PR TB 005 Die Verhängnisvolle Expedition
der
Mantelfelder, aber immer noch schlimm genug. Jede Möglichkeit
aber barg immer noch eine gewisse Überlebenschance - der Sturm
in die Sonnenfackel jedoch nicht. Das gab den Ausschlag.
Es war ein Wettlauf mit dem Tod. Zuerst sah es so aus, als wüchse
die Sonnenprotuberanz in gleichem Maße, wie die K-35 schneller
emporkletterte. Dazu kam, daß das Schiff immer mehr schwankte,
ja, halbe Drehungen vollführte, so daß Julian Tifflor nur
mit allergrößter Mühe die Übersicht behalten und
beständig den Kurs korrigieren konnte. Besorgt beobachtete er
die Schubstärke-Kontrollen. Aber noch zeigten sie einen
konstanten Wert an. Dann war die Wand aus atomarem Feuer da.
Krassin und Cobbler schrien auf und schlugen entsetzt die Hände
vor die Augen. Nur Julian Tifflor sah, daß sie es geschafft
hatten. Wenige hundert Meter unter dem Schiff stand der höllische
Geiser-aber er stand unter dem Schiff. Das unerträgliche
Leuchten kam von einer wandernden Flammenbrücke, die sich hoch
über die Sonnenatmosphäre spannte und Raum genug ließ,
um die winzige Raumkugel unter sich
hindurchzulassen. - Eines aber konnte auch Tifflor nicht
vorausberechnen. Das waren die gravitatorischen Kräfte, die
unsichtbar zwischen der Protuberanz und der Flammenbrücke
wirkten. Er bemerkte es nur an ihrem Effekt. Der energetische
Schutzschirm des Schiffes wurde plötzlich auseinander-gezogen -
es war, als geriete ein prallgefüllter Ballon übergangslos
ins Vakuum und zerplatzte. Dadurch konnten sich die Reaktionen, die
zwischen den Impulsströmen der Triebwerke und den Protonen der
Sonnenatmosphäre tobten, an den Feldmündungen stauen.
Schlagartig fielen die Leuchtbalken der Schubstärke-Kontrollen
nach unten. Tifflor erkannte die Gefahr, er hatte sie im
Unterbewußtsein bereits geahnt, deshalb waren seine Blicke nie
von den Schubstärke-Kontrollen gewichen. Blitzschnell schlug
seine Faust auf den gelbmarkierten Schalter der Stromreaktoren.
Er hörte nicht, daß das Tosen der Kraftwerke und
Konverter verebbte. Dafür sah er aber, wie die sonnenheißen
Ballungen reagierender Atome vor den Triebwerksschlünden
verschwanden. Die Gefahr, daß sie ins Innere der K-35
hineinkrochen, war beseitigt. - Tifflor schloß einen Augenblick
die von salzigem Schweiß verklebten Augen. Dann schlug er den
Helm zurück, steckte die Finger in die Ohren und begann, die
Wände des Gehörganges zu massieren. Das erste, was er
wieder hören konnte, war ein schwaches, kaum merkbares Klingeln.
Er konnte sich nicht erklären, woher es kam, bis es nach und
nach lauter wurde und er es als das Schrillen des Bordvisiphons
identifizierte. - Julian Tifflor öffnete die Verbindung.
»Hier Leutnant Enzinger, Ortungszentrale«, wisperte es
aus dem Lautsprecher. »Sprechen Sie lauter!« schrie
Tifflor ins Mikrofon. Eine Weile war es still. Dann kam die völlig
verblüffte Anfrage:
»Lauter, Sir…? Wollen Sie mich auf den Arm nehmen, Sir?
Ich brülle ja schon.«
- Tifflor brüllte auch - aber vor Lachen. Als er sich wieder
beruhigt hatte, sagte er: »Sie haben schon richtig verstanden,
Leutnant. Ich bin immer noch fast völlig taub. Mich wundert nur,
daß Sie so gut hören können. Hat es Sie denn vorhin
nicht erwischt?«
»Warum schreien Sie nur so, Chef? Wie? Sie sind fast taub?
Alle Teufel, jetzt weiß ich erst, weshalb die verdammten Robots
mich vorhin festgehalten und mir die Schalldämpfer um den Kopf
geschnallt haben.«
»Dann sollten Sie ihnen dankbar sein«, lachte Tifflor.
»Ja, hm!« machte Enzinger verlegen. »Das sollte
ich dann wohl.«
»Okay, und nun berichten Sie!« befahl Tifflor, dessen
Gehör bereits besser geworden war. - »Jawohl, Sir! AIso
zuerst: Wir haben die Fackelzone hinter uns gelassen. Außerdem
sind wir gestiegen und dabei aus der konstanten Kreisbahn
herausgekommen. Wir entfernen uns mit einer Geschwindigkeit von sechs
Millionen Stundenkilometern von der Sonne.«
»Die erste gute Nachricht von Ihnen nach langer Zeit«,
erwiderte Tifflor. - »Es kommt noch besser, Sir. Unser jetziger
Kurs führt uns genau in den Anziehungsbereich von Gom. In einer
Stunde könnten wir zum Landemanöver ansetzen.«
»Danke, Leutnant«, erwiderte Tifflor erleichtert.
»Geben Sie mir das Meßdiagramm herüber!« -
»Sofort, Sir!«
Auf der Kontrollbank Tifflors leuchtete ein kleiner Fernsehschirm
auf. Glimmende Punkte vereinigten sich zu Linienmustern, Symbole und
Ziffern kamen hinzu, dann stand das Meßdiagramm still. Julian
Tifflor sah es sich einen
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