Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR Andromeda 06 - Die Zeitstadt

PR Andromeda 06 - Die Zeitstadt

Titel: PR Andromeda 06 - Die Zeitstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
Vom Netzwerk:
kleinen Gesten, die Kiriaade so haarsträubend süß fand. »Es gab einmal eine Theorie«, sagte er langsam. »Auf der Erde, vor meiner Zeit. Einige Menschen, meist Privatgelehrte, waren überzeugt, sie würden nicht auf der Oberfläche einer Kugel leben, sondern darin. Manche von ihnen verteidigten diese Hohlwelt-Theorie unerbittlich, gegen jegliche physikalische oder astronomische Evidenz.«
    »Du meinst ...?«
    »Genau, Ben. Wir sind in der Nebelburg, in einem Kegelstumpf, der an der Basis einen Radius von fünf Kilometern aufweist und zehn Kilometer hoch ist. Stellt euch vor, darin eingeschrieben wäre ein Ellipsoid, und darin wiederum ein etwa um ein Drittel kleineres. Das die Sicht auf die gegenüber liegende Schmalseite verdeckt.«
    Qumisha gab einen missglückten Pfiff von sich, der ein wenig an die Tröterei ihres kleinen Bonsai- Elefanten erinnerte. »Einige billige optische Manipulationen und Tricks mit der Gravitation vorausgesetzt, würden wir, stünden wir auf der Innenwand des größeren Ellipsoids, das kleinere für den Himmel halten. Zumal wir keine Sonne oder sonstige Gestirne ausmachen können, sondern nur diese deprimierend fade, eintönige, geschlossene Wolkendecke.«
    »Genau darauf wollte ich hinaus, Tess. Kiriaade?« »Ja, Resident?«
    Er lachte. »Eure Monochrome Partikular-Essenz, Ihr habt vorhin gesagt, unser Widersacher befände sich über uns, oder auch um uns herum.«
    »In etwa so empfinde ich es, ja.«
    »Wenn du deinem Gefühl weiterhin traust, aber versuchst, deine Interpretation dieser ... Innenwelt des Gelben Meisters umzudrehen, umzukrempeln, umzustülpen - könnte es dann nicht auch so sein, dass wir an der Außenwand kleben, und da drin« - er zeigte mit dem Finger zum Himmel - »residiert er? Oder sie? Oder es?«
    Kiriaade mochte überhaupt nicht, wie sich ihr Verhältnis zu den drei Körperverhafteten, und ganz besonders zu Perry Rhodan, in der letzten halben Stunde verändert hatte. Das hing natürlich mit der Beschaffenheit dieses Ortes zusammen, Hohlwelt oder nicht. Sie verfügte immer noch über das ge- samte, gesammelte, konzentrierte, integrierte und dabei fehlerbereinigte Wissen aller rund dreihunderttausend Bewusstseine, die der Nukleus abgespalten hatte, um ihr eine körperliche Existenz zu ermöglichen. Sie fühlte sich noch immer erhaben und intellektuell grenzenlos überlegen. All die Studiengänge, die von den zu ihr gehörigen ehemals terranischen Persönlichkeiten absolviert worden waren ... all das Wissen, das ihren charandidischen Teilhabern via mündlicher Überlieferung oder über das Sternenhorchen zugeflossen war!
    Und doch ...
    Hier mangelte es ihr an jener entscheidenden Qualität, dank der sie sich bislang unter den Dreidimensionalen bewegt hatte wie eine Sehende unter Blinden.
    Hier sah sie nicht mehr als die anderen, so unendlich weit unter ihr Stehenden, auch!
    Sie war nicht länger hellsichtig. Die höheren Ebenen, die so ungleich interessanteren Dimensionen, waren ihr plötzlich wieder verwehrt.
    Sie hasste das. Oh Mann, wie sie das hasste!
    So interessant sie es, nach all den Jahren, gefunden hatte, sich wieder mit Stoffwechselfunktionen auseinander setzen zu müssen, von der Schwerkraft erfasst zu werden, sich in individualistische Spielereien einzulassen, so sehr hasste sie, was damit verbunden war: dass sie manchmal glaubte, aufschreien zu müssen, weil sie umgeknickt war und sich den Knöchel verstaucht hatte; dass sie Hunger hatte, und Durst, und Sehnsucht ... nach Perry Rhodans Liebe.
    Er hatte sie etwas gefragt.
    »Ja«, sagte sie unsicher. »Das ist nicht von der Hand zu weisen. «
    »Also stimmst du mir zu, das unser Ziel da oben liegt?«
    »Mhm. «
    »Schön. Und wie kommen wir hinauf?«
     
     
    Fast hätte Tess Mitleid mit Kiriaade entwickelt. Aber nur fast.
    Die unverschämt schöne Frau zog sich relativ uncharmant aus der Affäre. Sie wandte sich wortlos von Perry Rhodan ab und marschierte verbissen weiter, in Richtung Stadt. Tess sah Perry fragend an. Der zuckte mit den Achseln und folgte Kiriaade. Benjameen und Tess schlossen sich ihnen an. Was hätten sie sonst tun sollen?
    Nach weiteren 40 Minuten erreichten sie die Stadt. Tess' Füge brannten wie Feuer. Tess war überzeugt davon, dass sie mindestens ebenso von Blasen übersät waren wie diese verfluchte Ebene von Gestein und Geröll.
    Jeder Schritt wirbelte fette Wölkchen eines feinen, aber kaum abzuschüttelnden Staubs auf. Sie atmete schwer. Die Luft schmeckte nicht mehr so

Weitere Kostenlose Bücher