PR Ara-Toxin 03 - Nekrogenesis
sie ihnen durchaus hätten schaden können. Sie stellten eine Art Bindeglied zwischen Tieren und Pflanzen dar und fingen ihre Beute, indem sie sich regungslos verhielten, die Arme plötzlich vorschnellen ließen und sich das Beutetier buchstäblich zur Brust nahmen. Sie zerdrückten es mit der gewaltigen Kraft ihrer Arme und saugten es auf, indem sie ihren riesigen und äußerst flexiblen Magen nach außen stülpten und ihn um die Beute herum fließen ließen.
Wesentlich angenehmer waren die pfiffig wirkenden cyclones, Erdhörnchen vergleichbare Steppentiere, die oben auf dem Kopf ein drittes Auge hatten, mit dem sie beständig den Himmel absuchten, um Raubgreifer rechtzeitig zu entdecken.
Carmens erklärte Lieblinge waren allerdings die osobajos, von denen er Dutzende von Arten gab. Einige dieser pelzigen, wuscheligen, bärenähnlichen Kreaturen waren kaum größer als Eichhörnchen, andere erreichten die Größe eines Schäferhundes. Osobajos waren Pflanzenfresser, ausgesprochen friedlich und freundlich, dazu sehr intelligent und neugierig. Die meisten Arten lebten in den gigantes, wo sie keine Feinde zu fürchten hatten. Menschen hielten sie offenbar für eine verwandte Gattung. Sie waren meistens zutraulich, manchmal sogar ein wenig aufdringlich. Wenn man sich allzu eng mit einer osobajos -Familie anfreundete, konnte es durchaus passieren, dass die erwachsenen Tiere eines Tages im Maul den Nachwuchs heranschleppten und von dem Menschenfreund erwartete, dass er sich für einige Stunden oder auch Tage als Babysitter betätigte.
Marco und Carmen waren ineinander verliebt und glücklich. Sie lernten die Eigenheiten des Partners kennen und verstehen. Die Bindung zwischen ihnen wurde immer fester und beschränkte sich längst nicht mehr allein auf die Sexualität, obwohl die nach wie vor die Hauptrolle spielte. Sie waren blutjung, hungrig und nicht so schnell zu ermüden. Es gab Tage, an denen sie das Bett nur verließen, um die allernötigsten anderen Bedürfnisse zu befriedigen. Manchmal zankten sie sich auch, meistens über alltägliche Banalitäten, aber dann verlagerten sie den Zwist ins Bett, und sie reizten sich gegenseitig mit nicht wirklich ernst gemeinten abfälligen Bemerkungen über die Fähigkeiten des anderen, bis der das Gegenteil bewies.
Irgendwann mündete die Leidenschaft in etwas ruhigere Bahnen, ohne aber an Intensität zu verlieren. Neugierig versuchten beide, die Weltsicht des Partners und seine Pläne für das weitere Leben zu erkunden. Carmen blieb dabei: Sie wollte mit Marco vorerst ein Leben als vabundé führen. Nicht unbedingt die vollen sechs Jahre, die nötig waren, um Maestro zu werden, aber doch einige Zeit, vielleicht drei Jahre. Und danach wollte sie ihren ursprünglichen Plan weiterverfolgen und Agrarwirtschaft studieren.
»Und dann?«, fragte Marco.
»Wenn alles glatt läuft, bin ich vier Jahre später Agraringenieurin. Ich müsste dann Mitte zwanzig sein. Ich könnte mich der familia einer größeren Hacienda anschließen oder zur Dos Sanchez zurückkehren. Aber ich glaube eher, dass ich mich einer städtischen Hacienda anschließe - du weißt, sie schießen im Moment wie Pilze aus dem Boden. Vielleicht gibt es in ein paar Jahren eine >Hacienda Agricultura< mit Agrarfachleuten, die eine neue familia gegründet haben und den Haciendas auf dem Lande ihre Dienste als Team anbieten. Und bevor ich dreißig bin, möchte ich ein oder zwei Kinder haben.«
»Von mir?«
»Natürlich von dir!«, rief sie wütend. »Von wem denn sonst?«
»Kinder.«, sagte Marco zögernd.
Carmen hatte sich wieder beruhigt und sah ihn mit großen Augen an. »Du hast doch gesagt, du willst raus aus der Enge der LandHaciendas. Studier doch mit mir zusammen.«
»Ach, ich weiß nicht. Ich bin ein guter Arbeiter, geschickt mit den Händen, und ich weiß schon jetzt eine ganze Menge über Colocados. Die Zeit als vabundé wird mir helfen, ein richtiger Fachmann und Maestro zu werden. Für ein Studium an der Hochschule reicht mein Grips nicht aus.«
»Unsinn, stell dein Licht nicht unter den Scheffel. Du bist genauso intelligent wie ich.«
Marco zuckte die Achseln. »Mag sein, aber das Büffeln liegt mir nicht. Ich lerne Sachen, indem ich sie tue.«
»Dann studiere eben nicht!«, fauchte sie gereizt. »Kinder machen kannst du mir ja trotzdem!« Sie setzte noch einen drauf. »Wenn du zu solchen Sachen dann noch fähig bist.«
»Na warte!«, fluchte er. »Soll ich es dir zeigen?«
Später setzten die
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