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PR NEO 0053 – Gestrandet in der Nacht

PR NEO 0053 – Gestrandet in der Nacht

Titel: PR NEO 0053 – Gestrandet in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Plaschka
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mittleren Bahnhof des Korridors. Die Station war nicht so groß wie einige der späteren, wenn sie näher an Thantur-Lok kamen, aber dennoch ein beliebter Haltepunkt im Nirgendwo, an dem Reisende die erfolgreich absolvierte erste Hälfte ihrer langen Fahrt begingen. Mit ihnen hielten sich noch fünf andere Konvois dort auf. Alle hatten sie ihre Reise unterbrochen, bis sich die Probleme mit der Relaiskette gelegt hatten. Die über tausend Schiffe bildeten eine lockere Wolke um den Bahnhof und boten einen beeindruckenden Anblick.
    Sie waren jetzt seit zweieinhalb Wochen unterwegs, und noch hatte der Zorn der Sternengötter oder -teufel sie nicht getroffen. Dennoch war Ihin da Achran nicht nach Feiern zumute, während ihr Shuttle den langen Ring ihrer Schiffe entlangfiel: Khel'Rhi (mittlerweile war sie so durcheinander mit seinen Namen, dass sie ihn selbst unter Folter nicht mehr hinbekommen hätte) hatte darauf bestanden, eine Dankeszeremonie zu Ehren von Anetis abzuhalten. Nur zu gerne hätte sie diese Bitte ausgeschlagen, doch das wäre zum gegenwärtigen Zeitpunkt politisch unklug gewesen. Das Einzige, was sie zur Bedingung gemacht hatte, war, dass sie nicht an Bord ihres Schiffes stattfand.
    Die letzten Tage ohne Kontakt nach Hela Ariela und ohne zu wissen, was zwischen den Sternen auf sie lauerte, hatte die Religion des Lotsen beachtlichen Zulauf gefunden. Sie sah es an den Suchanfragen des trossinternen Netzwerks, an den Kommunikationsprotokollen (sie gestattete ihm mittlerweile wieder, mit den anderen Schiffen zu reden) und nicht zuletzt an den spontanen Kundgebungen und Zeremonien, die auf verschiedenen Schiffen abgehalten wurden. Mittlerweile hatte sie die ersten Leute inhaftieren müssen, weil sie öffentlich gefordert hatten, dass man sie ihres Kommandos enthob.
    Das Einzige, was sie beruhigte, war, dass der Regent von alldem nicht viel mitbekommen hatte. Von Theta wusste sie, dass er viel Zeit allein verbrachte, abgeschirmt von seiner Leibgarde. Über die Natur seiner Arbeit war nichts in Erfahrung zu bringen, außer, dass die Einsamkeit ihn nicht zu stören schien – im Gegenteil. Sergh da Teffron war der Einzige, der gelegentlich zu ihm vorgelassen wurde, aber der erzählte Theta noch nicht einmal, auf welchem der drei Schiffe diese Treffen stattfanden.
    Einmal hatte sich die Hand des Regenten auch bei ihr gemeldet, um zu erfragen, ob er sich wegen des ausgefallenen Funkkontakts Gedanken machen müsste, und die Khestan hatte ihn darüber informiert, dass die Garnison von Hamtar-22 der Sache auf den Grund ging. Das genügte ihm einstweilen – denn Sergh da Teffron war vor allem daran interessiert, Theta weiter auf den Grund zu gehen. Die Erwähnung des Regenten jedoch, auch das hatte das Mädchen berichtet, stellte stets ein verlässliches Hemmnis bei diesem Vorsatz dar.
    Seit ein paar Tontas war die Verbindung wiederhergestellt. Es hatte sich anscheinend um ein lokales Problem zwischen Hamtar-23 und -22 gehandelt; die Flottenschiffe hatten gleich fünf defekte Relaisstationen gefunden und ersetzt. Die Natur der Defekte war bislang nicht geklärt; die Relais selbst hatten einen unversehrten Eindruck gemacht, waren aber ausgetauscht worden, da sie offenkundig nicht richtig funktionierten. Also doch ein Programmfehler? Ihin da Achran hatte die Hand des Regenten über den Erfolg informiert, doch außer einer Empfangsbestätigung keine Rückmeldung erhalten.
    Sie näherten sich der LINH-KHAISIL. Das Kasinoschiff war neben der VEOLD'OR und zwei Versorgungsschiffen das größte zivile Schiff des Trosses, und es bot die geeignetste Ausstattung für das, was dem Hohen Lotsen vorschwebte. Zwar hätte man die Zeremonie auch auf Hamtar-18 durchführen können, doch Ihin da Achran wollte nicht völlig die Kontrolle darüber verlieren, wer den Tross des Regenten betrat und verließ. Wenn sie ihren Männern und Frauen nun Landurlaub genehmigte, könnte das eine Verzögerung von vielen Tontas bedeuten. Ganz davon abgesehen, dass sie dem durchschnittlichen Bahnhofsbewohner nicht halb so weit traute, wie sie ihn riechen konnte, und das Personal wahrscheinlich genauso wenig begeistert davon wäre. Vermutlich hatten sie alle Hände voll damit zu tun, das überdurchschnittlich hohe Besucheraufkommen zu meistern.
    Die LINH-KHAISIL war ein schillerndes, verschwenderisch ausgeleuchtetes Walzenschiff von fast sechshundert Metern Länge, ein Luxusliner, der einst für Vergnügungsfahrten wohlhabender Mehandor eingesetzt worden

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