PR Odyssee 01 - Die Kolonisten der Zukunft
nehmen wird, sollten die Arbeiten des Theorie-Physikers Cas Anirre sowie des Werkstoffdesigners Ver Horben bekannt...«
Quart Homphé hatte reglos zugehört, aber nun verdrehte er seufzend die Augen. Als er die Hand ausstreckte, um den Tambu zu berühren, verschwand dieser im selben Sekundenbruchteil. Homphés Doppelkinn klappte nach unten. »Das war nur eine Projektion?«, ächzte er. »Aber diese Statue... sie ist echt.« Er stürmte die letzten Meter vorwärts, dann tasteten seine Finger über die Statue. Jede Federrippe schien er abtasten zu wollen. »Rau. Das ist echt, aus Stein gemeißelt. Das ist funktionale Kunst in Vollendung.« Er wich zurück, machte einige Schritte weiter auf den Platz hinaus und wandte sich schließlich zögernd um. »Das ist schön«, sagte er stockend. »Dafür hat es sich gelohnt, zu diesem Platz zu kommen. Ich werde auf dem Mars etwas Ähnliches...« Er stockte, ein Zittern durchlief seinen Körper. Sein Gesicht, eben noch freudestrahlend, wirkte plötzlich wieder eingefallen und matt. »Wir werden es nicht schaffen, diese Welt lässt uns nicht mehr los. Das fühle ich. Wir sind zu schwach.«
»Du willst ins Hotel zurück?«
»Nein, nein, ich...« Quart Homphé wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Es ist nur zu viel auf einmal.« Er nieste und wischte sich mit dem Ärmel über die Nase.
»Wir bleiben hier, bis es dunkel wird«, entschied Perry Rhodan. »Es muss doch irgendeine Möglichkeit geben, sich auf diesem Platz zurechtzufinden.«
Achtzehn Statuen, eine kunstvoller gearbeitet als die andere und jede in veränderter Körperhaltung dargestellt, hatten sie hinter sich. Der Zeitaufwand würde enorm sein, selbst wenn sie jeweils nur herauszufinden versuchten, welches Wissen jeweils vermittelt wurde.
Alle Tambu-Hologramme hatten sich bislang als Lehrer für Naturwissenschaften erwiesen. In erster Linie hatten sie Lehrsätze der Physik und Chemie dargelegt. Was an hyperphysikalischem Wissen erläutert worden war, hatte an die Anfänge terranischer Raumfahrt erinnert. Einfach gestrickte Formeln, die erst den Einstieg zum Verständnis der übergeordneten Dimensionen bedeuteten.
Lediglich die Skulptur einer insektoiden Lebensform, die Reginald Bull als Rmedi identifizierte, entpuppte sich als Nachlass eines Geistesgelehrten. »... wir wissen nicht, wie unser Universum enden wird, hier steht heute noch Aussage gegen Aussage. Die Theorie der Rückführung in das Anfangsstadium, des Kollaps durch zunehmende Gravitation und Kontraktion, steht der Behauptung eines sich über alle Zeit hinweg ausdehnenden Raum-Zeit-Gefüges gegenüber. Die einzige natürliche Begrenzung wird das Ausbrennen aller Sonnen sein, zu einem Zeitpunkt, an dem längst keine neuen Sterne mehr geboren werden. Aber auch diese These erscheint zweifelhaft, zumal sie einen unvorstellbar langen Zeitraum abdecken würde. Dessen ungeachtet können wir schon heute feststellen, dass das Leben und die Intelligenz in unserem Universum im Schwinden begriffen sind. Das ist ein extrem langsam ablaufender Prozess, doch erscheint er für gute Statistiker über Jahrtausende hinweg bereits nachweisbar. Ich muss nicht darauf hinweisen, dass für die Gemeinschaft aller Intelligenzen von Vaaligo das Leben das höchste Gut ist, das es zu bewahren gilt. Das Große Vorhaben wird in wenigen Jahrzehnten dem Planungsstadium entwachsen sein und in die Phase der Verwirklichung eintreten. Eines fernen Tages, in Äonen, wird sich alles Leben dieses Universums vereinen und unser Geist wird in der Lage sein, das Ende des Universums zu überdauern, wie immer es auch geartet sein mag... «
»Das Leben als das höchste Gut«, sinnierte Perry Rhodan. »Die Nodronen scheinen davon noch nichts gehört zu haben.«
»Ich weiß nicht«, sagte Reginald Bull, ohne darauf einzugehen, »aber möglicherweise steckt ein System in der Anordnung der Skulpturen. Was meinst du, Quart?«
»Jedes künstliche System ist chaotisch.« Der Dicke wedelte mit den Armen. Er schien überrascht, dass Bull ausgerechnet ihn fragte. »Einzig und allein natürliche Formen bestechen durch ihre Symmetrie. Im makroskopischen Bereich gibt es sehr viele gute Beispiele für eine sinnvolle Anordnung. Nimm eine kristalline Struktur, die sich entlang vieler Symmetrieachsen spiegelt... «
»Sag das noch einmal«, unterbrach Bully.
Homphé wirkte sofort verunsichert. »Was?«, brachte er hervor. »Ich weiß nicht, was du hören willst.«
»Schon gut.« Reginald Bull winkte ab.
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