PR Andromeda 03 - Der schwerelose Zug
Lebenserhaltungssystem des Operationssaals angeschlossen.
Viel war wirklich nicht mehr da von Lui Dallapozza, das musste Perry zugeben. Kaum mehr als ein Torso. Beide Beine und der linke Arm fehlten. Die Schnittflächen der verbliebenen Stummel wirkten nicht etwa gerade abgetrennt wie von einem Strahlenschuss, sondern unregelmäßig, als hätte ein Raubtier sie abgebissen. Unbegreiflicherweise waren die mörderischen Wunden versiegelt, ja ohne Schorf verheilt, und von frischem, weißlichem Gewebe überwachsen.
»Er ist, so unglaublich das klingen mag, aus eigener Kraft eingeschränkt lebensfähig«, wiederholte Perry die Diagnose der Intensiv-Medoeinheit.
Als wollte er ihm zeigen, dass er ihn verstanden hatte, hob der Leichnam zitternd den rechten Arm in die Hö he und drehte die Hand so, dass der Daumen nach oben zeigte.
»Macht mich jedes Mal vollkommen irre, wenn er das tut«, stieß Bruno heiser hervor. Der Cheftechniker kaute eine Zeitlang auf den Spitzen seines Schnauzbarts, bevor er weitersprach. »Ich mein e, er reagiert ganz offensichtlich auf das, was du sagst. Soll heißen: Er kann wahrnehmen, was um ihn vorgeht. Ohne Hirn!?«
Die Vogelscheuche, erinnerte sich Rhodan. Die Vogelscheuche aus dem »Zauberer von Oz«. Nur Stroh im Kopf, und doch der Klügste im ganzen Land. Oder eher der Blechmann? Ohne Herz, soll heißen: ohne Seele?
Er holte tief Luft. »Du bist ausgebildeter Biotechniker«, sagte er, »und somit derzeit der einzige verfügbare professionelle Mediziner. Doc Serieach fä llt ja leider noch mindestens ein, zwei Tage aus.« Er warf einen Blick durch die Glasscheibe in den Nebenraum, wo Mimo irn Heilschlaf lag. Seine Genesung schritt, davon hatten sie sich vorhin überzeugt, ganz gut voran. »Tut mir Leid, Bruno, aber wenn wir mehr über Dallapozzas Befindlichkeit wissen wollen, bist du gefragt. Der Syntron hat sich mangels vorliegender Referenzwerte geweigert , eine Detail-Tomographie ohne begleitende Kontrolle durch einen Experten auszufü hren. Und mich akzeptiert er nicht als solchen.«
»Wenn ich das meinen Enkeln erzähle«, feixte Thomkin: »Dass Perry Rhodan ihren Opa gebeten hat, etwas zu tun, was er selbst nicht zu Stande bringen konnte!«
Leise lachend, klopfte Perry seinem Leitenden Ingenieur auf die Schulter. »Wenn wir wieder zuhause sind, kannst du das gern auch schriftlich haben, und handsigniert.«
»Falls wir jemals wieder aus dieser vermaledeiten Galaxis rauskommen«, knurrte Bruno. Er seufzte, dann aktivierte er den Tomographen. »Also schön, Syntrottel, lass uns loslegen.«
Das Geschöpf hielt still und zündete nicht, weil Lui ihm erklärte, dass Rhodan nur sein Bestes wollte. Außerdem horchte er begierig, was die beiden über ihn sagten, auch wenn er nur wenig davon verstand.
Er war also ein Krüppel, soso. Nun, das hatte er schon vermutet. Die AMBULANZ hatte sich sein Gehirn behalten, und die fehlenden Gliedmaßen gingen wohl auf Diwvas und Bahpis Konto. Falls nicht Takegath dieselben Ernährungsgewo hnheiten besaß wie seine Gespielinnen.
Seit Lui nicht mehr in das Gespinst gehüllt war, fiel ihm das Nachdenken etwas leichter. Er konnte sich auch wieder an mehr erinnern, wenngleich nach wie vor nur sehr bruchstückhaft. Vieles war unklar. Er dachte an AMBULANZ als seine Mutter, doch manchmal tauchte da zugleich das Bild einer dunkelhaarigen, sehr schönen, sehr gütigen Menschenfrau auf, die sich sicher nicht an Bord von Takegaths Schiff befunden hatte. Auch, ob Rhodan nun Freund oder Feind darstellte, vermochte er nicht zu entscheiden. Am besten war wohl, weiter zuzuwarten, wie sich der Unsterbliche und sein Helfer ihm gegenüber verhielten.
»Die inneren Organe sind unversehrt«, sagte der dürre Mann namens Bruno gerade, »obwohl in jüngerer Zeit eine Art chirurgischer Eingriff vorgenommen worden ist. Warte malwas ist das?« Er deutete auf einen Bildschirm. Zwischen Herz und Lunge zeichnete sich ein Gegenstand von Größe und Form eines Straußeneis ab.
Lui hielt den Atem an.
Sie hatten die Bombe entdeckt.
Wenn sie daran herum hantierten, würde sie zünden, dessen war sich Lui plötzlich sicher. Und dann… Ein Lied fiel ihm ein, das er zusammen mit der weichen, dunklen Frau gesungen hatte, in einem hohen, feuchten Raum mit vielen Kerzen.
»Näher, mein Gott, zu dir…«
Die Explosion der TALLEYRAND klang in Tess’ Ohren nach. Auch der grelle Feuerball erschien immer wieder vor ihrem geistigen Auge. Sie wälzte sich hin und her. Obwohl
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