PR TB 040 Herr über Die Toten
sich nach anfänglicher
Verkrampfung schnell wieder. “Wir könnten uns den Rückweg
mit den Desintegratoren freischießen”, sagte er gedehnt.
“Aber wir werden es nicht tun.”
“Warum nicht?” fragte Caluga mit funkelnden Augen.
Leutnant Vorbeck lächelte kalt.
“Weil die Unbekannten überhaupt nicht beabsichtigen,
uns in einer Falle festzuhalten. Denk doch einmal genau nach… !”
“Oh…” Samson Caluga grinste verlegen. “Natürlich
wissen unsere ‘Freunde’ ebenfalls, daß sie uns mit
einem Panzerschott nicht aufhalten können. Also muß ihre
Maßnahme einen anderen Grund haben. Es fragt sich nur,
welchen.”
“Das allerdings möchte ich auch gern erfahren.”
Michael starrte auf die Metallplastikwand, die sich etwa fünfzig
Meter vor ihnen befand. Dann kniff er die Lippen zusammen und
lauschte. Von irgendwoher drang das dumpfe Poltern und Murmeln
schwerer Pumpaggregate an sein Ohr.
Dennoch begriff er erst, als sich die nahe Metallplastikwand vor
ihnen öffnete und in der Decke verschwand.
Ein Blick auf den Analysator an seinem Handgelenk verriet ihm die
Wahrheit.
Die Wasserstoff-Methan-Atmosphäre war gegen eine
Sauerstoffatmosphäre ausgetauscht worden - mit einer
Zusammensetzung, die auch für einen Erdmenschen atembar war.
Im selben Augenblick begriff auch Caluga.
Er lachte schallend, bis Vorbeck ganz nahe an seine
Individualsphäre herantrat und ihm prüfend und besorgt ins
Gesicht sah.
“Nein, ich bin nicht übergeschnappt”,
beantwortete er die unausgesprochene Frage. “Ich lache nur
darüber, daß uns die Unbekannten für so naiv halten.”
“Inwiefern naiv… ?” fragte Michael und stieß
einen leisen Pfiff aus. “Ich verstehe. Du meinst, man hätte
die Atmosphäre nur deshalb ausgetauscht, weil man hofft, wir
würden leichtsinnig werden und unsere Sphären
desaktivieren, vielleicht sogar unsere Helme öffnen!”
“Genau das meine ich, Mischa!”
Leutnant Vorbeck dachte einige Sekunden lang nach, dann schüttelte
er den Kopf. “Vielleicht hast du recht, vielleicht aber auch
nicht. Jedenfalls glaube ich nicht, daß die Unbekannten nur
unseretwegen eine Schleuse sowie Pumpaggregate installierten, ganz
abgesehen davon, daß dafür die Zeit nicht gereicht hätte.
Ich denke vielmehr, die Bewohner dieser Anlage müssen
Sauerstoffatmer sein wie wir, und sie haben natürlich kein
Interesse daran, die giftige Atmosphäre Sevens hereinzulassen.”
“Und warum sperren sie dann ihre eigentliche Anlage nicht
einfach gegen uns ab?” “Weil sie wissen, daß das
nutzlos wäre. Wir haben das erste Schott zerstört und
würden natürlich auch das zweite zerstören. Dann aber
hätten sie die giftige Atmosphäre in ihrer gesamten Anlage
- oder doch zumindest in einem großen Teil davon.
Selbstverständlich müssen wir damit rechnen, daß sie
sofort zuschlügen, würden wir unvorsichtig handeln. Aus
diesem Grund lassen wir die Sphären aktiviert. Sie sind
anscheinend ein vollkommener Schutz, andernfalls hätte man
längst einen Angriff
versucht.” “Hm!” machte Caluga. “Du
könntest recht haben. Gehen wir also weiter!” “Ja,
gehen wir weiter!”
Sie schalteten ihre Mikrotriebwerke wieder ein und ließen
sich von ihnen in den Teil der Anlage treiben, der sich nun vor ihnen
geöffnet hatte. Anfänglich war kein Unterschied zum ersten
Teil zu erkennen. Die Tunnelwände bestanden weiterhin aus einer
glasartigen Substanz, durch die diffuses Licht schimmerte.
Doch nach etwa fünf Minuten stießen sie auf eine
halbkugelförmige, etwa acht Meter durchmessende Halle.
In den Wänden der Halle befanden sich hohe, breite Öffnungen,
und die Luft dahinter zeigtejenes charakteristische Flimmern, wie es
den beiden terranischen Offizieren nur zu gut bekannt war.
Antigravlifts!
Es waren sechs Röhren, die sämtlich vier Meter über
dem Hallenboden endeten. Man konnte die Lifts also nur benutzen, um
in tiefere Etagen zu gelangen.
Michael Vorbeck betrachtete sie mit gefurchter Stirn.
“Mir wird immer mehr klar”, sann er, “daß
wir uns in den Unbekannten gewaltig täuschten. Schiffbrüchige,
die sich in Not befinden, können derartige Anlagen nicht
errichten. Sie hatten es also von Anfang an darauf abgesehen, uns in
eine Falle zu locken und unschädlich zu machen… !”
“Das ist mir schon lange klar!” entgegnete Samson
abfällig.
“Du bistja auch ein schlaues Kind”, gab Michael
ironisch zurück. “Dann kannst du mir vielleicht auch
verraten, warum sie das
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