PR Andromeda 03 - Der schwerelose Zug
erschrocken dreieinhalb seiner vier Augen.
»Gemäß dem Grundsatz, dass Dummheit nicht vor Strafe schützt«, fuhr die Richterin fort, »wird der Antrag der Verteidigung auf Unzurechnungsfähigkeit abgelehnt. Der Angeklagte, dessen Experimentierfreudigkeit in puncto Rauschdrogen an diesem Gericht seit langem aktenkundig ist, hätte wissen müssen, dass der Körper eines Leitaniers derartige Stoffe nicht gut verträgt. Als erschwerender Umstand kommt des weiteren hinzu, dass die Ehe des Klägers durch HoAnzls Tat unwiederbringlich zerrüttet worden ist.«
»Sehr richtig!«, erklang es aus dem Translator, den die Arachnoide um ihre Taille trug. »Seit jener Nacht weiß ich erst, was mir dieser Schuft von Sconiburles all die Jahre über vorenthalten hat!«
»Zeugin , wenn du noch einen einzigen Pieps von dir gibst, setzt es eine Geldstrafe, die sogar dich schmerzt!«, drohte Renis von ihrem Pult herab. »Das gilt auch für alle anderen hier!« Ihre Augen schleuderten Blitze in den Saal. Niemand von den Anwesenden wagte zu atmen, nicht einmal Grek in seinem Raumanzug.
»Na also. Mein Urteil lautet: Der Angeklagte ist schuldig und mit einem Isolationstabu von drei Monaten zu belegen.« Die Richterin wartete, bis sich das erregte Gemurmel im Saal wieder gelegt hatte, dann ergänzte sie: »Die Strafe wird auf Bewährung ausgesetzt , und zwar unter folgenden Auflagen: Der Verurteilte hat sofort die Standardgestalt der Atto anzunehmen und so lange beizubehalten, bis die Flüchtlingskrise überstanden ist. Für diese Zeitspanne wird er dem tefrattischen Koordinatio nsteam als Hilfskraft zugeteilt. Sollte er auch nur ein einziges Mal nicht, oder in durch Drogen beeinträchtigtem Zustand, zum Dienst erscheinen, tritt die Strafe mit sofortiger Wirkung in Kraft. Was ist?«
Ein schleimiges Schneckenwesen neben dem Kläger, offenbar der private Anwalt des Medienunternehmers, hatte ein meterlanges, dünnes Pseudopodium ausgefahren. »Im Namen meines Mandanten erhebe ich Anspruch auf eine Entschädigung«, plärrte es aus seinem Translator.
»Oh. Das hätte ich fast vergessen. Als Gegenleistung für die erlittene Unbill wird dem Kläger gestattet, seine LuxusRaumyacht auf unbestimmte Zeit für Flüchtlingstransporte zur Verfügung stellen zu dürfen, wobei er für etwaige Beschädigungen selbst aufkommen darf. Die Verhandlung ist geschlossen. Raus mit euch, und schickt mir die Nächsten rein!«
Renis Halnay vergrub sich in ihren Aktenbergen. Der Delinquent wurde abgeführt, die Kiebitze trollten sich. Der Arachnoide und der Schleimschneck palaverten, heftig gestikulierend, noch ein wenig in einer für Grek unverständlichen Sprache, verstummten jedoch abrupt, als sich die Spinnenfrau mit bedrohlich mahlenden Kiefern über sie beugte. Schließlich verzogen sich alle drei Richtung Haupteingang, durch den sich bereit s ein neuer Strom unterschiedlichster Intelligenzwesen in den Saal ergoss.
Grek-665 1/2 trat zu ShouKi. Er verneigte sich vor ihm und sagte: »Herr Verteidiger, ich nehme an, dass du noch länger hier beschäftigt sein wirst…?«
»Das kannst du laut sagen«, antwortete der in einem ausgebeulten, verschlissenen Aktenkoffer kramende Atto. In seinen runden, schimmernden Augen vermeinte Grek-665 nicht nur dieselbe unbändige Neugier wie bei seinem Artgenossen von vorhin zu erkennen, sondern auch einen Hauch von Versonnenheit, ja Melancholie. »Es gibt nur wenige Pflichtverteidiger auf diesem Planeten. Das Konzept der Gerichtsbarkeit, wie sie die Tefroder betreiben, liegt meinen Leuten ziemlich fern. Leider.«
»Du fühlst dich als ein… Außenseiter unter ihnen?«
»Wie kommst du dazu, mich so etwas zu fragen, Maahk? Ich dachte immer, ihr Wasserstoffatmer orientiert euch nur an den Gesetzen der Logik. Wobei ich zugeben muss, noch keinem von euch von Angesicht zu Angesicht begegnet zu sein. Schon gar keinem mit Baty-Hemd.«
»Auch ich gelte bei meinem Volk als Sonderling«, eröffnete Grek-665 1/2 dem Gestaltwandler. »Ich würde mich deshalb gern länger mit dir unterhalten; darüber, und über vieles mehr.«
ShouKi musterte Grek eine Zeitlang, dann sah er zur Richterin hoch, die gerade einen dicken Aktenstoß auf den Stapel vor sich wuchtete. »Die nächste Verhandlung beginnt gleich. Und sie wird noch lange nicht die letzte für heute Nacht sein. Einige Stunden geht das hier sicher noch so weiter.«
»Ich kann warten«, sagte der Maahk.
Ungeduld und Frustration standen Zim November ins Gesicht
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