht von Bord war ausgeschlossen. Der Gleiter besaß keine Rettungskapsel.
»Ich weiß über deinen Vater Bescheid, Gladiatorsklavenschüler«, murmelte er gehässig. »Das wird ausreichen, dein Blut in Wallung zu bringen und dich aus deinem Versteck vor die Mündung meiner Waffe zu treiben.«
*
An manchen Stellen wirkte der dunkel marmorierte Untergrund wie glasiert, an anderen war er basaltartig porös und wie bei einem groben Schwamm von Poren durchzogen. Obwohl es keine Atmosphäre gab und es deshalb eigentlich eine Unmöglichkeit war, schwebten Staub schieier über dem Gestein, hier als dünne, zitternde Fähnchen im nicht vorhandenen Wind, dort als dichte Ballungen vor hügeliger Landschaft, die schroff und zerklüftet war.
Rhodan wusste sofort, wohin das gläserne Kind sie gebracht hatte. Bittere Erinnerungen stiegen in ihm an die Oberfläche. Sie hatten weniger mit der erlebten Flucht vor Lok-Aurazin zu tun, dessen Identität Rhodan damals noch nicht durchschaut hatte, sondern mit der natürlichen Strahlung des Mondes, die Tanisha und ihn ans Ende ihrer Kräfte gebracht hatte.
»Wir sind auf einem Opulu. Bitte nicht schon wieder! Ich halte seine Todesstrahlung kein zweites Mal aus.« Tani-sha klagte mit gedämpfter Stimme. Jetzt klang sie wirklich wie ein Kind, das sich vor einer Qual fürchtete, die es schon einmal erlebt hatte. »Warum hast du uns ausgerechnet hierher gebracht?«
»Weil hier die Quelle ist.« Der Ekho-nide drehte sich gemächlich um seine Achse, als müsse er sich orientieren.
»Ich will fort, bevor es wieder anfängt«, forderte das Mädchen.
Perry Rhodan ergriff ihre Hand. »Es ist anders als beim ersten Mal, Tanisha. Spürst du es? Die Strahlung ist zwar vorhanden ... «
»Aber viel schwächer. Ja, ich merke es. Liegt das daran, dass der Opulu tot ist?« Sie ging in die Hocke und legte die behandschuhte Rechte auf den Boden, als könnte sie auf diese Weise einen Lebensfunken des anorganischen Giganten empfangen.
Der Ekhonide stand jetzt unbeweglich da und spähte in Richtung einer sacht abfallenden Geröllhalde. »Der Opulu lebt.«
Er lebte. Rhodan horchte auf. Das erloschene Glühen der Monde war also nicht gleichbedeutend mit dem Ende der steinernen Himmelskörper. Zugleich bemerkte er, dass er sich immer noch an dem Begriff »Leben« stieß, wenn es um die Opulu ging.
Dabei war es gerade die Vorstellung absolut fremdartiger Lebensformen, die ihn schon als Kind vom Weltall und von
Reisen zu fernen Sternen hatte träumen lassen.
Die Terraner hatten zahlreiche huma-noide Völker kennengelernt, aber auch die reptilienartigen Topsider, Schreckwürmer und die Matten-Willys mit ihrer flexiblen Körpergestalt, Insektoide wie die Orgh, die unsichtbaren Laurins, die aus einem anderen Universum stammenden Druuf und sogar das Zentralplasma.
Sie alle unterschieden sich grundlegend voneinander, und wenn sie auch ausnahmslos organische Wesen waren, ließen sich die Opulu in diese Phalanx des Lebens einreihen. Vielleicht existierte etwas im Universum, Sporen oder Ähnliches, was imstande war, so ziemlich alles zum Leben zu erwecken. Die Vorstellung war so faszinierend, dass sie Rhodan für einen Moment in ihren Bann schlug.
Toufry beugte sich leicht nach vorn. »Mir ist übel«, sagte sie und holte ihn in die Wirklichkeit zurück.
»Schlimm?«
Die Mutantin schüttelte den Kopf. »Nicht besonders. Es ist nur eine ganz leichte Übelkeit.«
»Mir geht es genauso, aber das ist gar nichts im Vergleich zum letzten Mal. Da war es viel schlimmer, das kannst du mir glauben.« Tanisha hatte den anfänglichen Schreck überwunden. »Sei froh, dass du nicht dabei warst.«
»Das bin ich.« Toufry deutete zu dem Ekhoniden. »Er hat uns immer noch nicht verraten, weshalb er uns hergebracht hat, Sir. Ich möchte wissen, was er da vorn beobachtet. Außer Gestein ist bei dem Abhang nichts zu sehen.«
Das gläserne Kind
Weitere Kostenlose Bücher