PR TB 054 Das Monsterhirn
nicht erwartet. Das war sein einziger Vorteil, und er
nutzte ihn wohl. Der erste Quentiner erhielt einen mörderischen
Faustschlag, der ihn mit ausgestreckten Armen zu Boden sandte. Der
zweite, aufmerksam geworden, wich zurück. Redhorse setzte mit
einem mächtigen Sprung über den flammenden Holzhaufen
hinweg und packte ihn von der Seite. Der Mann war kräftig, und
die Angst verlieh ihm ungeahnte Fähigkeiten. Redhorse brauchte
eine Weile, bevor er ihn unschädlich machen konnte.
Er fuhr herum. Das Feuer hatte den gesamten Haufen ergriffen. Noch
hatten die Flammen den Höhepunkt der Intensität nicht
erreicht, aber selbst das letzte Stückchen Holz hatte angefangen
zu brennen, und die flackernde Glut strömte Hitze aus.
Don Redhorse warf sich nach vorne. Beißende Glut versengte
ihm die Haut, rasierte die Brauen und den kurzgeschorenen Haarkamm.
Er hatte die Augen geschlossen und achtete nicht auf den Schmerz.
Wühlend, um sich schlagend, tretend und schaufelnd riß er
den Scheiterhaufen auseinander, sandte glühende, brennende
Scheite nach allen Richtungen davon und ruhte nicht eher, als bis er
die Augen öffnen konnte, ohne daß ihm das grelle, wütende
Licht des Feuers in die Pupillen drang.
Er schnappte einen Augenblick lang Luft, schwankend vor Schwäche
und Schmerz, unter den Füßen nur noch glimmende Funken.
Aus dem Wald stieg Rauch auf. Aber der Boden war zu naß, um
einem einzelnen Scheit ausreichende Nahrung geben zu können.
Die Gefahr war gebannt. In Popaque würde man das Feuer nicht
sehen können, das Popan Mirz auf die drohende Gefahr hatte
aufmerksam machen sollen.
Don Redhorse stand noch inmitten des von den Flammen geschwärzten
Kreises, als der Boden plötzlich zu zittern begann. Und Sekunden
später drang aus der Richtung, in der Popaque lag, das gedämpfte
Geräusch wilder, ängstlich schreiender Stimmen.
Da wußte er, daß er sich nicht täuschte. Die Erde
zitterte, der Dschungel rauschte und die Menschen schrien vor Angst,
als Opal, der Geist der Maschine, der Tyrannei des Übergehirns
ein Ende machte.
Popan Mirz lag in den letzten Zügen. Stechender Schmerz, fuhr
Don Redhorse plötzlich durch den Schädel, als hätte
Popan sich in letzter Sekunde noch entsonnen, wem er das Übel zu
verdanken hatte - aber er hatte sich auf seine Wächter
verlassen, und das Unheil traf ihn unvorbereitet. Was er auch immer
vorgehabt haben mochte, er besaß nicht mehr genug Kraft, um es
auszuführen. Der Schmerz verebbte rasch, und das Zittern der
Erde beruhigte sich.
Don Redhorse schrie - einen Schrei höchsten Triumphs, den
Schrei des Siegers. Er spürte nicht mehr, wie die Kräfte
ihn endgültig verließen. Popan Mirz war tot, Quentin
befreit. Er taumelte und stürzte außerhalb des
schwarzgebrannten Kreises.
Popan Mirz ist tot!
11.
Als er zu sich kam, brannte ihm das gelbe Licht von Fackeln in den
Augen. Er sah die unbeweglichen Gestalten einiger Quentiner. Wenn er
den Kopf zur Seite drehte, erschien die Ragnatu in seinem Blickfeld,
mit verschlossener Miene und bitter. Neben ihm standen Ernie Gifford,
Pido Gant, Ari Brissard, Erka Heerd und Boduin Lassanga. Sie waren
gefesselt, und hinterjedem stand einer von Rras Leuten als Wache.
„Diese Geschöpfe haben den Tod verdient!"
verkündete die Ragnatu. „Sie haben Verrat gegen den
allmächtigen Popan Mirz im Sinn. Wir bringen sie zur Stadt. Dort
wird ihnen widerfahren, was ihnen gebührt."
Don Redhorses Bewußtsein kämpfte sich an die
Oberfläche. Zwei Quentiner griffen ihm unter die Arme und rissen
ihn in die Höhe. Er schrie auf. Er schien am ganzen Körper
keinen Quadratzentimeter Haut mehr zu haben, der nicht schmerzte.
Die verworrenen Schreie aus der Stadt waren verstummt. Rra hatte
die Bedeutung der Stunde nicht erkannt. Sie wußte nicht - oder
weigerte sich zu glauben -, daß Popan Mirz nicht mehr lebte.
Don Redhorse fing an zu lachen. Sosehr der Schmerz in ihm tobte,
so schwach er war - er lachte, daß es von den Bäumen
widerhallte. Sechs Terraner, die soeben das mächtigste Wesen des
Andromeda-Nebels besiegt hatten - mit Hilfe eines Hypergeschöpfes,
für dessen Entstehung sie selbst verantwortlich waren -, sechs
Terraner ließen sich von einer Handvoll mittelalterlich
ausgerüsteter Wachen gefangennehmen und wegführen.
Auf dem Weg in die Stadt pendelte Redhorse zwischen Bewußtsein
und Ohnmacht hin und her. Er wußte, daß er heftige
Verbrennungen erlitten hatte und daß er dringend einen Arzt
brauchte. Aber die eigene
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