PR TB 040 Herr über Die Toten
meinerAhnen… !
“Wir haben die SJC-101 zu unserem Lagerplatz geholt. Es wäre
sinnlos gewesen, noch länger Versteck zu spielen…”
Die Erinnerung fiel mit der Brutalität eines Hammerschlages
über Lunors Geist her. Er wußte, was ihn an der Stadt Maa
Duun so beunruhigt hatte, warum sie ihm vertraut und doch fremd
vorgekommen war, weshalb er ahnte, daß er nicht nach seinem
eigenen, freienWillenhandelte… !
Er wußte auch, wem die beiden anderen Anzüge gehörten:
Den kleinsten hatte die terranische Neurologin Elena Jossipowa
getragen, den anderen der Captain der Imperiumsflotte Finch Eyseman.
Ein hartes Lächeln umspielte Lunors Lippen.
“Jossipor und Eysan!” murmelte er. “Und Lunor…
!”
*
Ich war wieder ich selbst: Baar Lun, der letzte der Dunkelwelt,
der nach Greenish-7 gekommen war, um ein Traumbild der Stadt Maa Duun
zu suchen.
Warum war ich eigentlich niemals auf den Gedanken gekommen, daß
die Stadt meiner Ahnen noch existierte?
Wie hatte ich glauben können, die Meister der Insel hätten
die Stadt ausgelöscht, nachdem sie alle meine Vorfahren
deportieren?
Maa Duun lebte noch!
Aber diejenigen, die in ihr wohnten, glichen dem Großen Volk
nicht stärker als mir mein Schatten.
Das Rätsel um die stetige Zunahme der Geisteskrankheiten
schien sich lösen zu wollen. Intelligente Wesen, die ihrer
Entscheidungsfreiheit beraubt sind und nur einem fremden geistigen
Zwang gehorchend, gleich Marionetten auf einer Bühne sich
bewegten, mußten im Laufe der Zeit schizophren werden. Die
Sensitivkinos beschleunigten den Prozeß der Bewußtseinsspaltung
noch.
Doch wer waren diese Wesen, diejetzt die Stadt meinerAhnen
bevölkerten?
Gehörten sie zum Großen Volk?
Oder waren es Verbannte eines anderen Volkes, einer anderen
humanoiden Rasse, die ebenfalls deportiert und verstreut worden
war… ?
Hatten die Meister der Insel die Stadt Maa Duun einfach von der
Oberfläche des siebenten Planeten der Sonne Greenish genommen
und in einem gigantischen Hohlraum wieder abgesetzt?
Oder war Maa Duun mitsamt seiner ehemaligen Umgebung und seiner
Sauerstoffatmosphäre nur in eine andere Existenzebene versetzt
worden - und die meisten Einwohner hatten darin bleiben dürfen?
Die letztere Vermutung würde vieles erklären - und vor
allen Dingen logisch erklären. Es mochte sein, daß damals
nur diejenigen meiner Ahnen nach Gleam und Modul deportiert worden
waren, die den Meistern der Insel gefährlich erschienen - so wie
ich beispielsweise, der ich infolge meiner vollendeten Beherrschung
jeglicher Energieformen aus dem geistigen Käfig hatte ausbrechen
können, dessen Wirksamkeit ja auch auf irgendeiner Art von
Energie basieren mußte!
Elena, Finch und ich mußten dem Geheimnis der gläsernen
Stadt auf der Spur gewesen sein. Darum hatten die von den Herren
Andromedas eingesetzten Wächter uns in eine Falle gelockt - auf
eine so naive Art und Weise, daß ich bei dem Gedanken daran vor
Scham errötete.
Nach unserer Überwältigung waren wir anscheinend einer
Gehirnwäsche unterzogen worden.
Seitdem lebten wir in Maa Duun, fühlten uns als Bürger
dieser Stadt und wunderten uns lediglich über die sich häufenden
Fälle von Schizophrenie.
Elena und Finch… !
Ich mußte sie so schnell wie möglich aufklären.
Gemeinsam fiel uns dann vielleicht ein, wie wir uns aus diesem
getarnten Gefängnis befreien konnten!
Rasch wandte ich mich um und lief wieder hinein in die grenzenlose
Finsternis. Ich stieß gegen glasharte Wände, strauchelte
auf dem glatten Mosaikboden und ertastete endlich die Öffnung,
durch die ich hereingekommen war.
Der Wächter am Hauptportal war verschwunden.
Ich wunderte mich nicht darüber, obwohl die Tatsache, daß
der Tempel des Gedächtnisses ungeschützt dastand, mich
hätte stutzig machen sollen.
Aber meine Gedanken waren viel zu sehr mit der wiedergefundenen
Identität beschäftigt, als daß etwas anderes in mein
Bewußtsein vordringen konnte.
Maa Duun, die altehrwürdige Stadt meiner Väter ein
Gefängnis! Ein Gefängnis, wie es kein zweites im Universum
gab! Gefangene, die nicht wußten, daß sie Gefangene
waren!
Wieder nahm ich den Weg durch den Rand der Wildnis. Ich durfte es
nicht riskieren, aufzufallen - nicht jetzt, da ich die Wahrheit
kannte! Außerdem wußte ich, daß die Strauchechsen
mir nicht gefährlich werden konnten. Mit Hilfe meines
Hypnosescheinwerfers vermochte ichjeden eventuellen Angriff
abzuwehren. Dennoch bemühte ich mich, keine Steine oder
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