PR TB 040 Herr über Die Toten
die auf
Seven vorkommenden faustgroßen Kristalle fürchteten, die
Illusionskristalle… !
“Woran denken Sie, Sir?” fragte eine weibliche Stimme
aus dem Lautsprecher meines Helmtelekoms.
“Daran, warum die Meister der Insel so große Furcht
vor den Illusionskristallen empfanden”, entgegnete ich leise.
“Bei allem Haß auf diese grausamen Wesen muß ich
doch ihre übermenschliche Intelligenz anerkennen. Sie würden
einen Planeten nicht derartig Verwüsten, wenn ihre Furcht nicht
durch Tatsachen begründet wäre.”
“Ich glaube, da irren Sie sich, Sir”, fiel eine andere
Stimme ein. Es war die von Michael Vorbeck. “Die MdI leiden
unter einem überspitzten Sicherheitsbedürfnis, das bereits
an Hysterie grenzt. Sie haben Seven einfach deshalb unbewohnbar
gemacht, weil sie auch das geringste Risiko ausschalten wollten. Ich
denke, um die Kristalle werden sie sich danach überhaupt nicht
mehr gekümmert haben.”
Ich antwortete nicht darauf. Vielleicht hatte Mischa recht. Dann
war das Verbrechen der Herren Andromedas noch weitaus stärker zu
verurteilen.
Nachdem ich meinen Helmtelekom auf größere Reichweite
eingestellt hatte, rief ich Samson Caluga. Der Navigator war in der
Space-Jet geblieben, um uns von dort aus Rückendeckung zu geben.
“Wir gehen jetzt zu der Stelle, die uns Captain Eyseman
bezeichnete”, sagte ich. “Verlassen Sie aufkeinen Fall
das Schiff, Leutnant Caluga!”
“Zu Befehl, Sir!” erwiderte Samson mürrisch. Er
schien ungehalten darüber zu sein, daß er im Schiff
bleiben mußte, während die anderen hinausgehen durften in
die unheimliche Welt der Illusionskristalle.
Ich lächelte ein wenig ironisch.
Wahrscheinlich würde unsere Arbeit auf Seven mehr langwierig
als unheimlich sein. Damals ahnte ich noch nicht, wie sehr ich mich
damit irrte.
Finch, Elena und Mischa waren unterdessen fast zwanzig Meter weit
vorausgegangen. Ich beeilte mich, ihnen zu folgen. Der Wind
behinderte mich kaum. Die Glätte des Eises wurde durch die
griffigen Plastiksohlen meiner Stiefel unwirksam gemacht. Nur vor den
Pfützen flüssigen Ammoniaks nahm ich mich in acht.
Finch eilte auf einen schmalen Durchlaß in einer Mauer von
Eisblöcken zu. Elena hielt sich dicht hinter ihm, und Mischa
wiederum hatte sich an Elenas Fersen geheftet. Der Leutnant glaubte
anscheinend, er müsse die Frau vor unbekannten Gefahren
beschützen.
Der Wind nahm etwas an Heftigkeit zu, noch bevor ich den Durchlaß
erreicht hatte. Er winselte stoßweise im Empfänger des
Außenmikrophons. Die amorphe Masse dahintreibender Eiskristalle
reichte mir bereits bis zu den Knien. Hoffentlich stieg sie nicht
noch höher. Das würde das Vorwärtskommen erheblich
erschweren.
Vor mir bewegten sich die breiten Schultern Leutnant Vorbecks. Der
junge Mann stapfte unbeirrt vorwärts. Die gegen den Helm
prasselnden Eiskristalle schienen ihn nicht im geringsten zu stören.
Nach etwa fünfzig Metern versperrte uns eine Schneewehe den
Weg. Sie reichte Finch Eyseman bis zur Brust und widerstand allen
Versuchen, auf ihr zu gehen.
Finch blickte zu den Eiswänden empor, die links und rechts
aufragten.
“Zu steil!” bemerkte er trocken.
Ehe ich es verhindern konnte, hatte er seinen Impulsstrahler
gezogen und mit minimaler Energie geschossen. Die Schneewehe löste
sich in Dampf auf.
Im letzten Augenblick unterdrückte ich meine Regung, den
Captain wegen seines vorschnellen Handelns zu tadeln. Was hätte
ich als Grund dafür angeben sollen? Etwa, daß die
Energieentladung seiner Waffe geortet werden konnte?
Auf Seven gab es niemanden, der etwas orten konnte - außer
Leutnant Caluga in der SJC-101…
3.
“Hier muß es gewesen sein!” rief Captain
Eyseman.
Er stand auf einer bucklig gewölbten Ebene und deutete auf
den Turm übereinander liegender Eisquader, der gleich einem
Monument in den graugrünen Abendhimmel stach.
“Hier materialisierten Gucky und ich, nachdem die
Transmitterfalle auf Modul uns nach Seven versetzt hatte. Irgendwo in
der Nähe, vermutlich unter dem Eis, muß der
Gegentransmitter stehen.”
Ich sagte nichts darauf. Die Erregung schnürte mir die Kehle
zu. Meine Muskelarterien und -venenjagten das Blut rasend schnell
durch den Körper. Vor meinen Augen lag ein flimmernder Schleier.
Mühsam riß ich mich zusammen und winkte Michael.
Der Leutnant handelte bereits. Er zog den rechteckigen, flachen
Kasten aus der Gürtelhalterung. Langsam drehte er an den
Stellknöpfen. Eine grüne Lampe leuchtete über
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