PR TB 056 Bruder Der Stahlernen Wölfe

denken, Gebieter, wenn Sie nach ARKON
fliegen?« fragte Rico. Ich richtete mich auf und erstarrte. Ich
wußte nicht, welche Programmierung an dieser Frage schuld war.
    »Warum?« erkundigte ich mich mißtrauisch.
    »Mein Speicherinhalt würde eine wertvolle Bereicherung
erfahren, wenn ich ARKON wiedersehen könnte.«
    Ich lachte erstaunt auf.
    Ein Robot mit dem positronischen Äquivalent von Heimweh! Er
ahnte in seiner metallenen Naivität nicht, wie sehr ein lebendes
Wesen davon abhängig war, aber er fragte, ob ich ihn
zurücklassen würde!
    »Ich nehme dich mit«, versprach ich halblaut. »Wenn
mein Plan Erfolg hat.«
    »Danke, Gebieter.«
    Ich verließ die Kuppel, betrat die Schleuse und schleuste
mich aus. Der Energieschirm hielt Wasser und Druck zurück, und
die Antigravscheibe schwebte innerhalb des kugelförmigen
Schutzfeldes. Der Rest war einfach. Ich brauchte mich nur zu
orientieren und loszufliegen. Ich raste fast fünf Stunden lang
durch die Nacht und gelangte, mein früheres Ziel weit hinter mir
lassend, auf eine Geländeformation, die in der angedeuteten Form
eines menschlichen Fußes von Nordwest nach Südost in das
Binnenmeer hineinragte. Dort, auf der Insel, die dem spitzen Ende
vorgelagert war, deponierte ich die kleine Bombe und aktivierte sie.
    Und als die Sonne aufging, begann ich zu arbeiten.
    ***
    Ich hatte ihre Namen programmieren lassen; alte arkonidische
Begriffe. Einer von ihnen hörte auf »Truc«, der
andere auf »Asser«. Jetzt aktivierte ich die beiden
Robots. Sie begannen sich zu bewegen, schüttelten sich und
rissen die Köpfe hoch. Dann begannen die Ohren zu kreisen, die
Augen leuchteten, und die Fangzähne blitzten in den ersten
Sonnenstrahlen. Ich hatte ihnen das Aussehen zweier Wölfe
gegeben. Das nahezu unzerreißbare Fell war tiefschwarz, fast
blauschimmernd, in den Schultern erreichten die künstlichen
Wölfe eine Höhe von hundertfünfzehn Zentimetern. Jeder
von ihnen wog knapp hundert Kilogramm.
    »Truc!« sagte ich scharf.
    Er sprang auf die Füße, riß den Rachen auf und
stürzte auf mich los. Einige Zentimeter vor meinen Knien stoppte
er auf der Stelle, mit robotischer Präzision, und starrte mich
aus roten Augen an. Die spitzen Ohren drehten sich in meine Richtung.
    »Dieser Baum dort. Renne hin, so schnell du kannst, kehre um
und bleibe hier stehen, Truc.«
    Der Wolf warf sich herum, stob davon und raste zu dem etwa
dreihundert Meter entfernten Baum. Auf diesem Weg übersprang er
vier umgestürzte Baumstämme, durchbrach eine Hecke mit der
Geschwindigkeit und der Brisanz eines Geschosses, hetzte über
eine Grasfläche und stöberte dabei zahlreiche kleine Tiere
auf und umrundete den Baum. Ich konnte gerade noch erkennen, daß
sich der schwarze Wolf fast in einen Fünfundvierzig-Grad-Winkel
zum Boden legte, dann wieder beschleunigte und auf demselben Weg
zurückkam. Irgendwie vermißte ich den Geruch nach Raubtier
und das Hecheln des Wolfes.
    »Ausgezeichnet«, sagte ich zufrieden. »Asser!«
    Asser bewies, indem er einen anderen Auftrag durchführte, daß
er eine Konstruktion mit den gleichen Vorzügen war. Ich sah ihm
zu, schaltete das Antigravfeld ein und spannte die Feder des
primitiven Gerätes, das ich zusammen mit Rico gebastelt hatte:
Zwei starke Federn schnellten vergiftete Nadeln aus dünnen
Röhren. Sie trafen in einer Entfernung von zwanzig Schritten
einigermaßen genau.
    »Ihr folgt mir auf alle Fälle, komme was wolle«,
sagte ich und erhob mich drei Meter über den Boden. Dann
schwebte ich in die Richtung, in der ich vor einer Stunde die riesige
Herde gesehen hatte. Eine der letzten, die hier lebten; die meisten
Tiere dieser Art zogen sich in den Nordosten des riesigen
Zentralkontinents zurück.
    Leise liefen die Wölfe hinter meinem Schatten her, der
langgezogen über die Büsche kletterte, durch Rinnsale
huschte und sich in Baumgruppen verlor. Zwanzig Minuten schwebte ich
geradeaus, dann sah ich die grasenden Tiere. Es waren mehr als
tausend Stück. Ich ging höher und schaltete das Triebwerk
auf geringste Leistung.
    »Ihr wartet hier, Truc und Asser.«
    Die künstlichen Wölfe blieben auf der Stelle stehen.
    Ich umkreiste die Herde der Wildpferde. Sie ließen sich
durch meinen Schatten kaum stören und weideten weiter. Der
Geruch nach Tier schlug in meine Nase, aber ich wußte, daß
ich mich an wesentlich schlimmere Gerüche gewöhnen mußte
in den nächsten Tagen.
    Ich suchte mir die beiden stärksten Hengste aus. Ich hatte
nicht vor, den Weg zu den