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PR Andromeda 03 - Der schwerelose Zug

PR Andromeda 03 - Der schwerelose Zug

Titel: PR Andromeda 03 - Der schwerelose Zug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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überfüllter, vollgestopft mit noch mehr Erinnerungen.
    Na und?
    Er riss sich zusammen. Melancholie und Selbstmitleid waren ein Luxus, den er sich nicht oft gönnte. Er hatte sich dieses Leben zwar nicht ausgesucht, doch sein Schicksal bereitwillig akzeptiert, und er würde es jederzeit wieder tun.
    Gähnend wies er den Kabinenservo an, die Beleuchtung zu dämpfen.
    Doch der Schlaf wollte sich nicht einstellen.
    Kiriaade.
    Ein weiterer Name für die Liste?
    Möglich. Jedenfalls der Grund, warum er mit der JOURNEE vom Sternenfenster aufgebrochen und schließlich nach Andromeda gekommen war. Ihre ätherische Erscheinung hatte ihn gerufen, und hierher geleitet.
    Kiriaade. Vielleicht einen Meter und siebzig groß. Das Gesicht ebenmäßig geschnitten, die makellosen Züge von einer aristokratisch anmutenden, geraden Nase und vollen, blassen Lippen beherrscht. Auch der Teint blass, ein samtiges Hellbraun mit einer Hä ufung sommersprossenartiger Flecken um die Nase herum.
    Drei Mal hatte sie sich vor ihm manifestiert, zuerst an Bord der LEIF ERIKSSON. Sie hatte ein halb transparentes , bis zu den Knöcheln reichendes Kleid in einer ockerähnlichen Farbe getragen, das jedoch keinerlei Merkmale der Figur enthüllt hatte. Ob ihre Füße den Boden tatsächlich berührten oder darüber schwebten, hatte er aufgrund des Gewandes nicht erkennen können.
    Geradezu überirdisch schön war sie. Er hatte an eine geheimnisvolle, in sich ruhende Priesterin voller Weisheit und innerer Ausgeglichenheit denken müssen, deren Lebenserfahrung der seinen in jeder Hinsicht mindestens gleichkam.
    Kiraades Augen. Kohlschwarz, leicht schräg gestellt. Sie versprühten eine unbändige Energie, ließen Willenskraft bis hin zur Selbstaufgabe erahnen. Diese Augen waren es, wodurch die fast schon zu perfekte Erscheinung erst zum Leben erweckt wurde.
    Aber… lebte sie wirklich? Oder war sie nur eine animierte Statue, die perfekte Darstellung eines idealisierten Wesens? Wer, oder was, war Kiriaade?
    Damals, in der Nacht zum 6. März 1312 NGZ, hatte sie ihm eine Vision übermittelt. In seinem Geist hatten sich, einer schrecklichen, nachtschwarzen Blume gleich, die Facetten unermesslichen Leids entfaltet. Er hatte den Eindruck gehabt, dieses Leid, das Leid einer ganzen Galaxis, konzentriere sich in ihm, in seinem Herzen, und würde ihn von innen heraus verbrennen.
    Im nächsten Augenblick war es vorbei gewesen, als hätte Kiriaade eingesehen, dass sie dem Terraner mehr nicht zumuten konnte, ohne ihn um den Verstand zu bringen.
    Sie war lange dagestanden und hatte geschwiegen, als müsse sie sich zu dem Eingeständnis erst überwinden. »Wir brauchen deine Hilfe, Rhodan«, hatte sie dann gesagt.
    Er hatte seine Getreuen zusammengerufen und sich mit ihnen auf den Weg gemacht. Schon bald hatten sie die Bestätigung dafür gefunden, dass Kiriaade nicht übertrieben hatte: die brennenden Schiffe, die lichterloh brennende Galaxis Andromeda.
    Beim zweiten Mal hatte Kiriaade ihre Bitte erneuert, noch drängender, noch dringlicher.
    Beim dritten und letzten Mal waren Spuren ihrer Tränen auf dem Boden zurück geblieben, auf dem Boden dieser Kabine hier. Trauer hatte sie vermittelt, Hilflosigkeit, und dass ihre Kräfte zur Neige gingen. Sie hatte nicht gesprochen, doch er hatte geglaubt, ein verwehendes, klagendes Seufzen zu vernehmen, einen Laut wie den gleichzeitigen Ruf aus vielen Tausenden von Kehlen.
    Perry Rhodan stand auf, setzte sich an den Schreibtisch, ließ sich die Memos auf den Speicherkristallen projizieren, sortierte seine Aufzeichnungen. Knüllte frustriert Folien zusammen. All das wusste er lä ngst. Doch die Antwort auf die für ihn wichtigsten Fragen fand er darin nicht.
    Wer war Kiriaade?
    Was war Kiriaade? Wo war Kiriaade?

KAPITEL 12
    Seelenmusik
     
    Als er erwachte, tat ihm alles weh. Er war in seinem Sessel am Schreibtisch eingenickt, eine nicht gerade ergonomisch günstigste Schlafposition. Ein Blick auf den Chronometer zeigte ihm, dass die JOURNEE seit etwas mehr als fünf Stunden unterwegs war. Sie hatten also bei einem Überlichtfaktor von neunzig Millionen, der ihre momentane Maximalgeschwindigkeit darstellte, rund 53500 Lichtjahre zurückgelegt. Das MERZ-Modul mit dem Grigoroff-Triebwerk, dessen ÜL-Faktor bei zweihundert Millionen lag, war ja bei der Notlandung auf Cyrdan zerstört worden, weshalb die JOURNEE seither mit leerer MERZ-Bucht flog.
    Rhodan stand auf und zwang sich zu einigen Dehnungsübungen. Bis zum Sektor Jessytop

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