PR TB 031 Die Spur Nach Andromeda
Keimlinge.“
Seymour glaubte zuerst, er habe sich verhört, und fragte noch
einmal, „Keimlinge?“
„Ja. Sie sahen nicht mehr aus wie ein neugeborenes Kind. Es
waren pflanzliche Keimlinge, in eine Fruchthülle eingebettet.
Wir fanden erst ziemlich spät heraus, daß wir unsere
Kinder in den Boden versenken mussten, damit sie überlebten-falls
man das Leben nennen kann. Sie wachsen heran und entwickeln sich zu
intelligenten Pflanzen, die mit verschiedenen Sinnesorganen
ausgestattet sind. Sie sprechen miteinander über
Wurzelverbindungen und pflanzen sich fort, wie die Pflanzen auf Terra
oder anderen Welten, von denen du mir erzählt hast.“
Seymour sagte ruhig: „Das sind die Flamingowälder,
nicht wahr?“
„Ja, du hast recht. Jeder Baum ist eines unserer Kinder. Die
Wälder sind tabu. Niemand darf in sie eindringen, niemand
verändert darin etwas, niemand wird sieje betreten. Und in
einhundertzwanzig Umläufen wird es nur noch S’adborc
geben.“
Schweigen... Dann fragte Seymour behutsam: „Diese Änderungen
im Erbgut waren plötzlich?“
„Ja und nein. Zwanzig Jahre lang gab es immer weniger
normale Kinder, dann nur noch Pflanzen. Dann wurden nur noch Pflanzen
in den Boden gesetzt und wuchsen als Baum heran.“
„Also innerhalb einer einzigen Generation.“
„Ja“, sagte Mboora.
„Kein Bewohner dieser Welt wirdjemals einen Wald betreten?“
„Niemals“, bestätigte sie. „Nachjeder
Geburt wird in aller Stille-meist nachts also, wenn wir schlafen-die
Frucht am Rand des Waldes vergraben. Es sind also die zuletzt
Geborenen, die in den äußeren Kreisen stehen.“
Seymour überlegte, dann sagte er nachdenklich: „Es ist
völlig unmöglich, daß sich Erbanlagen in einem
derartig großen Umfang binnen einer einzigen Generation ändern.
Dies ist keine Modifikation, sondern eine Mutation. Und Mutationen
kommen nicht so schnell und nicht so total vor. Gibt es für
diese Zeit ein besonderes Ereignis, das die Schuld tragen könnte,
Mboora?“
Er legte seine Hand leicht auf ihren Arm.
„Ich weiß nichts“, erwiderte diejunge
B’atarcfrau leise.
„Keine Verstärkung der Sonnenstrahlen, keine Bomben,
keine fremden Besucher?“ „Nein. Die letzte Landung eines
Raumschiffes liegt schon fast zwei Jahrhunderte zurück.“
„Also lauert hier irgendwo eine Gefahr, die euch zu
verwandeln versucht. Bald wird sie es geschafft haben. Jetzt weiß
ich auch, warum wir Terraner hier gelandet worden sind.“
Sie drehte ihr Gesicht zu ihm herum und das Mondlicht zeigte ihm
ihre großen dunklen Augen. Etwas wie Furcht und Staunen lag auf
dem schmalen Gesicht der B’atarc; etwas, das Seymour nicht
deuten konnte.
„Warum seid ihr hier?“ fragte Mboora.
„Um diese Gefahr zu erkennen und euch zu helfen.“
Sie schwieg, dann fragte sie: „Wirst du auch mir helfen?“
„Wenn ich kann,ja-aber warum gerade dir?“
„Weil mich mein Volk töten wird, wenn es erfährt,
daß ich dir alles erzählte.“ Seymour stand auf und
half der Frau dabei; die Plastikelemente des Schmuckes klirrten
leise. Zusammen gingen sie den Weg zum Raumschiff; dann bog Seymour
ab und geleitete Mboora hinauf in die Siedlung.
„Ist Kvoogh der Mann, den du gewählt hast?“
fragte Seymour.
Sie nickte in der Dunkelheit. „Ja.“
„Wenn du in Gefahr bist, lauf zum Schiff und frag nach mir.
Wir haben Mittel und Wege, um Übereifrige aufzuhalten.
Versprichst du mir das?“
„Ja“, sagte sie. „Ja, Terraner Seymour.“
„Ich danke dir, daß du mir die Wahrheit gesagt hast.
Wir sind hierher verschlagen worden, um eine Aufgabe zu erfüllen.
Das ist der Grund. Und wir werden diese Aufgabe erfüllen.“
Sie blieb stehen.
„Wo ist deine Kuppel?“ fragte sie Seymour. Mboora
machte eine vage Bewegung und deutete auf den Hang des flachen
Hügels. Dort war, wie überall, ein bizarres Muster aus
dunklen, nur im Sternenlicht schimmernden und hellerleuchteten
Kuppeln zu sehen; wie Perlen verschiedener Färbung auf gelbrotem
Samt.
„Dort oben. Ich gehe, Seymour.“
Seymour nickte schweigend und verbeugte sich. Mit schnellen,
kurzen Schritten verschwand das Mädchen zwischen den Kuppeln.
Einige B’atarc, die auf dem Boden ihrer Behausung lagen, hoben
die Köpfe, sahen Seymour an und sanken wieder zurück.
4.
AufB’atarc hatte es etwas gegeben, das in der Lage war, aus
Säugetieren Pflanzen zu machen. Es war eine fast unbegreifliche
Vorstellung, aber es blieb keine andere Möglichkeit. Dies war
vor rund vierzig Jahren
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