PR Andromeda 06 - Die Zeitstadt
sein Oberkörper in Tess Qumishas Armen. Ben schlief, atmete ruhig. Plötzlich krampfte er sich zusammen, stöhnte - und öffnete die Augen wieder.
»Alles in Ordnung mit dir?«, fragte Tess besorgt.
»Ja, ich denke schon. Wenn man davon absieht, dass ich gescheitert bin.« Er stand auf, noch leicht benommen, und streckte sich; dann trat er wütend gegen den Felsen. »Dabei ist da definitiv etwas! Der versteinerte Mundäne hat noch einen Rest von Leben, von Bewusstsein in sich. Aber ich konnte nicht zu ihm durchdringen. Versteht ihr, sein Zustand lässt sich durchaus, wenn auch nur in weitester Hinsicht, mit dem eines Traumes vergleichen - allerdings mit dem Traum eines Toten.«
Rhodan schnitt eine Grimasse. »Hm. Und wenn du es noch einmal versuchst?«
»Sinnlos, Perry. Ich kann's gern probieren, aber es wird nichts bringen. Ich weiß genau, wie es ginge, aber mir fehlt einfach die nötige Kraft. Das übersteigt meine mentale Kapazität. Leider. «
Kiriaade, die sich in einer hockenden Position ausgeruht hatte, erhob sich jetzt, trat heran und legte Ben die Hand auf den Arm. »Ich könnte«, sagte sie leise, mit rauchiger Stimme, »dich verstärken, Arkonide. Mir selbst ist deine Fähigkeit des Zeroträumens verwehrt, doch ich könnte dir dafür meine parapsychische Kraft zur Verfügung stellen. Zumindest einen Teil davon.«
»Und du meinst, das könnte gehen?«
»Einen Versuch ist es wert, oder?«
Perry signalisierte durch ein aufmunterndes Kopfnicken, dass er die Idee gut fand. Auch Tess fiel kein rationales Argument dagegen ein - obwohl es ihr ganz und gar nicht Recht war, dass sich Kiriaade zwischen sie und Ben drängte und nun ihren Platz in seinem Rücken einnahm.
Sei nicht kindisch!, ermahnte sie sich. Hier geht es um mehr als um dumme Eifersüchteleien.
Rhodan schien zu ahnen, was in ihr vorging, und legte ihr begütigend den Arm um die Schulter. Ben schloss die Augen. Sein Kinn kippte auf die Brust. Er kniff die Lippen zusammen; zwei steile Falten erschienen auf seiner Stirn. Doch gleich darauf entspannten sich seine Gesichtszüge wieder, und schließlich lächelte er befriedigt, ja geradezu verschmitzt.
Einige Minuten vergingen, in denen sich sein Brustkorb gleichmäßig hob und senkte. Dann schlug er die Augen auf.
»So ist das also«, sagte er.
KAZZOTO
Das bin ich, Kazzoto, der letzte der Mundänen. Der letzte, der aus einem einst edlen Volk nach K'u berufen wurde. Denn nach mir kam keiner mehr, der würdig gewesen wäre, in die Ewigkeit einzugehen. Hier habe ich viele Mundänen getroffen, deren Namen zur Legende geworden sind. Wie etwa Cugarittmo, Rezzaga, Runrick und Cael Ogor ... um nur einige zu nennen.
Sie alle haben in K'UHGARS Namen gekämpft und glorreiche Siege für sie eingefahren. Im Vergleich zu diesen ewigen Helden nehmen sich meine Verdienste bescheiden aus. Und doch wurde mir die besondere Ehre zuteil, an diesem exponierten Platz, vor dem Stadttor, als Zeichen dafür zu wachen, dass ich Zeuge des Übergangs war, der Transformation, des Schritts in eine neue Zustandsform.
Ich bin der Held meiner Zeit, einer dunklen Ära, die das Kapitel über das Ende der Mundänen schreibt.
Nach mir ist keiner mehr gekommen. Denn die Mundänen aus meiner Epoche haben zu kämpfen verlernt. Was ist aus den wilden, erbarmungslosen Kriegern geworden, die einst das Blaue Blond ausgerottet, ein Thoregon zertrümmert und die Superintelligenz ESTARTU in Segafrendo zum Erlöschen gebracht haben? Sie sind zu harmlosen Streunern und Nichtstuern degeneriert, von denen kaum einer noch sein Kampfgesicht hervorkehren kann, nur noch wenige - und auch die immer seltener - ihren Vermehrungstrieb wecken können. Der Zeugungsprozess ist längst kein Kampf der Geschlechter mehr, er ähnelt eher einem hilflosen Getändel.
Es stand zu meiner Zeit schlecht um die Mundänen.
Ich kann Zeugnis von K'UHGARS Abstieg aus höchsten Höhen ablegen. Doch wer mich anhören will, muss zuerst zum Anfang gehen. Denn der Zyklus der Ewigen offenbart sich nur in der richtigen Reihenfolge ...
KAPITEL 6
Die Prüfung
JOURNEE, relative Bordzeit
2. Mai 1312 NGZ
Die Nervosität in der Zentrale stieg. In kurzen Abständen meldete Cita Aringa die Ankunft neuer feindlicher Flotten.
Das Gros dieser oft mehrere tausend Raumer umfassenden Verbände machten Schlachtschiffe der verschiedenen Größen aus. Doch wurde mit der Zeit klar, dass ihre Aufgabe die einer Eskorte sein musste. Denn inmitten jedes dieser
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