Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR Andromeda 03 - Der schwerelose Zug

PR Andromeda 03 - Der schwerelose Zug

Titel: PR Andromeda 03 - Der schwerelose Zug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
Vom Netzwerk:
den Augen hin und her. Interessant. Nach der Länge des unmanikürten Wildwuchses seiner Fingernägel zu schließen, war er schon gut eine Woche gefangen.
    Erst mit großer Verzögerung traf ihn der Schock der Erkenntnis. Er konnte wieder etwas sehen! Sofort sprang er auf, taumelte, musste sich abstützen, an einer Wand, durch die Licht schimmerte. Er hatte sich also nicht getäuscht, es wurde immer heller. Nun erkannte er, dass drei der Wände transparent waren; nur die vierte in seinem Rücken bestand aus demselben mattschwarzen, opaken Material wie Boden und Decke. Im Raum zu seiner Linken lag eine nackte menschliche Gestalt auf dem Bauch, bewegungslos, die Arme und Beine grotesk verkrümmt. Aldus fuhr herum, weil er aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahrnahm. In der Zelle rechts neben ihm winkte ein Mann, der ihm vage bekannt vorkam, mit beiden Armen, ließ diese aber bald wieder entkräftet sinken. Sie starrten einander minutenlang an. Der andere bewegte den Mund. Aldus konnte nichts hören, doch das schiefe Grinsen half seiner Erinnerung endlich auf die Sprünge: Der Mann hieß Lui Dallapozza, und er gehörte zur Besatzung der TALLEYRAND, eines Raumschiffes, das er, Aldus Chamberlain, vor langer, langer Zeit befehligt hatte!
    Vor Freude hätte er den Funker am liebsten umarmt, wenn das möglich gewesen wäre.
    Aldus presste die Nase an die Scheibe. Undeutlich konnte er dahinter weitere Zellen ausmachen, fü nf, vielleicht sechs, deren Insassen ähnlich verloren herumstanden wie Dallapozza und er selbst. Davor erstreckte sich ein breiter, rötlich beleuchteter Gang. Zwei Gestalten kamen ihn entlang geschlendert. Als die Gefangenen Diwva und Bahpi erkannten, flüchteten sie in schierer Panik an die Rückwand ihrer Zellen.
    »Na, na«, erklang aus einem unsichtbaren Lautsprecher die bekannte tiefe, samtige Altstimme: »Ich hätte mir denn doch ein wenig mehr Wiedersehensfreude erwartet, von Dankbarkeit ganz zu schwe igen. Schließlich haben wir euch so liebevoll umsorgt und aufgepäppelt, als wärt ihr unsere eigenen Kinder.«
    Dallapozza, im hintersten Eck seiner Zelle kauernd, rief etwas, dem Gesichtsausdruck nach vermutlich eine Obszönität; hören konnte Aldus jedoch nach wie vor keinen Ton von ihm. Dafür blieben Diwva und Bahpi, herzhaft lachend, vor Dallapozzas Käfig stehen. »Das, was du so aufgeregt vorschlägst, vermögen wir sogar, kleiner Mann, aber warum sollten wir es hier vor euch tun?« Sie klatschten in die Hände.
    »Nun passt einmal auf, meine Lieben. Unser grundgütiger Kommandant hat sich ein lustiges Spiel für euch einfallen lassen, und es gibt sogar einen tollen Preis zu gewinnen.«
    Mit viel Überwindung trat Aldus einen Schritt vor. »Ich bin der Ranghöchste unserer Gruppe«, sagte er krächzend, »und erlaube mir darauf hinzuweisen, dass ein Gespräch zwischen mir und eurem Kommandanten, am besten unter vier Augen, mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit zielführender, weil der Klärung unseres gegenseitigen Verhältnisses bedeutend zuträglicher wäre als irgendwelche heiteren, obgleich gut gemeinten Gewinnspiele. Wenn ihr mich zu ihm brächtet…«
    »Du hast mich nicht richtig verstanden, Aldus«, wurde er sanft, aber bestimmt unterbrochen. »Der Preis, um den es geht, ist euer Leben.«
    »Und ihr zehn«, setzte die andere gurrend fort, »solltet euch glücklich schätzen, dass ihr noch mitspielen dürft.«
    »Im Unterschied zu euren Kumpelswie viel waren das noch gleich, Ba hpi?«
    »Hundertneunzehn, Diwv a, mein Engel.«
    »Genau. Also im Unterschied zu jenen Hundertneunzehn, die bereits in der Vorrunde ausgeschieden sind.«
    Aldus hielt sich nur mit großer Mühe auf den Beinen. Aus vor Schreck geweiteten Augen glotzte er die beiden lächelnden Monstren an. Er sah keinen Anlass, an ihrer Aussage zu zweifeln, dass sie die übrigen Besatzungsmitgliederinsgesamt 119 Menschen!kaltblütig ermordet hatten.
    Kaltblütig? Nein, schoss es ihm durch den Kopf, obwohl er sich gegen den Gedanken sträubte, wahrscheinlich haben sie sogar Gefallen daran gefunden. Bei Xeder sind sie auf den Geschmack gekommen…
    Er schüttelte sich vor Abscheu. Ein jäher Schmerz schnitt durch seine Eingeweide.
    »Das Spiel«, sagte die verhasste Samtstimme, »heißt >Zehn kleine Terraner<, und es besteht aus neun Spielrunden, in denen gar nicht schwere Fragen gestellt werden. Nach jeder Runde wird der oder die mit den am wenigsten brauchbaren Antworten disqualifiziert. Es gibt also immer nur einen einzigen

Weitere Kostenlose Bücher