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PR Odyssee 06 - Die Lebensboten

PR Odyssee 06 - Die Lebensboten

Titel: PR Odyssee 06 - Die Lebensboten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton
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mehr gesehen hatte, seit sie Sartaire verlassen hatten, die wie vom Erdboden verschluckt zu sein schien.
    Duunills Leute hatten ihn aus der Station geführt und an Bord eines Raumschiffs gebracht, das sofort von Sartaire gestartet war. Zwei Tage später hatten sie ihn zum Are'Nos befördert und ihm dann einen vierzehntägigen Landurlaub auf einem anderen Planeten gewährt.
    Seine Fragen nach Sartaire waren nicht beantwortet worden. Alle Anfragen waren im Sande verlaufen. Bis heute hatte er keine Einzelheiten erfahren. Er wusste nichts über den wahren Sinn der Mission, über ihre Hintergründe, über Ankyas weiteren Werdegang.
    Die Zwillingsgötzin berührte ihn ganz leicht mit den Fingerspitzen und beanspruchte seine Aufmerksamkeit damit wieder fast vollständig.
    Nur noch ein kleiner Rest galt ihrem Bruder. »Das habe ich doch schon gesagt. Sehr vielversprechend.« Der Götze beugte sich vor. Plötzlich glaubte Axx, in seinen Augen ein helles Lodern zu sehen. »Denkst du das, was ich denke?«
    Axx Cokroide war verblüfft über sich selbst. Er stand - nun ja, lag
    - den Zwillingsgötzen gegenüber. Eigentlich hätte sein Denken in diesem Moment erstarren müssen. Er hätte vor Ehrfurcht versteinern müssen.
    Aber ihm fiel zweierlei auf. Während der Götze sprach und dabei fast vom Thron zu rutschen drohte, gestikulierte er mit der gesunden rechten Hand. Es schien die einzige ungehinderte Bewegung zu sein, zu der er fähig war.
    Und die Götzin sprach genau in dem Rhythmus, in dem die Finger ihres Bruders sich öffneten und schlossen. Die Hand ihres Zwillings hob und senkte sich und gestikulierte, die Finger ballten sich zur Faust, um die Worte zu unterstreichen - und der Oberkörper der Götzin wiegte sich im Rhythmus der Hand leicht vor und zurück, als folge er dem Kommando der Finger.
    Die Götzin ging langsam, mit fließenden Bewegungen, auf Axx zu. Die Schleier, die sie umhüllten, wurden mit jedem Schritt durchsichtiger. Er sah ihren Körper nicht, erahnte ihn aber. Und diese Ahnung war verheißungsvoller als jeder direkte Blick, den er hätte erheischen können.
    Die Hand des verstümmelten Götzen öffnete sich wieder, und seine Schwester blieb stehen. Deutlich zeichneten sich ihre langen, schlanken Beine unter dem transparenten Stoff ihres Gewandes ab, ihre Hüften, ihre festen Brüste. Sie streckte einen Arm aus, richtete den Zeigefinger auf den jungen Nodronen und krümmte ihn dann.
    Cokroide richtete sich langsam auf, bis er vor der Götzin kniete.
    Ihre zarte, makellose Hand näherte sich seinem Kopf. Dann strichen ihre Fingerspitzen über sein Haar.
    Die Bewegung elektrisierte Axx geradezu. Er verspürte ein über-wältigendes Glücksgefühl. Glühend heiße Funken schienen sich durch seine Nervenbahnen zu fressen und sie in Brand zu setzen. Ein lustvoller Schmerz breitete sich in ihm aus, erfasste ihn vollständig. Einen Moment lang schien er über keinen Körper mehr zu verfügen, sein ganzes Sein wurde von dieser Erfahrung vereinnahmt.
    Im nächsten Augenblick schrie er auf. Die Lust war gewichen, zurück blieb nur stechender, brennender Schmerz. Es dauerte eine Weile, bis er ihn genau lokalisieren konnte: Er zog sich von seiner rechten Wange, dicht unter dem Auge, am Mundwinkel vorbei bis zur Mitte des Kinns.
    Tropfen einer metallisch und gleichzeitig süß schmeckenden Flüssigkeit breiteten sich auf seiner Zunge aus. Schließlich wurde ihm klar, dass es sich dabei um sein eigenes Blut handelte.
    Die Götzin öffnete ihre Hand und entblößte eine kleine Klinge. »Eine schöne Narbe«, sagte sie. »Fast so schön wie die andere auf seiner Wange. Vielleicht zwei von vielen, die der Bursche sich später in Zweikämpfen zuziehen wird, wenn er das hält, was wir uns von ihm versprechen.«
    Das Gesicht ihres Bruders wirkte auf Axx noch immer starr, aber der junge Nodrone bemerkte, dass er sich mit der Zunge über die Lippen fuhr, als würde er das Blut genauso schmecken wie Axx selbst. Oder als hätte er zumindest Appetit darauf, es zu schmecken.
    Die Götzin legte die Hand auf die Wunde. Zuerst zuckte Axx zurück, wollte es zumindest, stellte allerdings fest, dass er sich nicht bewegen konnte.
    Seine panische Angst war überflüssig. Der Schmerz verblich abrupt, als wohnten der Berührung durch die Göttin heilende Kräfte inne. Ihre Fingerspitzen wanderten sein Gesicht entlang, berührten seine Lippen. Es knisterte laut und vernehmlich.
    »Wir haben Großes mit dir vor«, flüsterte sie ihm zu, als

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