PR TB 031 Die Spur Nach Andromeda
wiederholte sich, lautlos und
eindringlich. Als sie aufwachten, sprachen sie b’atarc
miteinander.
„Her mit der Flasche“, sagte Seymour, rieb sich die
Augen und stand auf.
„Hier“, sagte Sasaki.
Er griff in das bewusste Fach unter dem Sitz und zog eine
viereckige Flasche hervor. Seymour betrachtete sie argwöhnisch.
„Hmmm“, sagte er. „Sie sind ganz hübsch
unverschämt Sasaki.“ Er hielt die fast leere Flasche gegen
das Licht. Sasaki grinste zufrieden.
„Der Gegenstand der Wette war die Flasche, nicht der Inhalt,
Kapitän. Wenn ich Sie daran erinnern darf.“
Seymour entfernte den Verschluss und trank die Hasche leer.
„Eines Tages“, sagte er leise, „eines Tages
werde ich mich revanchieren, Navigator.“ „Ich zweifle
nicht daran.“ Sasaki blieb höflich.
Dann verließen die Männer die Zentrale und suchten ihre
Räume auf. Gegen zehn Uhr Schiffszeit traf Seymour mit Mboora
zusammen. Sie begrüßten sich höflich und gingen in
die Richtung der Siedlung. Mboora war so gekleidet wie am Vortag;
Seymour musterte sie von der Seite.
„Eine Frage“, sagte er aufb’atarc und spürte,
wie es mitjedem Satz besser ging; er gewann in der fremden Sprache an
Sicherheit. „Aus welchem Grund sind eure Wohnräume so
halbkugelig, und, vor allem, warum sind sie durchsichtig?“
Sie machte eine umfassende Gebärde, dann sah sie zu dem einen
halben Meter größeren Terraner hinauf.
„Warum sollten sie undurchsichtig sein?“
„Für gewöhnlich sind Wohnungen oder Häuser
undurchsichtig. Es geht den Nachbarn nichts an, ob ich arbeite,
schlafe oder in den Himmel starre und Wolken zähle.“
„Sind bei euch die Häuser nicht durchsichtig?“
Seymour antwortete und staunte über die Anzahl der Kuppeln.
Mitjedem Schritt, den sie taten, übersah man mehr von der
Landschaft. Tausende und Abertausende dieser Kuppeln reihten sich
aneinander, bedeckten die Oberfläche des Planeten.
„Ganz einfach“, antwortete Mboora, „wir sind es
so gewohnt. Zwischen Nordmeer und Südmeer wirst du nichts
anderes finden. Jeder kenntjeden,jeder darf zujeder Zeit sehen, was
der andere tut. Es gibt bei uns keine Geheimnisse. Niemals.“
Seymour nickte und verarbeitete das Wissen. Es bedeutete nichts
anderes, als daß es nichts geben konnte, was den Ablauf des
Lebens beeinflussen konnte. Jeder konnte jederzeit die vollkommene
Kontrolle über den anderen ausüben; niemand konnte vor
seinem Nachbarn etwas verbergen.
„Diese Wälder“, Seymour deutete auf die kleinen
Vegetationsinseln, „ist das die gesamte Pflanzenwelt des
Planeten?“
Mboora schwieg einen Augenblick, antwortete dann; ihre Sprache war
nicht mehr zwitschernd und schnell, sondern bedächtig, als
überlege siejedes Wort.
„Ja. Nur die Wälder und dieses Moos, das du hier
siehst. Sonst gibt es nichts.“
Keine Blumen, keine Wälder, die Schatten spendeten, kein Obst
und keine Früchte, keine Tiere, die sich von Pflanzen ernährten.
„Auch keine Tiere?“
„Nur kleine Insekten, sonst nichts.“
Schweigend gingen sie weiter. Irgendwie, glaubte Seymour, waren
die Flamingowälder etwas Ungewöhnliches, etwasjedenfalls,
von dem die B’atarc nicht gern sprachen.
„Wie viele Wälder gibt es aufB’atarc?“
Sie blickte ihn überrascht an. Seymour machte ein mäßig
interessiertes Gesicht, als merke er nicht, daß ihr die Frage
unangenehm war. Er war hier, um herauszufinden, warum man das
Schiffhier abgesetzt hatte. Das war seine selbstgestellte Aufgabe:
Nichts sonst. Er würde herausbekommen, was er wissen wollte.
„Oh-viele. Auf rund zweihundert Wohnkuppeln gibt esje ein
Wäldchen. Wie nennt ihr Terraner diese S’adborc.... diese
Pflanzen?“
S’adborc? Er kannte das Wort nicht und versuchte, aus dem
vorhandenen Wortschatz die Bedeutung zu erfahren.
„Flamingowälder, Mboora.“
Etwa hundert Meter von ihnen entfernt, tauchte ein Mann der
Besatzung auf und winkte Seymour. Seymour machte ein Zeichen, daß
er ihn erkannt hatte; der Mann war mit einer Gruppe von B’atarc
aus einer der durchsichtigen Säulen geklettert, in deren Seite
sich ein Loch geöffnet und geschlossen hatte.
„Unser Transportsystem“, sagte Mboora.
„Wie ernährt ihr euch eigentlich?“ fragte
Seymour. Sie deutete ernst auf den Boden. Er bestand aus feinem Kies,
der hitzedurchglüht war. M’accabi stand drohend am Himmel
und brannte herunter, badete alles in kupfernem Licht.
„Hier. Unter uns sind selbsttätige Fabriken. Sie
stellen Tag für Tag unsere Nahrung
Weitere Kostenlose Bücher