PR TB 031 Die Spur Nach Andromeda
geschehen. Hatte es etwas gegeben...?
Nein, sagte sich Seymour Alcolaya. Es gab etwas. Der einzige
logische Schluß deutete daraufhin. Nichts riss ein ganzes
Raumschiff voller Terraner einfach aus einer anderen Milchstraße
heraus, brachte es in rasender Fahrt in den Halo der
Andromeda-Galaxis und setzte es sozusagen aufB’atarc ab, ohne
damit einen bestimmten Zweck zu verfolgen. Seymour schaltete den
Leseschirm ab, durch den seit fünf Stunden ein Standardwerk der
Biologie lief, und schob ihn zur Seite. Etwas war also hier
aufB’atarc. Aber was?
Eine Macht.... eine Maschine, die mit tödlich exakter
Präzision vollbrachte, was an sich schon ans Wunderbare grenzte:
Sie war in der Lage, die vererbbaren Eigenschaften der Chromosomen zu
verändern-in mehr als radikaler Form. Seymour las ein drittes
Mal nach:
Chromosomen sind im Zellkern nicht sichtbar, sondern im
Chromatingerüst maskiert und verdeckt enthalten. Erst zu Beginn
der Kernteilung werden sie wieder erkennbar und treten dann in einer
fürjede Spezies verschiedenen, aber stets den gleichen
Gesetzmäßigkeiten unterworfenen Anzahl und Form auf, die
sich nicht ändert. Diese Zahlenkonstanz und die Individualität
der Chromosomen gewährleistet bei gleichzeitiger Artreinheit die
notwendigen winzigen Variationen, die aber rassenbedingt nur einen
sehr engen Rahmen besitzen (Hautfarbe, Haarfarbe, Größe
usw.).
Es wurde experimentell mehr als zur Genüge nachgewiesen, daß
an bestimmte Chromosomen bestimmte Erbeigenschaften gebunden sind,
und zwar unlösbar.
Modifikationen: Unter bestimmten Umwelteinflüssen
(Gravitation, Temperatur, Luftökologie usw.) sind Modifikationen
beobachtet worden und im Regelfall innerhalb bestimmter
Toleranzgrenzen auch zu erwarten. Hier wird auf das Standardwerk
>Anpassung an die Umwelt-Aspekte und Grenzen< von Dr. R. Con
Scaiph verwiesen.
Mutationen: Während Modifikationen rückgängig zu
machen sind-Kolonisten verloren aufTerra ihre charakteristischen
Merkmale -, bleiben Mutationen erblich.
Sie treten plötzlich auf, nicht allmählich. Mutationen
können mit einer Vielzahl von Strahlen (siehe dort) eingeleitet
werden; in der Regel sind die Ergebnisse ungezielt. Bisher gelang es
nur in wenigen Fällen, gezielte Mutationen hervorzurufen.
Zukünftig wird diesem Forschungsbereich verstärkte
Aufmerksamkeit zuteil werden. Die Forschungen Dr. Stuart Rushbrooks
und deren Ergebnisse bewiesen, daß gezielte Mutation möglich
ist. Sie wird sichjedoch stets darauf beschränken, die Wesens-
und Erscheinungsmerkmale der betreffenden Rasse zu erhalten.
Auszug: Biologie III von Carl Freash, Zellbiologe.
„Das ist der Stand der terranischen Wissenschaft-in einer
anderen Milchstraße!“ sagte der Kapitän halblaut und
schaltete das Lesegerät aus und steckte die Spule zurück.
Es war spät; Seymour räumte die Schreibplatte ab,
duschte sich und legte sich schlafen. Nach dem Frühstück,
zu dem sich die Männer des Schiffes in der Messe trafen, sagte
Seymour:
„Ich habe gestern folgendes herausgefunden...“
Er erzählte seinen Leuten, was er wusste. Dann wandte er sich
an Sasaki und sagte: „Wir werden uns noch einen Tag lang hier
aufhalten, um das Bild abzurunden und die restlichen Fragen zu
stellen, dann starten wir.“
„Wohin?“
„Einfach hinaus in den Raum!“ Seymour deutete zur
Decke. „Wir suchen etwas. Wir haben entsprechende Detektoren,
mit denen wir fast sämtliche Arten von Strahlen und Impulsen
orten und anmessen können. Ich bin fast davon überzeugt,
daß wir etwas finden.“
„Wie soll dieses >Etwas< aussehen, Käpten?“
fragtejemand.
Seymour hob die Schultern. „Ich weiß es nicht. Auch
diese B’atarcfrau wusste es nicht. Sie erzählte nur
Tatsachen und stellte keine Vermutungen an.“
„Vielleicht ist es sogar unterirdisch?“
„Das ist schlecht möglich, denn sonst würden diese
Strahlen nicht alle B’atarc erreichen, nicht die gesamte
Oberfläche bestreichen. Ich weiß allerdings immer noch
nicht, warum dieses Volk in Bäume verwandelt werden soll.“
Darauf gab es keine Antwort.
Es war wieder Abend; M’accabi versank im Meer, und alle
Gegenstände warfen lange Schatten. Seymour saß im Sand, an
eine der Landestützen der VANESSA gelehnt und dachte nach; alle
möglichen Gedanken schossen wild durch seinen Kopf. Immer noch
fragte er sich: Warum wurden die B’atarc verwandelt, und wer
verwandelte sie?
Plötzlich hörte er Lärm. Er stand auf und sah sich
um. Der Lärm kam aus der Siedlung,
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