PR Odyssee 06 - Die Lebensboten
Rebellen«, sagte Pratton. »Ihr könnt die Waffen einstecken, wir haben die gleichen Interessen. Aber ihr verderbt alles, wenn ihr mich zwingt, euch in die Botschaft zu führen.«
Tonka senkte ihren Strahler um keinen Millimeter.
»Warum schließt ihr euch nicht Errek Mookmhers Truppen an? Sie werden jeden Augenblick hier sein. Gemeinsam haben wir größere Chancen, den neuen Fürst zu befreien.«
Tonka lachte leise auf. »Errek Mookmher interessiert mich nicht. Ich will Axx Cokroide haben, und sie werden ihn mir nicht geben. Deshalb hole ich ihn mir jetzt.« Sie winkte mit der Waffe. »Geh voran!«
Ein Großteil des Lichts, in den der unüberschaubare Komplex der Botschaft getaucht wurde, stammte vom taghell erleuchteten botschaftseigenen Raumhafen. Jetzt standen allerdings keine Raumer dort. Der Randbereich lag eher im Dunkeln.
Pratton trat zögernd einen Schritt vor. Er streckte die Hand aus, nahm allen Mut zusammen, berührte den Schirm, tastete sich an ihm entlang. Ein leichtes Kribbeln lief durch seinen Arm. Er justierte die Ortungen des Kombiarmbands, ging ein paar Schritte nach links - und seine Hand drang durch den Schirm.
»Hier ist es!« rief er und trat ganz durch den Schirm. Dabei spürte er nichts. Wie auch? Die Strukturlücke drängte die Energie des Schirms zurück.
Die anderen folgten ihm, Tonka als Erste. Er lief schnell weiter, in die Deckung der Wand einer Lagerhalle. »Das Gelände wird von energetischen Zäunen geschützt«, warnte er.
»Energiezäune kann man überwinden«, sagte Tonka.
Pratton lachte. Genau das hatte er auch gesagt, als sie zum ersten Mal auf das Botschaftsgelände eingedrungen waren, vor einer halben Ewigkeit. Rhodan, Bull, Fran und all die anderen. und Ron Dyke.
Er deutete auf massive Kuppeln, die sich in regelmäßigen Abständen im Innenbereich des Botschaftsgeländes erhoben. »Geschütztürme. Sind aber nicht gegen Bodenziele zu gebrauchen.«
Tonka nickte. »Weiter«, flüsterte sie.
Zur Linken lagen Werkstätten und Hangars, rechts erhob sich in einiger Distanz ein hufeisenfömiges Gebäude, die eigentliche Gesandtschaft. Die Nodronin deutete mit der Waffe darauf. »Dorthin. Dort wird er sein.«
Pratton wusste, wen sie meinte. Er trabte los, lief, bis der Energiezaun ihm den Weg verstellte. Tonka und die anderen hatten mühelos mit ihm Schritt gehalten. »Kannst du den Zaun ausschalten?« fragte sie.
Ich könnte sie hier und jetzt aufhalten, dachte Pratton. Aber sie wird mir nicht abkaufen, dass ich den Energieschirm, aber nicht den Zaun überwinden kann.
Und mit einem Mal spürte er wieder die Last des dunklen Schattens, der von ihm abgefallen war, seit er von Varenn die Varsonik erhalten hatte und wieder etwas tun konnte.
Plötzlich hatte er Angst vor diesem Schatten. Plötzlich wollte er nicht, dass er sich endgültig auf ihn senkte.
»Muss ich dir Beine machen?« erklang Tonkas Stimme dicht an seinem Ohr.
»Nicht nötig«, wehrte er ab und holte das entsprechende Werkzeug aus der Jackentasche. »Ich werde eine Interferenz erzeugen, die in einem eng begrenzten Bereich die tödliche Wirkung aufhebt, ohne dabei eine Rückkoppelung zu provozieren, die Alarm auslösen würde. Ein Kinderspiel. Habe ich schon mal gemacht.« Er ermittelte schnell den Frequenzbereich.
Ein leichtes Flirren entstand vor ihm, eine Wellenbewegung. Der eng pulsierende Bereich wurde blasser und breitete sich nach beiden
Seiten über zwei, drei Meter im Zaun aus.
»Schnell!« sagte Pratton, trat durch die pulsierende Energie und drehte sich um.
Tonka zögerte, offensichtlich unfähig, aus eigener Kraft den Schritt zu machen. Pratton griff nach ihr und zog sie durch die Lücke im Energiezaun. Warum?, dachte er. Warum habe ich das getan? Warum habe ich nicht die Gelegenheit genutzt, mich davonzumachen und allein in die Botschaft einzudringen?
Weil er Angst hatte, wurde ihm klar. Nicht nur vor dem dunklen Schatten, sondern auch vor dem, was ihn erwartete. Er wollte es nicht allein durchstehen müssen.
Tonka steckte die Waffe ein, die sie bislang unentwegt auf ihn gerichtet hatte. »Weiter!« zischte sie.
Er lief nach rechts, auf das hufeisenförmige Gebäude zu. Damals hatten sie sich nach links gewandt, zu den Werkhallen und Hangars. Jetzt betrat er sozusagen Neuland.
Schon nach wenigen Schritten hörte er das Brummen. Er sah sich nach einer Deckung auf dem riesigen Gelände um, doch Gebäude, die ihnen vielleicht Schutz bieten könnten, waren viel zu weit entfernt. Als ein
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